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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Wider Antenors
Bücher-Dieb/
Empfangen/ und wider abgefertiget
Durch
Nectarium Butyrolambium, Ambros.
Mellilambii Consobrinum,
der Artzney-Kunst
Liebhabern.


NEctarius Butyrolambius, ein Liebhaber der Artzney-
Kunst/ war einsmals von Besuchung vieler Patienten/
und medicinalischen Verschreibung in die Apothecken/
sehr ermüdet/ und eylete in seine Behausung/ Ruhe zu su-
chen. Als er nun dahin kam/ fand er seinen guten und alten Freund
Mussidorem, einen Rechtsgelehrten/ welcher in seinem Abwesen deß
also genanten Antenoris, Holländischen Pratgen/ Freund in der
Noth/ Mellilambium, Lucidor, sieben böse Geister/ und andere deß
Schlages Bücher/ auff dem Tisch ligend gefunden/ und biß auff
Butyrolambit Zukunfft sich darinn ersehen hatte. Als nun Buty-
rolambius
seinen guten Freund Mussidorum freundlich willkommen
geheissen/ und was neues wäre? gefraget: Zog Mussidorus ein
Büchlein von Antenorn ediret/ und Bücher-Dieb rubriciret/ her-
für/ sagte/ daß er solches mit Verwunderung durchlesen/ und weil
er nicht zweiffelte/ Butyrolambius es auch würde schon gesehen ha-
ben/ als bete er/ daß er ihn davon unterrichten/ und sein Gutachten
über dieses Büchlein sagen möchte.

Butyrolambius entschuldigte sich seiner Müdigkeit halben/ daß
er jetzo zum lesen nicht geschickt wäre/ insonderheit weil er zuletzt
von einem wunderlichen Menschen kommen/ bey welchem keine
Artzney mehr helffen wolte/ und weil er anhübe auch die Medicos
und Apothecker/ die ihn clystieren wollen/ zu schlagen/ man ihn ehe-

sten


Wider Antenors
Buͤcher-Dieb/
Empfangen/ und wider abgefertiget
Durch
Nectarium Butyrolambium, Ambroſ.
Mellilambii Conſobrinum,
der Artzney-Kunſt
Liebhabern.


NEctarius Butyrolambius, ein Liebhaber der Artzney-
Kunſt/ war einsmals von Beſuchung vieler Patienten/
und medicinaliſchen Verſchreibung in die Apothecken/
ſehr ermuͤdet/ und eylete in ſeine Behauſung/ Ruhe zu ſu-
chen. Als er nun dahin kam/ fand er ſeinen guten und alten Freund
Muſſidorem, einen Rechtsgelehrten/ welcher in ſeinem Abweſen deß
alſo genanten Antenoris, Hollaͤndiſchen Pratgen/ Freund in der
Noth/ Mellilambium, Lucidor, ſieben boͤſe Geiſter/ und andere deß
Schlages Buͤcher/ auff dem Tiſch ligend gefunden/ und biß auff
Butyrolambit Zukunfft ſich darinn erſehen hatte. Als nun Buty-
rolambius
ſeinen guten Freund Muſſidorum freundlich willkommen
geheiſſen/ und was neues waͤre? gefraget: Zog Muſſidorus ein
Buͤchlein von Antenorn ediret/ und Buͤcher-Dieb rubriciret/ her-
fuͤr/ ſagte/ daß er ſolches mit Verwunderung durchleſen/ und weil
er nicht zweiffelte/ Butyrolambius es auch wuͤrde ſchon geſehen ha-
ben/ als bete er/ daß er ihn davon unterrichten/ und ſein Gutachten
uͤber dieſes Buͤchlein ſagen moͤchte.

Butyrolambius entſchuldigte ſich ſeiner Muͤdigkeit halben/ daß
er jetzo zum leſen nicht geſchickt waͤre/ inſonderheit weil er zuletzt
von einem wunderlichen Menſchen kommen/ bey welchem keine
Artzney mehr helffen wolte/ und weil er anhuͤbe auch die Medicos
und Apothecker/ die ihn clyſtieren wollen/ zu ſchlagen/ man ihn ehe-

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[109/1143] Wider Antenors Buͤcher-Dieb/ Empfangen/ und wider abgefertiget Durch Nectarium Butyrolambium, Ambroſ. Mellilambii Conſobrinum, der Artzney-Kunſt Liebhabern. NEctarius Butyrolambius, ein Liebhaber der Artzney- Kunſt/ war einsmals von Beſuchung vieler Patienten/ und medicinaliſchen Verſchreibung in die Apothecken/ ſehr ermuͤdet/ und eylete in ſeine Behauſung/ Ruhe zu ſu- chen. Als er nun dahin kam/ fand er ſeinen guten und alten Freund Muſſidorem, einen Rechtsgelehrten/ welcher in ſeinem Abweſen deß alſo genanten Antenoris, Hollaͤndiſchen Pratgen/ Freund in der Noth/ Mellilambium, Lucidor, ſieben boͤſe Geiſter/ und andere deß Schlages Buͤcher/ auff dem Tiſch ligend gefunden/ und biß auff Butyrolambit Zukunfft ſich darinn erſehen hatte. Als nun Buty- rolambius ſeinen guten Freund Muſſidorum freundlich willkommen geheiſſen/ und was neues waͤre? gefraget: Zog Muſſidorus ein Buͤchlein von Antenorn ediret/ und Buͤcher-Dieb rubriciret/ her- fuͤr/ ſagte/ daß er ſolches mit Verwunderung durchleſen/ und weil er nicht zweiffelte/ Butyrolambius es auch wuͤrde ſchon geſehen ha- ben/ als bete er/ daß er ihn davon unterrichten/ und ſein Gutachten uͤber dieſes Buͤchlein ſagen moͤchte. Butyrolambius entſchuldigte ſich ſeiner Muͤdigkeit halben/ daß er jetzo zum leſen nicht geſchickt waͤre/ inſonderheit weil er zuletzt von einem wunderlichen Menſchen kommen/ bey welchem keine Artzney mehr helffen wolte/ und weil er anhuͤbe auch die Medicos und Apothecker/ die ihn clyſtieren wollen/ zu ſchlagen/ man ihn ehe- ſten

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1143>, abgerufen am 23.05.2024.