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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
so nütz als einem Kind ein spitz Messer. Bathseba intercedirte bey Sa-
lomon für Adonia/ daß er ihm Abisag von Sunem zum Weibe gebe.
Das war eine Unbedachtsamkeit und ungereimtes Begehren/ daß ein
Sohn solte seines Vatern Eheweib haben. Wann schon David die
Abisag von Sunem nicht erkant hat/ so war sie doch für Gott sein
Eheweib. Nam consensus facit matrimonium, non concubitus. Zum an-
dern sucht Adonia mit dieser Bitt viel etwas anders als Bathseba
meynte/ welches ihr und ihrem Sohn zur Ruin gereicht hätte/ wann
er es erlangt hätte. Drumb sol das Frauenzimmer nicht alsbald das
Maul hängen/ wann sie von den ihrigen eine abschlägige Antwort be-
kommen/ sie sollen nicht sagen wie deß Simsons Braut/ du hast mich
nicht lieb/ du bist mir gram/ etc. Ferner sehe ich/ wie David/ welcher im
Anfang seiner Regierung/ da sein Estat noch nicht recht gefasset war/
per raison de estat, ein wenig laviren, und sich nach dem Wind richten
muste/ dem Salomo endlich befohlen hab/ den Joab zu tödten/ wel-
cher den Abner und Amasa erwürget hatte/ da habe Salomon zu Be-
naja dem Sohn Jojada gesagt/ schlag ihn/ und begrab ihn/ etc. auff daß
ihr/ nemlich deß Abners und deß Amasa Blut/ bezahlt werde auff den
Kopff Joab/ aber David und sein Same/ sein Hauß und sein Stuel/
Frieden haben ewiglich von dem HErrn. Hier sehen grosse Herren/
daß wann Obrigkeit Blutschanden und andere Sünden und Ubeltha-
ten ungestrafft läst/ und durch die Finger siehet/ so lade sie lauter Un-
fried über sich/ und über ihr Land und Leute. Durch Gerechtigkeit aber
wird ein Königlich oder Fürstlicher Thron bestätiget/ Prov. 16. v. 12.
Drumb ließ Salomo diesen Mörder straffen/ auff daß sein Stul Frie-
den habe: Discite Iustitiam moniti Es sind erschreckliche Wort/ welche
Gott Jerem. 48. der Obrigkeit sagen läst: Verflucht sey der sein
Schwerdt auffhält/ daß es nicht Blut vergiesse/ wann nemlich das
Ubel an Gottes statt zu straffen ist. Heutiges Tages wird die Iustitia
nirgends besser beobachtet/ als in grosser Herren Küchen. Ibi enim
suum cuique jus tribuitur.
Wie sonsten die lustitia verkaufft werde/ da-
von mag ich nicht weitläufftig reden. Dann es machet grosse Herren
und ihre Grandes melancholisch. Jch kenne einen Edelmann/ der an ei-
nes grossen Herrn Hof zu thun hatte/ und kont nirgend fortkommen/
da schrieb er mit Kreiden an die Cantzeley/ und an die Rentkammer/
Date, & Dabitur Vobis, setzte sich damit auff sein Pferd/ und ritte wi-
der davon. Der Baron Fr. Baconus erzehlet in Hist. Regni Henr. VII. An-
gliae Regis,
daß der König/ nachdem er mit Schottland/ Spanien und
Burgundien wol gestanden/ und der Krieg sich in Jtalien gezogen/
sein gantzes Gemüth dahin gewendet habe/ wie er grosse Schätze sam-
len könne. Und zu diesem Zweck habe er zwey Sanguisugos oder Sugi-
gel bekommen/ welche kühn gewesen/ und nichts darnach gefragt ha-

ben/

SALOMO oder
ſo nuͤtz als einem Kind ein ſpitz Meſſer. Bathſeba intercedirte bey Sa-
lomon fuͤr Adonia/ daß er ihm Abiſag von Sunem zum Weibe gebe.
Das war eine Unbedachtſamkeit und ungereimtes Begehren/ daß ein
Sohn ſolte ſeines Vatern Eheweib haben. Wann ſchon David die
Abiſag von Sunem nicht erkant hat/ ſo war ſie doch fuͤr Gott ſein
Eheweib. Nam conſenſus facit matrimonium, non concubitus. Zum an-
dern ſucht Adonia mit dieſer Bitt viel etwas anders als Bathſeba
meynte/ welches ihr und ihrem Sohn zur Ruin gereicht haͤtte/ wann
er es erlangt haͤtte. Drumb ſol das Frauenzimmer nicht alsbald das
Maul haͤngen/ wann ſie von den ihrigen eine abſchlaͤgige Antwort be-
kommen/ ſie ſollen nicht ſagen wie deß Simſons Braut/ du haſt mich
nicht lieb/ du biſt mir gram/ ꝛc. Ferner ſehe ich/ wie David/ welcher im
Anfang ſeiner Regierung/ da ſein Eſtat noch nicht recht gefaſſet war/
per raiſon de eſtat, ein wenig laviren, und ſich nach dem Wind richten
muſte/ dem Salomo endlich befohlen hab/ den Joab zu toͤdten/ wel-
cher den Abner und Amaſa erwuͤrget hatte/ da habe Salomon zu Be-
naja dem Sohn Jojada geſagt/ ſchlag ihn/ und begrab ihn/ ꝛc. auff daß
ihr/ nemlich deß Abners und deß Amaſa Blut/ bezahlt werde auff den
Kopff Joab/ aber David und ſein Same/ ſein Hauß und ſein Stuel/
Frieden haben ewiglich von dem HErꝛn. Hier ſehen groſſe Herꝛen/
daß wann Obrigkeit Blutſchanden und andere Suͤnden und Ubeltha-
ten ungeſtrafft laͤſt/ und durch die Finger ſiehet/ ſo lade ſie lauter Un-
fried uͤber ſich/ und uͤber ihr Land und Leute. Durch Gerechtigkeit aber
wird ein Koͤniglich oder Fuͤrſtlicher Thron beſtaͤtiget/ Prov. 16. v. 12.
Drumb ließ Salomo dieſen Moͤrder ſtraffen/ auff daß ſein Stul Frie-
den habe: Diſcite Iuſtitiam moniti Es ſind erſchreckliche Wort/ welche
Gott Jerem. 48. der Obrigkeit ſagen laͤſt: Verflucht ſey der ſein
Schwerdt auffhaͤlt/ daß es nicht Blut vergieſſe/ wann nemlich das
Ubel an Gottes ſtatt zu ſtraffen iſt. Heutiges Tages wird die Iuſtitia
nirgends beſſer beobachtet/ als in groſſer Herꝛen Kuͤchen. Ibi enim
ſuum cuique jus tribuitur.
Wie ſonſten die luſtitia verkaufft werde/ da-
von mag ich nicht weitlaͤufftig reden. Dann es machet groſſe Herꝛen
und ihre Grandes melancholiſch. Jch kenne einen Edelmann/ der an ei-
nes groſſen Herꝛn Hof zu thun hatte/ und kont nirgend fortkommen/
da ſchrieb er mit Kreiden an die Cantzeley/ und an die Rentkammer/
Date, & Dabitur Vobis, ſetzte ſich damit auff ſein Pferd/ und ritte wi-
der davon. Der Baron Fr. Baconus erzehlet in Hiſt. Regni Henr. VII. An-
gliæ Regis,
daß der Koͤnig/ nachdem er mit Schottland/ Spanien und
Burgundien wol geſtanden/ und der Krieg ſich in Jtalien gezogen/
ſein gantzes Gemuͤth dahin gewendet habe/ wie er groſſe Schaͤtze ſam-
len koͤnne. Und zu dieſem Zweck habe er zwey Sanguiſugos oder Sugi-
gel bekommen/ welche kuͤhn geweſen/ und nichts darnach gefragt ha-

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/58>, abgerufen am 27.11.2024.