Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

Bild:
<< vorherige Seite

Wolverdienter
Warheit Beyfall geben. Lebe wol unterm Schutz Gottes/ wel-
ches hertzlich wünschet.

Dein allzeit verbundener
Christianus Milichius.


DEr Glorwürdigste König in Schweden/
Carol Gustav, hatte schon eine weile dem Sarmati-
schen Gebiete seine siegreiche Waffen sehen lassen/ und
wurde gleich als zu einem Triumph nach Norden be-
ruffen/ umb dießseits Einwohnern zu weisen/ daß
Schwedische Tapfferkeit/ nicht eben in Bielheit und Mänge der
Soldaten/ sondern in Vorsichtigkeit derselben bestehe; Als mir/
weiß nicht durch was Gelegenheit/ eine Scharteck, intituliret. Di-
scursus de Reputatione Academica Studiosi inconsiderati,
zuhanden
kame; Jch/ wie ich begierig von Jugend auff gewesen/ etwas neues
zu sehen und zu lesen/ massen ich halte/ daß solche neue Lüsterung
mit mir viel gemein haben/ brache alsobald andern nohtwendigen
Geschäfften ein Stündgen ab/ und durchlase die Pasquill (den also
hätte billig der Nahme dieses Lumpen-Gedichts seyn sollen) Jch
hatte aber kaum etzliche Blätter durchwandert/ als ich sahe/ wohin
der nichts-erleuchtete Academische Meister/ seine Pasquillantische
Thorheit gerichtet. Jch kunte mich nicht gnugsam über die un-
verschämbte Grobheit deß Kerls/ welcher sich Bernhard Schmied
nennet/ verwundern/ muste zum theil lachen/ zum theil
auch mit hertzlich betrüben/ jenes/ umb daß mir sein Drecktat eben
so fürkam/ als wann die Jungen in der Schulen/ irgends eine Ora-
tion
machen wollen/ so pflegen sie zu lauffen/ nach ihren grossen Vo-
luminibus
darinn sie allerhand Sententias oder Phrases auffgeschriben/
auß selben raffen sie so vil zusamm/ daß sie endlich den vorgesetzten Bo-
gen voll bekommen/ es reim sich gleich recht oder linck. Also daucht mir
auch/ hat Bernd Schmid auß seinem grossen Parasibus Buche/ der-
gleichen Bernheuterey/ wie er in seinem Drektat vorbringet/ zu-
sammen gelesen/ und entlich mit dem Nahmen De Reputatione Aca-
demica
beleget. Jch verwundere mich/ daß H. M. Bernd solchen treff-
lichen Nahmen durch das Buch in der Welt ihm gemacht/ scilicet,
er hat numehro seinen Namen in den Dreck oder Druck wolt ich sa-
gen geben. Er wird nimmermehr sterben. Jn diesem seinem Drektat,
wird er leben/ auch wann er nicht lebet. Aber o elender Tropff/ hät-

testu

Wolverdienter
Warheit Beyfall geben. Lebe wol unterm Schutz Gottes/ wel-
ches hertzlich wuͤnſchet.

Dein allzeit verbundener
Chriſtianus Milichius.


DEr Glorwuͤrdigſte Koͤnig in Schweden/
Carol Guſtav, hatte ſchon eine weile dem Sarmati-
ſchen Gebiete ſeine ſiegreiche Waffen ſehen laſſen/ und
wurde gleich als zu einem Triumph nach Norden be-
ruffen/ umb dießſeits Einwohnern zu weiſen/ daß
Schwediſche Tapfferkeit/ nicht eben in Bielheit und Maͤnge der
Soldaten/ ſondern in Vorſichtigkeit derſelben beſtehe; Als mir/
weiß nicht durch was Gelegenheit/ eine Scharteck, intituliret. Di-
ſcurſus de Reputatione Academica Studioſi inconſiderati,
zuhanden
kame; Jch/ wie ich begierig von Jugend auff geweſen/ etwas neues
zu ſehen und zu leſen/ maſſen ich halte/ daß ſolche neue Luͤſterung
mit mir viel gemein haben/ brache alſobald andern nohtwendigen
Geſchaͤfften ein Stuͤndgen ab/ und durchlaſe die Paſquill (den alſo
haͤtte billig der Nahme dieſes Lumpen-Gedichts ſeyn ſollen) Jch
hatte aber kaum etzliche Blaͤtter durchwandert/ als ich ſahe/ wohin
der nichts-erleuchtete Academiſche Meiſter/ ſeine Paſquillantiſche
Thorheit gerichtet. Jch kunte mich nicht gnugſam uͤber die un-
verſchaͤmbte Grobheit deß Kerls/ welcher ſich Bernhard Schmied
nennet/ verwundern/ muſte zum theil lachen/ zum theil
auch mit hertzlich betruͤben/ jenes/ umb daß mir ſein Drecktat eben
ſo fuͤrkam/ als wann die Jungen in der Schulen/ irgends eine Ora-
tion
machen wollen/ ſo pflegen ſie zu lauffen/ nach ihren groſſen Vo-
luminibus
dariñ ſie allerhand Sententias oder Phraſes auffgeſchribẽ/
auß ſelben raffen ſie ſo vil zuſam̃/ daß ſie endlich den voꝛgeſetzten Bo-
gen voll bekom̃en/ es reim ſich gleich recht oder linck. Alſo daucht mir
auch/ hat Bernd Schmid auß ſeinem groſſen Paraſibus Buche/ der-
gleichen Bernheuterey/ wie er in ſeinem Drektat vorbringet/ zu-
ſammen geleſen/ und entlich mit dem Nahmen De Reputatione Aca-
demica
beleget. Jch verwundere mich/ daß H. M. Bernd ſolchen treff-
lichen Nahmen durch das Buch in der Welt ihm gemacht/ ſcilicet,
er hat numehro ſeinen Namen in den Dreck oder Druck wolt ich ſa-
gen geben. Er wird nimmermehr ſterben. Jn dieſem ſeinem Drektat,
wird er leben/ auch wann er nicht lebet. Aber o elender Tropff/ haͤt-

teſtu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div n="2">
                <p><pb facs="#f1088" n="54"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wolverdienter</hi></fw><lb/>
Warheit Beyfall geben. Lebe wol unterm Schutz Gottes/ wel-<lb/>
ches hertzlich wu&#x0364;n&#x017F;chet.</p><lb/>
                <closer>
                  <salute>Dein allzeit verbundener<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tianus Milichius.</hi></hi></salute>
                </closer>
              </div><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <div n="2">
                <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">D</hi>Er Glorwu&#x0364;rdig&#x017F;te Ko&#x0364;nig in Schweden/</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Carol Gu&#x017F;tav,</hi></hi> hatte &#x017F;chon eine weile dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sarmati-</hi></hi><lb/>
&#x017F;chen Gebiete &#x017F;eine &#x017F;iegreiche Waffen &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
wurde gleich als zu einem Triumph nach Norden be-<lb/>
ruffen/ umb dieß&#x017F;eits Einwohnern zu wei&#x017F;en/ daß<lb/>
Schwedi&#x017F;che Tapfferkeit/ nicht eben in Bielheit und Ma&#x0364;nge der<lb/>
Soldaten/ &#x017F;ondern in Vor&#x017F;ichtigkeit der&#x017F;elben be&#x017F;tehe; Als mir/<lb/>
weiß nicht durch was Gelegenheit/ eine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Scharteck, intituliret. Di-<lb/>
&#x017F;cur&#x017F;us de Reputatione Academica Studio&#x017F;i incon&#x017F;iderati,</hi></hi> zuhanden<lb/>
kame; Jch/ wie ich begierig von Jugend auff gewe&#x017F;en/ etwas neues<lb/>
zu &#x017F;ehen und zu le&#x017F;en/ ma&#x017F;&#x017F;en ich halte/ daß &#x017F;olche neue Lu&#x0364;&#x017F;terung<lb/>
mit mir viel gemein haben/ brache al&#x017F;obald andern nohtwendigen<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;fften ein Stu&#x0364;ndgen ab/ und durchla&#x017F;e die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pa&#x017F;quill</hi></hi> (den al&#x017F;o<lb/>
ha&#x0364;tte billig der Nahme die&#x017F;es Lumpen-Gedichts &#x017F;eyn &#x017F;ollen) Jch<lb/>
hatte aber kaum etzliche Bla&#x0364;tter durchwandert/ als ich &#x017F;ahe/ wohin<lb/>
der nichts-erleuchtete <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Academi</hi></hi>&#x017F;che Mei&#x017F;ter/ &#x017F;eine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pa&#x017F;quillanti</hi></hi>&#x017F;che<lb/>
Thorheit gerichtet. Jch kunte mich nicht gnug&#x017F;am u&#x0364;ber die un-<lb/>
ver&#x017F;cha&#x0364;mbte Grobheit deß Kerls/ welcher &#x017F;ich <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bernhard Schmied</hi></hi><lb/>
nennet/ verwundern/ mu&#x017F;te zum theil lachen/ zum theil<lb/>
auch mit hertzlich betru&#x0364;ben/ jenes/ umb daß mir &#x017F;ein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Drecktat</hi></hi> eben<lb/>
&#x017F;o fu&#x0364;rkam/ als wann die Jungen in der Schulen/ irgends eine <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ora-<lb/>
tion</hi></hi> machen wollen/ &#x017F;o pflegen &#x017F;ie zu lauffen/ nach ihren gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vo-<lb/>
luminibus</hi></hi> darin&#x0303; &#x017F;ie allerhand <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sententias</hi></hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Phra&#x017F;es</hi></hi> auffge&#x017F;chribe&#x0303;/<lb/>
auß &#x017F;elben raffen &#x017F;ie &#x017F;o vil zu&#x017F;am&#x0303;/ daß &#x017F;ie endlich den vo&#xA75B;ge&#x017F;etzten Bo-<lb/>
gen voll bekom&#x0303;en/ es reim &#x017F;ich gleich recht oder linck. Al&#x017F;o daucht mir<lb/>
auch/ hat <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bernd Schmid</hi></hi> auß &#x017F;einem gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Para&#x017F;ibus</hi></hi> Buche/ der-<lb/>
gleichen Bernheuterey/ wie er in &#x017F;einem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Drektat</hi></hi> vorbringet/ zu-<lb/>
&#x017F;ammen gele&#x017F;en/ und entlich mit dem Nahmen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">De Reputatione Aca-<lb/>
demica</hi></hi> beleget. Jch verwundere mich/ daß H. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M. Bernd</hi></hi> &#x017F;olchen treff-<lb/>
lichen Nahmen durch das Buch in der Welt ihm gemacht/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;cilicet,</hi></hi><lb/>
er hat numehro &#x017F;einen Namen in den Dreck oder Druck wolt ich &#x017F;a-<lb/>
gen geben. Er wird nimmermehr &#x017F;terben. Jn die&#x017F;em &#x017F;einem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Drektat,</hi></hi><lb/>
wird er leben/ auch wann er nicht lebet. Aber o elender Tropff/ ha&#x0364;t-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">te&#x017F;tu</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/1088] Wolverdienter Warheit Beyfall geben. Lebe wol unterm Schutz Gottes/ wel- ches hertzlich wuͤnſchet. Dein allzeit verbundener Chriſtianus Milichius. DEr Glorwuͤrdigſte Koͤnig in Schweden/ Carol Guſtav, hatte ſchon eine weile dem Sarmati- ſchen Gebiete ſeine ſiegreiche Waffen ſehen laſſen/ und wurde gleich als zu einem Triumph nach Norden be- ruffen/ umb dießſeits Einwohnern zu weiſen/ daß Schwediſche Tapfferkeit/ nicht eben in Bielheit und Maͤnge der Soldaten/ ſondern in Vorſichtigkeit derſelben beſtehe; Als mir/ weiß nicht durch was Gelegenheit/ eine Scharteck, intituliret. Di- ſcurſus de Reputatione Academica Studioſi inconſiderati, zuhanden kame; Jch/ wie ich begierig von Jugend auff geweſen/ etwas neues zu ſehen und zu leſen/ maſſen ich halte/ daß ſolche neue Luͤſterung mit mir viel gemein haben/ brache alſobald andern nohtwendigen Geſchaͤfften ein Stuͤndgen ab/ und durchlaſe die Paſquill (den alſo haͤtte billig der Nahme dieſes Lumpen-Gedichts ſeyn ſollen) Jch hatte aber kaum etzliche Blaͤtter durchwandert/ als ich ſahe/ wohin der nichts-erleuchtete Academiſche Meiſter/ ſeine Paſquillantiſche Thorheit gerichtet. Jch kunte mich nicht gnugſam uͤber die un- verſchaͤmbte Grobheit deß Kerls/ welcher ſich Bernhard Schmied nennet/ verwundern/ muſte zum theil lachen/ zum theil auch mit hertzlich betruͤben/ jenes/ umb daß mir ſein Drecktat eben ſo fuͤrkam/ als wann die Jungen in der Schulen/ irgends eine Ora- tion machen wollen/ ſo pflegen ſie zu lauffen/ nach ihren groſſen Vo- luminibus dariñ ſie allerhand Sententias oder Phraſes auffgeſchribẽ/ auß ſelben raffen ſie ſo vil zuſam̃/ daß ſie endlich den voꝛgeſetzten Bo- gen voll bekom̃en/ es reim ſich gleich recht oder linck. Alſo daucht mir auch/ hat Bernd Schmid auß ſeinem groſſen Paraſibus Buche/ der- gleichen Bernheuterey/ wie er in ſeinem Drektat vorbringet/ zu- ſammen geleſen/ und entlich mit dem Nahmen De Reputatione Aca- demica beleget. Jch verwundere mich/ daß H. M. Bernd ſolchen treff- lichen Nahmen durch das Buch in der Welt ihm gemacht/ ſcilicet, er hat numehro ſeinen Namen in den Dreck oder Druck wolt ich ſa- gen geben. Er wird nimmermehr ſterben. Jn dieſem ſeinem Drektat, wird er leben/ auch wann er nicht lebet. Aber o elender Tropff/ haͤt- teſtu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1088
Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1088>, abgerufen am 22.11.2024.