Drau entgegen, hinter mir lag der schöne fruchtbare Kessel, worin Villach gelagert ist, und darüber her ragten die fruchtbaren kraini- schen Alpen hervor. Kommt man wiederum in das Thal hinab, so steigt man der Drau beständig entgegen, und verfolgt sie in hundert Krümmungen. Die Abwechslung, die dieses Thal darbot, war im Ganzen dieselbe, wie sie mir in andern Thälern schon aufstieß, aber, den einzelnen Theilen nach, immer neu. Der Abend war köstlich. Die fruchtbarsten Wiesen lagen zu meinen Füßen und mitten durch sie schlängelte sich der Fluß, den die Abendsonne röthete. Bald stand ein schöner Berg, der bis zum Gipfel theils angebauet, theils mit Wäldchen von Laubholz besetzt war, vor mir, bald stieg ein schroffer Kalkfelsen, der kaum ein Gräschen nährte, über meinem Haup- te empor; bald wurden die lachenden Wiesen im Grunde durch den schwarzen Auswurf der Schachte und durch eine Reihe eben so schwar- zer Häuser, Hütten, Schmelz- und Hammer-
Drau entgegen, hinter mir lag der ſchoͤne fruchtbare Keſſel, worin Villach gelagert iſt, und daruͤber her ragten die fruchtbaren kraini- ſchen Alpen hervor. Kommt man wiederum in das Thal hinab, ſo ſteigt man der Drau beſtaͤndig entgegen, und verfolgt ſie in hundert Kruͤmmungen. Die Abwechslung, die dieſes Thal darbot, war im Ganzen dieſelbe, wie ſie mir in andern Thaͤlern ſchon aufſtieß, aber, den einzelnen Theilen nach, immer neu. Der Abend war koͤſtlich. Die fruchtbarſten Wieſen lagen zu meinen Fuͤßen und mitten durch ſie ſchlaͤngelte ſich der Fluß, den die Abendſonne roͤthete. Bald ſtand ein ſchoͤner Berg, der bis zum Gipfel theils angebauet, theils mit Waͤldchen von Laubholz beſetzt war, vor mir, bald ſtieg ein ſchroffer Kalkfelſen, der kaum ein Graͤschen naͤhrte, uͤber meinem Haup- te empor; bald wurden die lachenden Wieſen im Grunde durch den ſchwarzen Auswurf der Schachte und durch eine Reihe eben ſo ſchwar- zer Haͤuſer, Huͤtten, Schmelz- und Hammer-
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0550"n="278"/>
Drau entgegen, hinter mir lag der ſchoͤne<lb/>
fruchtbare Keſſel, worin Villach gelagert iſt,<lb/>
und daruͤber her ragten die fruchtbaren kraini-<lb/>ſchen Alpen hervor. Kommt man wiederum<lb/>
in das Thal hinab, ſo ſteigt man der Drau<lb/>
beſtaͤndig entgegen, und verfolgt ſie in hundert<lb/>
Kruͤmmungen. Die Abwechslung, die dieſes<lb/>
Thal darbot, war im Ganzen dieſelbe, wie<lb/>ſie mir in andern Thaͤlern ſchon aufſtieß,<lb/>
aber, den einzelnen Theilen nach, immer neu.<lb/>
Der Abend war koͤſtlich. Die fruchtbarſten<lb/>
Wieſen lagen zu meinen Fuͤßen und mitten<lb/>
durch ſie ſchlaͤngelte ſich der Fluß, den die<lb/>
Abendſonne roͤthete. Bald ſtand ein ſchoͤner<lb/>
Berg, der bis zum Gipfel theils angebauet,<lb/>
theils mit Waͤldchen von Laubholz beſetzt war,<lb/>
vor mir, bald ſtieg ein ſchroffer Kalkfelſen, der<lb/>
kaum ein Graͤschen naͤhrte, uͤber meinem Haup-<lb/>
te empor; bald wurden die lachenden Wieſen<lb/>
im Grunde durch den ſchwarzen Auswurf der<lb/>
Schachte und durch eine Reihe eben ſo ſchwar-<lb/>
zer Haͤuſer, Huͤtten, Schmelz- und Hammer-<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[278/0550]
Drau entgegen, hinter mir lag der ſchoͤne
fruchtbare Keſſel, worin Villach gelagert iſt,
und daruͤber her ragten die fruchtbaren kraini-
ſchen Alpen hervor. Kommt man wiederum
in das Thal hinab, ſo ſteigt man der Drau
beſtaͤndig entgegen, und verfolgt ſie in hundert
Kruͤmmungen. Die Abwechslung, die dieſes
Thal darbot, war im Ganzen dieſelbe, wie
ſie mir in andern Thaͤlern ſchon aufſtieß,
aber, den einzelnen Theilen nach, immer neu.
Der Abend war koͤſtlich. Die fruchtbarſten
Wieſen lagen zu meinen Fuͤßen und mitten
durch ſie ſchlaͤngelte ſich der Fluß, den die
Abendſonne roͤthete. Bald ſtand ein ſchoͤner
Berg, der bis zum Gipfel theils angebauet,
theils mit Waͤldchen von Laubholz beſetzt war,
vor mir, bald ſtieg ein ſchroffer Kalkfelſen, der
kaum ein Graͤschen naͤhrte, uͤber meinem Haup-
te empor; bald wurden die lachenden Wieſen
im Grunde durch den ſchwarzen Auswurf der
Schachte und durch eine Reihe eben ſo ſchwar-
zer Haͤuſer, Huͤtten, Schmelz- und Hammer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/550>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.