derungen, mit Wiesen und Kornfeldern ge- schmückt, abdachten. So dauerte es fort bis Wels, der letzten Post vor Linz, (2 M.) wo der Weg über ein Erdreich lief, das ganz so ist, wie es sich vor München anhebt, bis nach Salzburg hinläuft, sich hier häufig in große Massen zusammen gebacken und zu Werkstük- ken fähig zeigt, und von wo es dann in glei- cher Natur, aber wiederum locker, sich nach Linz hinein erstreckt. Mir scheint daraus zu folgen, daß die ganze Strecke, von München aus bis hieher, vor undenklichen Zeiten Mee- resgrund gewesen sey; und vielleicht mag in der grauen Vorzeit manches Fahrzeug an dem Untersberge, Gaisberge, und wie sie alle in dortiger Gegend heißen, als sie noch das klip- pigte Gestade des Meeres bildeten, gescheitert seyn, indeß sich auf dem Berge, wo jetzt die Festung Salzburg steht, die Mannschaft vor den Wellen rettete. Wels ist ein gut gebaue- tes, sauberes Städtchen. Die Häuser haben vermauerte Giebel und geben einen italieni-
derungen, mit Wieſen und Kornfeldern ge- ſchmuͤckt, abdachten. So dauerte es fort bis Wels, der letzten Poſt vor Linz, (2 M.) wo der Weg uͤber ein Erdreich lief, das ganz ſo iſt, wie es ſich vor Muͤnchen anhebt, bis nach Salzburg hinlaͤuft, ſich hier haͤufig in große Maſſen zuſammen gebacken und zu Werkſtuͤk- ken faͤhig zeigt, und von wo es dann in glei- cher Natur, aber wiederum locker, ſich nach Linz hinein erſtreckt. Mir ſcheint daraus zu folgen, daß die ganze Strecke, von Muͤnchen aus bis hieher, vor undenklichen Zeiten Mee- resgrund geweſen ſey; und vielleicht mag in der grauen Vorzeit manches Fahrzeug an dem Untersberge, Gaisberge, und wie ſie alle in dortiger Gegend heißen, als ſie noch das klip- pigte Geſtade des Meeres bildeten, geſcheitert ſeyn, indeß ſich auf dem Berge, wo jetzt die Feſtung Salzburg ſteht, die Mannſchaft vor den Wellen rettete. Wels iſt ein gut gebaue- tes, ſauberes Staͤdtchen. Die Haͤuſer haben vermauerte Giebel und geben einen italieni-
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0396"n="124"/>
derungen, mit Wieſen und Kornfeldern ge-<lb/>ſchmuͤckt, abdachten. So dauerte es fort bis<lb/><hirendition="#g">Wels</hi>, der letzten Poſt vor Linz, (2 M.) wo<lb/>
der Weg uͤber ein Erdreich lief, das ganz ſo<lb/>
iſt, wie es ſich vor Muͤnchen anhebt, bis nach<lb/>
Salzburg hinlaͤuft, ſich hier haͤufig in große<lb/>
Maſſen zuſammen gebacken und zu Werkſtuͤk-<lb/>
ken faͤhig zeigt, und von wo es dann in glei-<lb/>
cher Natur, aber wiederum locker, ſich nach<lb/>
Linz hinein erſtreckt. Mir ſcheint daraus zu<lb/>
folgen, daß die ganze Strecke, von Muͤnchen<lb/>
aus bis hieher, vor undenklichen Zeiten Mee-<lb/>
resgrund geweſen ſey; und vielleicht mag in<lb/>
der grauen Vorzeit manches Fahrzeug an dem<lb/>
Untersberge, Gaisberge, und wie ſie alle in<lb/>
dortiger Gegend heißen, als ſie noch das klip-<lb/>
pigte Geſtade des Meeres bildeten, geſcheitert<lb/>ſeyn, indeß ſich auf dem Berge, wo jetzt die<lb/>
Feſtung Salzburg ſteht, die Mannſchaft vor<lb/>
den Wellen rettete. Wels iſt ein gut gebaue-<lb/>
tes, ſauberes Staͤdtchen. Die Haͤuſer haben<lb/>
vermauerte Giebel und geben einen italieni-<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[124/0396]
derungen, mit Wieſen und Kornfeldern ge-
ſchmuͤckt, abdachten. So dauerte es fort bis
Wels, der letzten Poſt vor Linz, (2 M.) wo
der Weg uͤber ein Erdreich lief, das ganz ſo
iſt, wie es ſich vor Muͤnchen anhebt, bis nach
Salzburg hinlaͤuft, ſich hier haͤufig in große
Maſſen zuſammen gebacken und zu Werkſtuͤk-
ken faͤhig zeigt, und von wo es dann in glei-
cher Natur, aber wiederum locker, ſich nach
Linz hinein erſtreckt. Mir ſcheint daraus zu
folgen, daß die ganze Strecke, von Muͤnchen
aus bis hieher, vor undenklichen Zeiten Mee-
resgrund geweſen ſey; und vielleicht mag in
der grauen Vorzeit manches Fahrzeug an dem
Untersberge, Gaisberge, und wie ſie alle in
dortiger Gegend heißen, als ſie noch das klip-
pigte Geſtade des Meeres bildeten, geſcheitert
ſeyn, indeß ſich auf dem Berge, wo jetzt die
Feſtung Salzburg ſteht, die Mannſchaft vor
den Wellen rettete. Wels iſt ein gut gebaue-
tes, ſauberes Staͤdtchen. Die Haͤuſer haben
vermauerte Giebel und geben einen italieni-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/396>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.