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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
sich zuvor so sehr verliebet hatte/ noch lebte/ sondern es lebte auch noch
die freundliche wolberedte Abigail die Carmelitin. Hat es aber Da-
vid nur zu ungebührlicher Lust/ zur Augenweid/ zur titillation ange-
nommen/ so were es eine unverantwortliche Sünde. Darauff ist zu
wissen/ daß nicht der Königliche Hoffprediger Nathan/ oder ein ander
Prophet/ dem David diesen Rath geben/ sondern seine Knechte/ seine
Aertzte/ seine Hoffdiener. Und ist ein pur menschlicher Rath/ wie der-
gleichen Ding an Fürstl. Höfen viel vorgehen/ darauß keine Regul zu
machen ist. Und meynt D. Luther/ damit sich diß Ding desto besser
verantworten lasse/ hab sich der König mit seiner Abisag ehlich einge-
lassen. Und nachdem die Kebsweiber von Absolon geschändet waren/
hab er sie über die andere Weiber genommen. Und es ist glaublich/
daß er sie geehlicht hab/ weil hernach sein Sohn Adonia ohn groß
Ergernüß sie nicht konte zum Weib nehmen/ wie Cap. 2. zu sehen ist.
Zum andern sehe ich in eben diesem Capitul/ daß sich Adonia zum
König auffgeworffen/ da sey Nathan zu Bathseba Salomonis Mut-
ter kommen/ und gesagt: Hastu nicht gehört/ daß Adonia der Sohn
Hagith ist König worden/ und unser Herr David weiß nichts dar-
umb? Hin/ und gehe zum David hinein/ und sprich zu ihm: Hast du
nicht deiner Magd geschworen/ und geredt: Dein Sohn Salomon
sol nach mir König seyn? Und weil du noch da bist/ und mit dem Kö-
nig redest/ wil ich dir nach hinein kommen/ und vollend dein Wort
außreden. Hier erinnere ich mich deß alten Sprichworts der Teut-
schen/ welche sagen:

Wo Landsknecht sieden und braten/
Und Pfaffen zu weltlichen Dingen rathen/
Und Weiber führen das Regiment/
Da nimbt es selten ein gut End.

Allein Herr Cantzler Reinking discurrirt in seiner Biblischen Poli-
cey lib. I. axiom. 35. sehr wol davon/ daß der geistliche Stand unterwei-
lens auch müsse auf der Welt Händel/ und der weltlichen Obrigkeit acti-
ones
achtung geben. Und ziehet dieses Exempel an/ daß da Adonia sich
hab wollen zum König machen/ da hab Nathan der Königin Bathse-
ba gerathen/ sie sol geschwind zum König gehen/ und wann sie noch mit
dem König rede/ wolle er hernach geschlichen kommen. Jn dem Wört-
lein schleichen oder hernach geschlichen kommen/ dünckt mich/ stecke ei-
ne sonderliche emphasis verborgen. Anitzo Ehrengemeldter Herr Cantz-
ler beweiset lib. 2. axiom. 68. daß Pfaffen- und Weiber-Rath unterwei-
len wol gelungen sey. Unter den Weibern rühmt er eine weise Frau/
welche die gantze Stadt Abel conservirt/ daß sie Joab nicht rumirte/
2. Sam. 20. Und daß sich Nathan zu diesen weltlichen Händeln hat
brauchen lassen/ daran hat er nicht unrecht gethan. Dann erstlich ist

ein

SALOMO oder
ſich zuvor ſo ſehr verliebet hatte/ noch lebte/ ſondern es lebte auch noch
die freundliche wolberedte Abigail die Carmelitin. Hat es aber Da-
vid nur zu ungebuͤhrlicher Luſt/ zur Augenweid/ zur titillation ange-
nommen/ ſo were es eine unverantwortliche Suͤnde. Darauff iſt zu
wiſſen/ daß nicht der Koͤnigliche Hoffprediger Nathan/ oder ein ander
Prophet/ dem David dieſen Rath geben/ ſondern ſeine Knechte/ ſeine
Aertzte/ ſeine Hoffdiener. Und iſt ein pur menſchlicher Rath/ wie der-
gleichen Ding an Fuͤrſtl. Hoͤfen viel vorgehen/ darauß keine Regul zu
machen iſt. Und meynt D. Luther/ damit ſich diß Ding deſto beſſer
verantworten laſſe/ hab ſich der Koͤnig mit ſeiner Abiſag ehlich einge-
laſſen. Und nachdem die Kebsweiber von Abſolon geſchaͤndet waren/
hab er ſie uͤber die andere Weiber genommen. Und es iſt glaublich/
daß er ſie geehlicht hab/ weil hernach ſein Sohn Adonia ohn groß
Ergernuͤß ſie nicht konte zum Weib nehmen/ wie Cap. 2. zu ſehen iſt.
Zum andern ſehe ich in eben dieſem Capitul/ daß ſich Adonia zum
Koͤnig auffgeworffen/ da ſey Nathan zu Bathſeba Salomonis Mut-
ter kommen/ und geſagt: Haſtu nicht gehoͤrt/ daß Adonia der Sohn
Hagith iſt Koͤnig worden/ und unſer Herꝛ David weiß nichts dar-
umb? Hin/ und gehe zum David hinein/ und ſprich zu ihm: Haſt du
nicht deiner Magd geſchworen/ und geredt: Dein Sohn Salomon
ſol nach mir Koͤnig ſeyn? Und weil du noch da biſt/ und mit dem Koͤ-
nig redeſt/ wil ich dir nach hinein kommen/ und vollend dein Wort
außreden. Hier erinnere ich mich deß alten Sprichworts der Teut-
ſchen/ welche ſagen:

Wo Landsknecht ſieden und braten/
Und Pfaffen zu weltlichen Dingen rathen/
Und Weiber fuͤhren das Regiment/
Da nimbt es ſelten ein gut End.

Allein Herꝛ Cantzler Reinking diſcurrirt in ſeiner Bibliſchen Poli-
cey lib. I. axiom. 35. ſehr wol davon/ daß der geiſtliche Stand unterwei-
lens auch muͤſſe auf der Welt Haͤndel/ uñ der weltlichen Obrigkeit acti-
ones
achtung geben. Und ziehet dieſes Exempel an/ daß da Adonia ſich
hab wollen zum Koͤnig machen/ da hab Nathan der Koͤnigin Bathſe-
ba gerathen/ ſie ſol geſchwind zum Koͤnig gehen/ und wann ſie noch mit
dem Koͤnig rede/ wolle er hernach geſchlichen kommen. Jn dem Woͤrt-
lein ſchleichen oder hernach geſchlichen kommen/ duͤnckt mich/ ſtecke ei-
ne ſonderliche emphaſis verborgen. Anitzo Ehrengemeldter Herꝛ Cantz-
ler beweiſet lib. 2. axiom. 68. daß Pfaffen- und Weiber-Rath unterwei-
len wol gelungen ſey. Unter den Weibern ruͤhmt er eine weiſe Frau/
welche die gantze Stadt Abel conſervirt/ daß ſie Joab nicht rumirte/
2. Sam. 20. Und daß ſich Nathan zu dieſen weltlichen Haͤndeln hat
brauchen laſſen/ daran hat er nicht unrecht gethan. Dann erſtlich iſt

ein
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[12/0054] SALOMO oder ſich zuvor ſo ſehr verliebet hatte/ noch lebte/ ſondern es lebte auch noch die freundliche wolberedte Abigail die Carmelitin. Hat es aber Da- vid nur zu ungebuͤhrlicher Luſt/ zur Augenweid/ zur titillation ange- nommen/ ſo were es eine unverantwortliche Suͤnde. Darauff iſt zu wiſſen/ daß nicht der Koͤnigliche Hoffprediger Nathan/ oder ein ander Prophet/ dem David dieſen Rath geben/ ſondern ſeine Knechte/ ſeine Aertzte/ ſeine Hoffdiener. Und iſt ein pur menſchlicher Rath/ wie der- gleichen Ding an Fuͤrſtl. Hoͤfen viel vorgehen/ darauß keine Regul zu machen iſt. Und meynt D. Luther/ damit ſich diß Ding deſto beſſer verantworten laſſe/ hab ſich der Koͤnig mit ſeiner Abiſag ehlich einge- laſſen. Und nachdem die Kebsweiber von Abſolon geſchaͤndet waren/ hab er ſie uͤber die andere Weiber genommen. Und es iſt glaublich/ daß er ſie geehlicht hab/ weil hernach ſein Sohn Adonia ohn groß Ergernuͤß ſie nicht konte zum Weib nehmen/ wie Cap. 2. zu ſehen iſt. Zum andern ſehe ich in eben dieſem Capitul/ daß ſich Adonia zum Koͤnig auffgeworffen/ da ſey Nathan zu Bathſeba Salomonis Mut- ter kommen/ und geſagt: Haſtu nicht gehoͤrt/ daß Adonia der Sohn Hagith iſt Koͤnig worden/ und unſer Herꝛ David weiß nichts dar- umb? Hin/ und gehe zum David hinein/ und ſprich zu ihm: Haſt du nicht deiner Magd geſchworen/ und geredt: Dein Sohn Salomon ſol nach mir Koͤnig ſeyn? Und weil du noch da biſt/ und mit dem Koͤ- nig redeſt/ wil ich dir nach hinein kommen/ und vollend dein Wort außreden. Hier erinnere ich mich deß alten Sprichworts der Teut- ſchen/ welche ſagen: Wo Landsknecht ſieden und braten/ Und Pfaffen zu weltlichen Dingen rathen/ Und Weiber fuͤhren das Regiment/ Da nimbt es ſelten ein gut End. Allein Herꝛ Cantzler Reinking diſcurrirt in ſeiner Bibliſchen Poli- cey lib. I. axiom. 35. ſehr wol davon/ daß der geiſtliche Stand unterwei- lens auch muͤſſe auf der Welt Haͤndel/ uñ der weltlichen Obrigkeit acti- ones achtung geben. Und ziehet dieſes Exempel an/ daß da Adonia ſich hab wollen zum Koͤnig machen/ da hab Nathan der Koͤnigin Bathſe- ba gerathen/ ſie ſol geſchwind zum Koͤnig gehen/ und wann ſie noch mit dem Koͤnig rede/ wolle er hernach geſchlichen kommen. Jn dem Woͤrt- lein ſchleichen oder hernach geſchlichen kommen/ duͤnckt mich/ ſtecke ei- ne ſonderliche emphaſis verborgen. Anitzo Ehrengemeldter Herꝛ Cantz- ler beweiſet lib. 2. axiom. 68. daß Pfaffen- und Weiber-Rath unterwei- len wol gelungen ſey. Unter den Weibern ruͤhmt er eine weiſe Frau/ welche die gantze Stadt Abel conſervirt/ daß ſie Joab nicht rumirte/ 2. Sam. 20. Und daß ſich Nathan zu dieſen weltlichen Haͤndeln hat brauchen laſſen/ daran hat er nicht unrecht gethan. Dann erſtlich iſt ein

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/54>, abgerufen am 28.11.2024.