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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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ihn schon zu Ende des Aprils auf und bleibt
bey ihm bis zu Ende des Maymonats. Er
findet vielleicht nur fünf bis zehn Mitkranke.
Ein Anderer, dessen Zufälle so dringend noch
nicht sind, bringt von der Mitte des Mayes
bis zur Mitte des Junius in Karlsbad zu,
und reiset von dort ab, gerade, wenn sich die
große Gesellschaft einzufinden pflegt. Die
Glieder der letztern sind immer am wenigsten
krank, und solche, die entweder alle Jahr
zum Vergnügen eine Badereise zu thun pfle-
gen; oder in der Nähe von Karlsbad auf dem
Lande wohnen, und Zerstreuung suchen; oder
eine Reihe von Töchtern haben, die sie abge-
kürzt zu sehen wünschen; oder das Kartenspiel,
nicht zunächst für ihr Vergnügen, sondern für
ihre Erhaltung, lieben; oder irgend einem
Großen folgen, um ihm, bey der minder ge-
bundenen Art zu leben im Bade, näher zu
kommen und von ihm versorgt zu werden;
oder endlich von dem dortigen kleinen Publi-
kum mehr bemerkt zu werden wünschen, als

ihn ſchon zu Ende des Aprils auf und bleibt
bey ihm bis zu Ende des Maymonats. Er
findet vielleicht nur fuͤnf bis zehn Mitkranke.
Ein Anderer, deſſen Zufaͤlle ſo dringend noch
nicht ſind, bringt von der Mitte des Mayes
bis zur Mitte des Junius in Karlsbad zu,
und reiſet von dort ab, gerade, wenn ſich die
große Geſellſchaft einzufinden pflegt. Die
Glieder der letztern ſind immer am wenigſten
krank, und ſolche, die entweder alle Jahr
zum Vergnuͤgen eine Badereiſe zu thun pfle-
gen; oder in der Naͤhe von Karlsbad auf dem
Lande wohnen, und Zerſtreuung ſuchen; oder
eine Reihe von Toͤchtern haben, die ſie abge-
kuͤrzt zu ſehen wuͤnſchen; oder das Kartenſpiel,
nicht zunaͤchſt fuͤr ihr Vergnuͤgen, ſondern fuͤr
ihre Erhaltung, lieben; oder irgend einem
Großen folgen, um ihm, bey der minder ge-
bundenen Art zu leben im Bade, naͤher zu
kommen und von ihm verſorgt zu werden;
oder endlich von dem dortigen kleinen Publi-
kum mehr bemerkt zu werden wuͤnſchen, als

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[76/0084] ihn ſchon zu Ende des Aprils auf und bleibt bey ihm bis zu Ende des Maymonats. Er findet vielleicht nur fuͤnf bis zehn Mitkranke. Ein Anderer, deſſen Zufaͤlle ſo dringend noch nicht ſind, bringt von der Mitte des Mayes bis zur Mitte des Junius in Karlsbad zu, und reiſet von dort ab, gerade, wenn ſich die große Geſellſchaft einzufinden pflegt. Die Glieder der letztern ſind immer am wenigſten krank, und ſolche, die entweder alle Jahr zum Vergnuͤgen eine Badereiſe zu thun pfle- gen; oder in der Naͤhe von Karlsbad auf dem Lande wohnen, und Zerſtreuung ſuchen; oder eine Reihe von Toͤchtern haben, die ſie abge- kuͤrzt zu ſehen wuͤnſchen; oder das Kartenſpiel, nicht zunaͤchſt fuͤr ihr Vergnuͤgen, ſondern fuͤr ihre Erhaltung, lieben; oder irgend einem Großen folgen, um ihm, bey der minder ge- bundenen Art zu leben im Bade, naͤher zu kommen und von ihm verſorgt zu werden; oder endlich von dem dortigen kleinen Publi- kum mehr bemerkt zu werden wuͤnſchen, als

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/84>, abgerufen am 08.05.2024.