böhmische Bergörtchen Gottesgab, und bald hinter demselben gelangt man in einen bergig, ten Wald, den man fast in lauter Hohlwegen, zwischen Steinen und auf Steinen durchfährt, bis man endlich nach zwey Stunden in die tiefe Schlucht gelangt, worin Joachims- thal liegt, das man anfangs nur seinen Dä- chern nach zu sehen bekömmt. Steine liegen hier wie Schutt herum; große Felsenstücke sind an beyden Seiten abgeschossen und schnelle Bäche reissen sich rechts und links her- ab, und setzen mehrere Lohmühlen betäubend in Bewegung. Joachimsthal ist besser gebau- et, als Oberwiesenthal, hat steinerne Häuser, die, bis auf wenige am Eingange, sauber un- terhalten sind. Rechter Hand, hoch auf dem der Stadt zunächst liegenden Berge, erschei- nen die Auswürfe eines Bergwerks, die in drey Terassen aufgethürmt sind und alle Au- genblicke abzugleiten und die nächsten Häuser zu verschütten drohen. Weiterhin, auf einem an- dern Berge, zeigt sich das Getrümmer eines
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boͤhmiſche Bergoͤrtchen Gottesgab, und bald hinter demſelben gelangt man in einen bergig, ten Wald, den man faſt in lauter Hohlwegen, zwiſchen Steinen und auf Steinen durchfaͤhrt, bis man endlich nach zwey Stunden in die tiefe Schlucht gelangt, worin Joachims- thal liegt, das man anfangs nur ſeinen Daͤ- chern nach zu ſehen bekoͤmmt. Steine liegen hier wie Schutt herum; große Felſenſtuͤcke ſind an beyden Seiten abgeſchoſſen und ſchnelle Baͤche reiſſen ſich rechts und links her- ab, und ſetzen mehrere Lohmuͤhlen betaͤubend in Bewegung. Joachimsthal iſt beſſer gebau- et, als Oberwieſenthal, hat ſteinerne Haͤuſer, die, bis auf wenige am Eingange, ſauber un- terhalten ſind. Rechter Hand, hoch auf dem der Stadt zunaͤchſt liegenden Berge, erſchei- nen die Auswuͤrfe eines Bergwerks, die in drey Teraſſen aufgethuͤrmt ſind und alle Au- genblicke abzugleiten und die naͤchſten Haͤuſer zu verſchuͤtten drohen. Weiterhin, auf einem an- dern Berge, zeigt ſich das Getruͤmmer eines
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boͤhmiſche Bergoͤrtchen Gottesgab, und bald
hinter demſelben gelangt man in einen bergig,
ten Wald, den man faſt in lauter Hohlwegen,
zwiſchen Steinen und auf Steinen durchfaͤhrt,
bis man endlich nach zwey Stunden in die
tiefe Schlucht gelangt, worin Joachims-
thal liegt, das man anfangs nur ſeinen Daͤ-
chern nach zu ſehen bekoͤmmt. Steine liegen
hier wie Schutt herum; große Felſenſtuͤcke
ſind an beyden Seiten abgeſchoſſen und
ſchnelle Baͤche reiſſen ſich rechts und links her-
ab, und ſetzen mehrere Lohmuͤhlen betaͤubend
in Bewegung. Joachimsthal iſt beſſer gebau-
et, als Oberwieſenthal, hat ſteinerne Haͤuſer,
die, bis auf wenige am Eingange, ſauber un-
terhalten ſind. Rechter Hand, hoch auf dem
der Stadt zunaͤchſt liegenden Berge, erſchei-
nen die Auswuͤrfe eines Bergwerks, die in
drey Teraſſen aufgethuͤrmt ſind und alle Au-
genblicke abzugleiten und die naͤchſten Haͤuſer
zu verſchuͤtten drohen. Weiterhin, auf einem an-
dern Berge, zeigt ſich das Getruͤmmer eines
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/59>, abgerufen am 22.11.2024.
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