Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite


Philandersons
DISCURS,

Mit drey klugen Rathgebern/
POMPONIO,
MOROLOGO,

und
FABULLO.
Von Antenors neulichst-begangener
Thorheit.


Philanderson.
ES hatte Cynthia ohngefähr dreymal ihr Gesicht
erfüllet/ als ein guter Kerl einen Discurs de Repu-
tatione Academica Studiosi inconsiderati,
in den
Parnassum einlieferte/ welcher auch von den meisten
Musen-Söhnen/ welche quid Iuris verstunden/ mit
sonderbarer Höfligkeit und Beliebung auffgenom-
men wurde/ bevorauß weil der Author in der Vorrede die Ursache/
so ihn denselben zu verfertigen angetrieben hatte/ in etwas berüh-
rete Gleich aber/ als er dasselbe schrieb/ kam ihm/ wie ich vermute/
Antenors Freund in der Noth under die Hände; weil denn in den-
selben etliche ungewöhnliche opiniones waren/ welche sich in sein
Gehirn nicht wolten bringen lassen/ brachte er in Gegentheil seine
Meynung mit wenigem zu Papier/ und ließ/ als ein obiter dictum,
mit hin passiren.

Aber was thät Antenor? Unhöfligkeit/ Zorn/ Rachgier/ und an-
dere dergleichen schöne Tugenden zogen in sein Gemüt/ so bald er
solches zu Gesichte bekommen/ mit gantzen Esquadronen ein: Jch mey-
ne/ wenn sie die Qualitäten deß Musquetenpulvers hätten/ sie würden
sich vor seinem erhitzten Geblüt entzündet/ und seine Glieder/ Haut
und Eingeweid in die 4. Theil der Welt zerstreut haben. Jch hört auch
unterschidlich/ als solt er alsbald ein unhöfliche charteque wider den
Autor. in Druck gegeben haben/ von welcher zwar jederman viel redete/
aber


Philandersons
DISCURS,

Mit drey klugen Rathgebern/
POMPONIO,
MOROLOGO,

und
FABULLO.
Von Antenors neulichſt-begangener
Thorheit.


Philanderſon.
ES hatte Cynthia ohngefaͤhr dreymal ihr Geſicht
erfuͤllet/ als ein guter Kerl einen Diſcurs de Repu-
tatione Academica Studioſi inconſiderati,
in den
Parnaſſum einlieferte/ welcher auch von den meiſten
Muſen-Soͤhnen/ welche quid Iuris verſtunden/ mit
ſonderbarer Hoͤfligkeit und Beliebung auffgenom-
men wurde/ bevorauß weil der Author in der Vorrede die Urſache/
ſo ihn denſelben zu verfertigen angetrieben hatte/ in etwas beruͤh-
rete Gleich aber/ als er daſſelbe ſchrieb/ kam ihm/ wie ich vermute/
Antenors Freund in der Noth under die Haͤnde; weil denn in den-
ſelben etliche ungewoͤhnliche opiniones waren/ welche ſich in ſein
Gehirn nicht wolten bringen laſſen/ brachte er in Gegentheil ſeine
Meynung mit wenigem zu Papier/ und ließ/ als ein obiter dictum,
mit hin paſſiren.

Aber was thaͤt Antenor? Unhoͤfligkeit/ Zorn/ Rachgier/ und an-
dere dergleichen ſchoͤne Tugenden zogen in ſein Gemuͤt/ ſo bald er
ſolches zu Geſichte bekom̃en/ mit gantzen Eſquadronen ein: Jch mey-
ne/ wenn ſie die Qualitaͤten deß Muſquetenpulvers haͤttẽ/ ſie wuͤrden
ſich vor ſeinem erhitzten Gebluͤt entzuͤndet/ und ſeine Glieder/ Haut
und Eingeweid in die 4. Theil der Welt zerſtreut habẽ. Jch hoͤrt auch
unterſchidlich/ als ſolt er alsbald ein unhoͤfliche charteque wider den
Autor. in Druck gegebẽ habẽ/ von welcher zwar jederman viel redete/
aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <pb facs="#f1125" n="91"/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <div n="1">
              <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Philandersons</hi><lb/>
DISCURS,</hi></hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">Mit drey klugen Rathgebern/</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">POMPONIO,<lb/>
MOROLOGO,</hi></hi><lb/>
und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">FABULLO.</hi></hi><lb/><hi rendition="#b">Von <hi rendition="#aq">Antenors</hi> neulich&#x017F;t-begangener<lb/>
Thorheit.</hi></head><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <div n="2">
                <sp>
                  <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Philander&#x017F;on.</hi> </hi> </speaker><lb/>
                  <p><hi rendition="#in">E</hi>S hatte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cynthia</hi></hi> ohngefa&#x0364;hr dreymal ihr Ge&#x017F;icht<lb/>
erfu&#x0364;llet/ als ein guter Kerl einen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Di&#x017F;curs de Repu-<lb/>
tatione Academica Studio&#x017F;i incon&#x017F;iderati,</hi></hi> in den<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Parna&#x017F;&#x017F;um</hi></hi> einlieferte/ welcher auch von den mei&#x017F;ten<lb/>
Mu&#x017F;en-So&#x0364;hnen/ welche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">quid Iuris</hi></hi> ver&#x017F;tunden/ mit<lb/>
&#x017F;onderbarer Ho&#x0364;fligkeit und Beliebung auffgenom-<lb/>
men wurde/ bevorauß weil der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Author</hi></hi> in der Vorrede die Ur&#x017F;ache/<lb/>
&#x017F;o ihn den&#x017F;elben zu verfertigen angetrieben hatte/ in etwas beru&#x0364;h-<lb/>
rete Gleich aber/ als er da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;chrieb/ kam ihm/ wie ich vermute/<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antenors</hi></hi> Freund in der Noth under die Ha&#x0364;nde; weil denn in den-<lb/>
&#x017F;elben etliche ungewo&#x0364;hnliche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">opiniones</hi></hi> waren/ welche &#x017F;ich in &#x017F;ein<lb/>
Gehirn nicht wolten bringen la&#x017F;&#x017F;en/ brachte er in Gegentheil &#x017F;eine<lb/>
Meynung mit wenigem zu Papier/ und ließ/ als ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">obiter dictum,</hi></hi><lb/>
mit hin pa&#x017F;&#x017F;iren.</p><lb/>
                  <p>Aber was tha&#x0364;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Antenor?</hi></hi> Unho&#x0364;fligkeit/ Zorn/ Rachgier/ und an-<lb/>
dere dergleichen &#x017F;cho&#x0364;ne Tugenden zogen in &#x017F;ein Gemu&#x0364;t/ &#x017F;o bald er<lb/>
&#x017F;olches zu Ge&#x017F;ichte bekom&#x0303;en/ mit gantzen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">E&#x017F;quadronen</hi></hi> ein: Jch mey-<lb/>
ne/ wenn &#x017F;ie die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Qualit</hi></hi>a&#x0364;ten deß Mu&#x017F;quetenpulvers ha&#x0364;tte&#x0303;/ &#x017F;ie wu&#x0364;rden<lb/>
&#x017F;ich vor &#x017F;einem erhitzten Geblu&#x0364;t entzu&#x0364;ndet/ und &#x017F;eine Glieder/ Haut<lb/>
und Eingeweid in die 4. Theil der Welt zer&#x017F;treut habe&#x0303;. Jch ho&#x0364;rt auch<lb/>
unter&#x017F;chidlich/ als &#x017F;olt er alsbald ein unho&#x0364;fliche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">charteque</hi></hi> wider den<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Autor.</hi></hi> in Druck gegebe&#x0303; habe&#x0303;/ von welcher zwar jederman viel redete/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
                </sp>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/1125] Philandersons DISCURS, Mit drey klugen Rathgebern/ POMPONIO, MOROLOGO, und FABULLO. Von Antenors neulichſt-begangener Thorheit. Philanderſon. ES hatte Cynthia ohngefaͤhr dreymal ihr Geſicht erfuͤllet/ als ein guter Kerl einen Diſcurs de Repu- tatione Academica Studioſi inconſiderati, in den Parnaſſum einlieferte/ welcher auch von den meiſten Muſen-Soͤhnen/ welche quid Iuris verſtunden/ mit ſonderbarer Hoͤfligkeit und Beliebung auffgenom- men wurde/ bevorauß weil der Author in der Vorrede die Urſache/ ſo ihn denſelben zu verfertigen angetrieben hatte/ in etwas beruͤh- rete Gleich aber/ als er daſſelbe ſchrieb/ kam ihm/ wie ich vermute/ Antenors Freund in der Noth under die Haͤnde; weil denn in den- ſelben etliche ungewoͤhnliche opiniones waren/ welche ſich in ſein Gehirn nicht wolten bringen laſſen/ brachte er in Gegentheil ſeine Meynung mit wenigem zu Papier/ und ließ/ als ein obiter dictum, mit hin paſſiren. Aber was thaͤt Antenor? Unhoͤfligkeit/ Zorn/ Rachgier/ und an- dere dergleichen ſchoͤne Tugenden zogen in ſein Gemuͤt/ ſo bald er ſolches zu Geſichte bekom̃en/ mit gantzen Eſquadronen ein: Jch mey- ne/ wenn ſie die Qualitaͤten deß Muſquetenpulvers haͤttẽ/ ſie wuͤrden ſich vor ſeinem erhitzten Gebluͤt entzuͤndet/ und ſeine Glieder/ Haut und Eingeweid in die 4. Theil der Welt zerſtreut habẽ. Jch hoͤrt auch unterſchidlich/ als ſolt er alsbald ein unhoͤfliche charteque wider den Autor. in Druck gegebẽ habẽ/ von welcher zwar jederman viel redete/ aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1125
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1125>, abgerufen am 18.05.2024.