Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Unvorgreiffliches Bedencken den/ alwo M. Faber seine Weisheit alzukal an den Tag gebrachthat. Gromio. Jch lasse mir es belieben. Ehe wir aber fort lesen/ so muß ich mich den statum controversia besser berichten lassen. Und wer ist aber dieser Author? Und Freund in der Noht/ von dem M. Faber hier p. 69. gedencket. Lagasso. Jch will ihn von der Sach mit gantzen Umbständen be- richten. Der Author dieses Tractätgen welches genand wird: Freund in der Noth/ Jst der hochgelehrte und wolbekandte Antenor. Dieser wolte jetzund seine beyde Söhne auff die Univer- sität schicken/ damit er aber ihnen nun auch einen guten Hoffmeister mit gebe/ schrieb er diesen zu gefallen den Freund in der Noht. Solcher Tractat kömbt aus Hamburg/ hier auch in etlicher hoch- gelehrter Leute Hände. Und endlich auch unter uns Studenten. Er wurde von jederman sehr beliebet/ wie dieses M. Faber über sein hoffen und willen p. 69. auch selbst gestehen muß/ und die Exempla- ria giengen hier reissend weg. Solches Tractätgen nun bekömbt auch zu seinem grossen Unglücke/ der übelgelarte/ tieffsinnige und spitzköpfichte M Bernhardus Faber. Cygneus. Studiosus, in conside- ratus in dem er seine reputation, jussu nulliuc Viri schreibet. Und nach dem er solchen wie eine Brantwein Saw durchwühlet und durchstanckert/ zeucht er auß disem deß vornehmen Antenors Freun- de/ etliche reden (welche ihm nach seinem groben Schmidtsgehirne nicht recht deuchteten/ weil er sie nicht besser verstanden) zu seiner reputirlichen Arbeit/ und refutirct solche so unbarmhertzig/ daß auch der hochgelahrte Antenor, wie zwar M. Faber meinet als er diese gelesen/ das heilige Ding oder die Rose darüber bekommen. Gromio. Ey das muß ich lachen. Antenor muß sich trefflich ümb so einen kalen Studenten bekümmern. Es ist nur zu erbarmen/ daß überall solche grosse Narren in der Welt sind/ wer muß doch den unglückseligen Fabrum zu dieser ihn außzuführen unmügliche Schreiberey auffgefrischet haben. Jst denn eben dieser Schmidt der allergröbste gewesen/ der sich zu diesem viel auf sich habenden Streit überreden lassen? Hette doch der arme Kerle lieber darfür Zwibeln gebraten als daß er sich mit diesem Manne eingelassen. Der liebe Antenor muß wol von Hertzen gelachet haben/ als er gesehen/ daß sich so gar ein einfältig Schaaff an ihm verbrennen müssen. Es ist zwar war/ es were Antenor 1000mal lieber/ wenn ers mit seines gleichen zuthun hatte/ und mit rechten verständigen Leuten/ als eben mit diesem Faber. Aber weil der Schmidt nicht hat wollen stille sitzen/ so muß er gestopfft werden. Lagasso.
Unvorgreiffliches Bedencken den/ alwo M. Faber ſeine Weisheit alzukal an den Tag gebrachthat. Gromio. Jch laſſe mir es belieben. Ehe wir aber fort leſen/ ſo muß ich mich den ſtatum controverſia beſſer berichten laſſen. Und wer iſt aber dieſer Author? Und Freund in der Noht/ von dem M. Faber hier p. 69. gedencket. Lagaſſo. Jch will ihn von der Sach mit gantzen Umbſtaͤnden be- richten. Der Author dieſes Tractaͤtgen welches genand wird: Freund in der Noth/ Jſt der hochgelehrte und wolbekandte Antenor. Dieſer wolte jetzund ſeine beyde Soͤhne auff die Univer- ſitaͤt ſchicken/ damit er aber ihnen nun auch einen guten Hoffmeiſter mit gebe/ ſchrieb er dieſen zu gefallen den Freund in der Noht. Solcher Tractat koͤmbt aus Hamburg/ hier auch in etlicher hoch- gelehrter Leute Haͤnde. Und endlich auch unter uns Studenten. Er wurde von jederman ſehr beliebet/ wie dieſes M. Faber uͤber ſein hoffen und willen p. 69. auch ſelbſt geſtehen muß/ und die Exempla- ria giengen hier reiſſend weg. Solches Tractaͤtgen nun bekoͤmbt auch zu ſeinem groſſen Ungluͤcke/ der uͤbelgelarte/ tieffſinnige und ſpitzkoͤpfichte M Bernhardus Faber. Cygneus. Studioſus, in conſide- ratus in dem er ſeine reputation, juſſu nulliuc Viri ſchreibet. Und nach dem er ſolchen wie eine Brantwein Saw durchwuͤhlet und durchſtanckert/ zeucht er auß diſem deß vornehmen Antenors Freun- de/ etliche reden (welche ihm nach ſeinem groben Schmidtsgehirne nicht recht deuchteten/ weil er ſie nicht beſſer verſtanden) zu ſeiner reputirlichen Arbeit/ und refutirct ſolche ſo unbarmhertzig/ daß auch der hochgelahrte Antenor, wie zwar M. Faber meinet als er dieſe geleſen/ das heilige Ding oder die Roſe daruͤber bekommen. Gromio. Ey das muß ich lachen. Antenor muß ſich trefflich uͤmb ſo einen kalen Studenten bekuͤmmern. Es iſt nur zu erbarmen/ daß uͤberall ſolche groſſe Narꝛen in der Welt ſind/ wer muß doch den ungluͤckſeligen Fabrum zu dieſer ihn außzufuͤhren unmuͤgliche Schreiberey auffgefriſchet haben. Jſt denn eben dieſer Schmidt der allergroͤbſte geweſen/ der ſich zu dieſem viel auf ſich habenden Streit uͤberreden laſſen? Hette doch der arme Kerle lieber darfuͤr Zwibeln gebraten als daß er ſich mit dieſem Manne eingelaſſen. Der liebe Antenor muß wol von Hertzen gelachet haben/ als er geſehen/ daß ſich ſo gar ein einfaͤltig Schaaff an ihm verbrennen muͤſſen. Es iſt zwar war/ es were Antenor 1000mal lieber/ wenn ers mit ſeines gleichen zuthun hatte/ und mit rechten verſtaͤndigen Leuten/ als eben mit dieſem Faber. Aber weil der Schmidt nicht hat wollen ſtille ſitzen/ ſo muß er geſtopfft werden. Lagaſſo.
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den/ alwo M. Faber ſeine Weisheit alzukal an den Tag gebracht
hat.
Gromio. Jch laſſe mir es belieben. Ehe wir aber fort leſen/ ſo
muß ich mich den ſtatum controverſia beſſer berichten laſſen. Und
wer iſt aber dieſer Author? Und Freund in der Noht/ von dem M.
Faber hier p. 69. gedencket.
Lagaſſo. Jch will ihn von der Sach mit gantzen Umbſtaͤnden be-
richten. Der Author dieſes Tractaͤtgen welches genand wird:
Freund in der Noth/ Jſt der hochgelehrte und wolbekandte
Antenor. Dieſer wolte jetzund ſeine beyde Soͤhne auff die Univer-
ſitaͤt ſchicken/ damit er aber ihnen nun auch einen guten Hoffmeiſter
mit gebe/ ſchrieb er dieſen zu gefallen den Freund in der Noht.
Solcher Tractat koͤmbt aus Hamburg/ hier auch in etlicher hoch-
gelehrter Leute Haͤnde. Und endlich auch unter uns Studenten.
Er wurde von jederman ſehr beliebet/ wie dieſes M. Faber uͤber ſein
hoffen und willen p. 69. auch ſelbſt geſtehen muß/ und die Exempla-
ria giengen hier reiſſend weg. Solches Tractaͤtgen nun bekoͤmbt
auch zu ſeinem groſſen Ungluͤcke/ der uͤbelgelarte/ tieffſinnige und
ſpitzkoͤpfichte M Bernhardus Faber. Cygneus. Studioſus, in conſide-
ratus in dem er ſeine reputation, juſſu nulliuc Viri ſchreibet. Und
nach dem er ſolchen wie eine Brantwein Saw durchwuͤhlet und
durchſtanckert/ zeucht er auß diſem deß vornehmen Antenors Freun-
de/ etliche reden (welche ihm nach ſeinem groben Schmidtsgehirne
nicht recht deuchteten/ weil er ſie nicht beſſer verſtanden) zu ſeiner
reputirlichen Arbeit/ und refutirct ſolche ſo unbarmhertzig/ daß
auch der hochgelahrte Antenor, wie zwar M. Faber meinet als er
dieſe geleſen/ das heilige Ding oder die Roſe daruͤber bekommen.
Gromio. Ey das muß ich lachen. Antenor muß ſich trefflich uͤmb
ſo einen kalen Studenten bekuͤmmern. Es iſt nur zu erbarmen/
daß uͤberall ſolche groſſe Narꝛen in der Welt ſind/ wer muß doch
den ungluͤckſeligen Fabrum zu dieſer ihn außzufuͤhren unmuͤgliche
Schreiberey auffgefriſchet haben. Jſt denn eben dieſer Schmidt der
allergroͤbſte geweſen/ der ſich zu dieſem viel auf ſich habenden Streit
uͤberreden laſſen? Hette doch der arme Kerle lieber darfuͤr Zwibeln
gebraten als daß er ſich mit dieſem Manne eingelaſſen. Der liebe
Antenor muß wol von Hertzen gelachet haben/ als er geſehen/ daß
ſich ſo gar ein einfaͤltig Schaaff an ihm verbrennen muͤſſen. Es
iſt zwar war/ es were Antenor 1000mal lieber/ wenn ers mit ſeines
gleichen zuthun hatte/ und mit rechten verſtaͤndigen Leuten/ als
eben mit dieſem Faber. Aber weil der Schmidt nicht hat wollen
ſtille ſitzen/ ſo muß er geſtopfft werden.
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