Von Leoben bis Kraubath, der nächsten Post (2 M.), muß man abermals über die Muhr, weil Leoben ganz von derselben um- schlossen wird. Man fährt sodann, weil das Thal nun ganz zusammen tritt, einen Hohl- weg, der von Laubholz überschattet wird, hin- an, und sieht von oben herab das Thal, durch das man kam, zu einem ausgebreiteten Kessel erweitert, durch welchen die Muhr jetzt zur Linken herabströmt, während man rechts, an dem abhängigen Ufer derselben, an einem schwachen Geländer hinfährt und neben sich höhere Berge, als vorher, die aus einem weichen, marmorartigen Kalkstein bestehen, drohend über den Scheitel hat. So geht der Weg, unter mancherley Krümmungen, deren jede eine andere anmuthige oder wilde Ansicht gewährt, bis Kraubath, einem unbedeutenden Dorfe, fort.
Ich darf hier nicht vergessen zu bemerken, daß gerade um die Zeit, als ich durch das Märzthal, und von Muhr aus, durch dies
zweyte
Von Leoben bis Kraubath, der naͤchſten Poſt (2 M.), muß man abermals uͤber die Muhr, weil Leoben ganz von derſelben um- ſchloſſen wird. Man faͤhrt ſodann, weil das Thal nun ganz zuſammen tritt, einen Hohl- weg, der von Laubholz uͤberſchattet wird, hin- an, und ſieht von oben herab das Thal, durch das man kam, zu einem ausgebreiteten Keſſel erweitert, durch welchen die Muhr jetzt zur Linken herabſtroͤmt, waͤhrend man rechts, an dem abhaͤngigen Ufer derſelben, an einem ſchwachen Gelaͤnder hinfaͤhrt und neben ſich hoͤhere Berge, als vorher, die aus einem weichen, marmorartigen Kalkſtein beſtehen, drohend uͤber den Scheitel hat. So geht der Weg, unter mancherley Kruͤmmungen, deren jede eine andere anmuthige oder wilde Anſicht gewaͤhrt, bis Kraubath, einem unbedeutenden Dorfe, fort.
Ich darf hier nicht vergeſſen zu bemerken, daß gerade um die Zeit, als ich durch das Maͤrzthal, und von Muhr aus, durch dies
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Von Leoben bis Kraubath, der naͤchſten
Poſt (2 M.), muß man abermals uͤber die
Muhr, weil Leoben ganz von derſelben um-
ſchloſſen wird. Man faͤhrt ſodann, weil das
Thal nun ganz zuſammen tritt, einen Hohl-
weg, der von Laubholz uͤberſchattet wird, hin-
an, und ſieht von oben herab das Thal, durch
das man kam, zu einem ausgebreiteten Keſſel
erweitert, durch welchen die Muhr jetzt zur
Linken herabſtroͤmt, waͤhrend man rechts, an
dem abhaͤngigen Ufer derſelben, an einem
ſchwachen Gelaͤnder hinfaͤhrt und neben ſich
hoͤhere Berge, als vorher, die aus einem
weichen, marmorartigen Kalkſtein beſtehen,
drohend uͤber den Scheitel hat. So geht der
Weg, unter mancherley Kruͤmmungen, deren
jede eine andere anmuthige oder wilde Anſicht
gewaͤhrt, bis Kraubath, einem unbedeutenden
Dorfe, fort.
Ich darf hier nicht vergeſſen zu bemerken,
daß gerade um die Zeit, als ich durch das
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/528>, abgerufen am 22.11.2024.
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