Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

derungen, mit Wiesen und Kornfeldern ge-
schmückt, abdachten. So dauerte es fort bis
Wels, der letzten Post vor Linz, (2 M.) wo
der Weg über ein Erdreich lief, das ganz so
ist, wie es sich vor München anhebt, bis nach
Salzburg hinläuft, sich hier häufig in große
Massen zusammen gebacken und zu Werkstük-
ken fähig zeigt, und von wo es dann in glei-
cher Natur, aber wiederum locker, sich nach
Linz hinein erstreckt. Mir scheint daraus zu
folgen, daß die ganze Strecke, von München
aus bis hieher, vor undenklichen Zeiten Mee-
resgrund gewesen sey; und vielleicht mag in
der grauen Vorzeit manches Fahrzeug an dem
Untersberge, Gaisberge, und wie sie alle in
dortiger Gegend heißen, als sie noch das klip-
pigte Gestade des Meeres bildeten, gescheitert
seyn, indeß sich auf dem Berge, wo jetzt die
Festung Salzburg steht, die Mannschaft vor
den Wellen rettete. Wels ist ein gut gebaue-
tes, sauberes Städtchen. Die Häuser haben
vermauerte Giebel und geben einen italieni-

derungen, mit Wieſen und Kornfeldern ge-
ſchmuͤckt, abdachten. So dauerte es fort bis
Wels, der letzten Poſt vor Linz, (2 M.) wo
der Weg uͤber ein Erdreich lief, das ganz ſo
iſt, wie es ſich vor Muͤnchen anhebt, bis nach
Salzburg hinlaͤuft, ſich hier haͤufig in große
Maſſen zuſammen gebacken und zu Werkſtuͤk-
ken faͤhig zeigt, und von wo es dann in glei-
cher Natur, aber wiederum locker, ſich nach
Linz hinein erſtreckt. Mir ſcheint daraus zu
folgen, daß die ganze Strecke, von Muͤnchen
aus bis hieher, vor undenklichen Zeiten Mee-
resgrund geweſen ſey; und vielleicht mag in
der grauen Vorzeit manches Fahrzeug an dem
Untersberge, Gaisberge, und wie ſie alle in
dortiger Gegend heißen, als ſie noch das klip-
pigte Geſtade des Meeres bildeten, geſcheitert
ſeyn, indeß ſich auf dem Berge, wo jetzt die
Feſtung Salzburg ſteht, die Mannſchaft vor
den Wellen rettete. Wels iſt ein gut gebaue-
tes, ſauberes Staͤdtchen. Die Haͤuſer haben
vermauerte Giebel und geben einen italieni-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0396" n="124"/>
derungen, mit Wie&#x017F;en und Kornfeldern ge-<lb/>
&#x017F;chmu&#x0364;ckt, abdachten. So dauerte es fort bis<lb/><hi rendition="#g">Wels</hi>, der letzten Po&#x017F;t vor Linz, (2 M.) wo<lb/>
der Weg u&#x0364;ber ein Erdreich lief, das ganz &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t, wie es &#x017F;ich vor Mu&#x0364;nchen anhebt, bis nach<lb/>
Salzburg hinla&#x0364;uft, &#x017F;ich hier ha&#x0364;ufig in große<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;en zu&#x017F;ammen gebacken und zu Werk&#x017F;tu&#x0364;k-<lb/>
ken fa&#x0364;hig zeigt, und von wo es dann in glei-<lb/>
cher Natur, aber wiederum locker, &#x017F;ich nach<lb/>
Linz hinein er&#x017F;treckt. Mir &#x017F;cheint daraus zu<lb/>
folgen, daß die ganze Strecke, von Mu&#x0364;nchen<lb/>
aus bis hieher, vor undenklichen Zeiten Mee-<lb/>
resgrund gewe&#x017F;en &#x017F;ey; und vielleicht mag in<lb/>
der grauen Vorzeit manches Fahrzeug an dem<lb/>
Untersberge, Gaisberge, und wie &#x017F;ie alle in<lb/>
dortiger Gegend heißen, als &#x017F;ie noch das klip-<lb/>
pigte Ge&#x017F;tade des Meeres bildeten, ge&#x017F;cheitert<lb/>
&#x017F;eyn, indeß &#x017F;ich auf dem Berge, wo jetzt die<lb/>
Fe&#x017F;tung Salzburg &#x017F;teht, die Mann&#x017F;chaft vor<lb/>
den Wellen rettete. Wels i&#x017F;t ein gut gebaue-<lb/>
tes, &#x017F;auberes Sta&#x0364;dtchen. Die Ha&#x0364;u&#x017F;er haben<lb/>
vermauerte Giebel und geben einen italieni-<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0396] derungen, mit Wieſen und Kornfeldern ge- ſchmuͤckt, abdachten. So dauerte es fort bis Wels, der letzten Poſt vor Linz, (2 M.) wo der Weg uͤber ein Erdreich lief, das ganz ſo iſt, wie es ſich vor Muͤnchen anhebt, bis nach Salzburg hinlaͤuft, ſich hier haͤufig in große Maſſen zuſammen gebacken und zu Werkſtuͤk- ken faͤhig zeigt, und von wo es dann in glei- cher Natur, aber wiederum locker, ſich nach Linz hinein erſtreckt. Mir ſcheint daraus zu folgen, daß die ganze Strecke, von Muͤnchen aus bis hieher, vor undenklichen Zeiten Mee- resgrund geweſen ſey; und vielleicht mag in der grauen Vorzeit manches Fahrzeug an dem Untersberge, Gaisberge, und wie ſie alle in dortiger Gegend heißen, als ſie noch das klip- pigte Geſtade des Meeres bildeten, geſcheitert ſeyn, indeß ſich auf dem Berge, wo jetzt die Feſtung Salzburg ſteht, die Mannſchaft vor den Wellen rettete. Wels iſt ein gut gebaue- tes, ſauberes Staͤdtchen. Die Haͤuſer haben vermauerte Giebel und geben einen italieni-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/396
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/396>, abgerufen am 13.05.2024.