Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

mein Lohnbedienter hinzu: "wenn ich vorher
ein paar Bissel zu mir nähme." -- Hier
galt keine Ausflucht! Der eine wollte mich so
gern bewirthen, der andre mir so gern bey
Tische aufwarten, und es war Eilf Uhr!
Ich war gezwungen, schon wieder hungrig zu
seyn.

Nach Tische trat ich die Reise auf den Berg
an. Man reitet oder fährt gewöhnlich hinauf,
und bedient sich dazu eines alten frommen Ros-
ses, oder eines Schlittens, auf welchem man
sich über den Knitteldamm, womit der Weg
belegt ist, hinweg schleifen läßt. Beyde Arten
des Fortkommens gefielen mir nicht. Ich wählte
eine dritte, stieg auf meinen Füßen hinan und
ließ den Schlitten hinter mir herkommen, für
den Fall, daß ich übermäßig müde würde. Ich
fand ihn aber völlig unnöthig, da der Weg
weder zu lang, noch zu steil, noch zu rauh
war.

Die Reise selbst wird durch die große Ab-
wechslung, die der Weg dem Auge gewährt,

mein Lohnbedienter hinzu: „wenn ich vorher
ein paar Biſſel zu mir naͤhme.“ — Hier
galt keine Ausflucht! Der eine wollte mich ſo
gern bewirthen, der andre mir ſo gern bey
Tiſche aufwarten, und es war Eilf Uhr!
Ich war gezwungen, ſchon wieder hungrig zu
ſeyn.

Nach Tiſche trat ich die Reiſe auf den Berg
an. Man reitet oder faͤhrt gewoͤhnlich hinauf,
und bedient ſich dazu eines alten frommen Roſ-
ſes, oder eines Schlittens, auf welchem man
ſich uͤber den Knitteldamm, womit der Weg
belegt iſt, hinweg ſchleifen laͤßt. Beyde Arten
des Fortkommens gefielen mir nicht. Ich waͤhlte
eine dritte, ſtieg auf meinen Fuͤßen hinan und
ließ den Schlitten hinter mir herkommen, fuͤr
den Fall, daß ich uͤbermaͤßig muͤde wuͤrde. Ich
fand ihn aber voͤllig unnoͤthig, da der Weg
weder zu lang, noch zu ſteil, noch zu rauh
war.

Die Reiſe ſelbſt wird durch die große Ab-
wechslung, die der Weg dem Auge gewaͤhrt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0381" n="109"/>
mein Lohnbedienter hinzu: &#x201E;wenn ich vorher<lb/>
ein <hi rendition="#g">paar Bi&#x017F;&#x017F;el</hi> zu mir na&#x0364;hme.&#x201C; &#x2014; Hier<lb/>
galt keine Ausflucht! Der eine wollte mich &#x017F;o<lb/>
gern bewirthen, der andre mir &#x017F;o gern bey<lb/>
Ti&#x017F;che aufwarten, und es war Eilf Uhr!<lb/>
Ich war gezwungen, &#x017F;chon wieder hungrig zu<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>Nach Ti&#x017F;che trat ich die Rei&#x017F;e auf den Berg<lb/>
an. Man reitet oder fa&#x0364;hrt gewo&#x0364;hnlich hinauf,<lb/>
und bedient &#x017F;ich dazu eines alten frommen Ro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es, oder eines Schlittens, auf welchem man<lb/>
&#x017F;ich u&#x0364;ber den Knitteldamm, womit der Weg<lb/>
belegt i&#x017F;t, hinweg &#x017F;chleifen la&#x0364;ßt. Beyde Arten<lb/>
des Fortkommens gefielen mir nicht. Ich wa&#x0364;hlte<lb/>
eine dritte, &#x017F;tieg auf meinen Fu&#x0364;ßen hinan und<lb/>
ließ den Schlitten hinter mir herkommen, fu&#x0364;r<lb/>
den Fall, daß ich u&#x0364;berma&#x0364;ßig mu&#x0364;de wu&#x0364;rde. Ich<lb/>
fand ihn aber vo&#x0364;llig unno&#x0364;thig, da der Weg<lb/>
weder zu lang, noch zu &#x017F;teil, noch zu rauh<lb/>
war.</p><lb/>
              <p>Die Rei&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t wird durch die große Ab-<lb/>
wechslung, die der Weg dem Auge gewa&#x0364;hrt,<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0381] mein Lohnbedienter hinzu: „wenn ich vorher ein paar Biſſel zu mir naͤhme.“ — Hier galt keine Ausflucht! Der eine wollte mich ſo gern bewirthen, der andre mir ſo gern bey Tiſche aufwarten, und es war Eilf Uhr! Ich war gezwungen, ſchon wieder hungrig zu ſeyn. Nach Tiſche trat ich die Reiſe auf den Berg an. Man reitet oder faͤhrt gewoͤhnlich hinauf, und bedient ſich dazu eines alten frommen Roſ- ſes, oder eines Schlittens, auf welchem man ſich uͤber den Knitteldamm, womit der Weg belegt iſt, hinweg ſchleifen laͤßt. Beyde Arten des Fortkommens gefielen mir nicht. Ich waͤhlte eine dritte, ſtieg auf meinen Fuͤßen hinan und ließ den Schlitten hinter mir herkommen, fuͤr den Fall, daß ich uͤbermaͤßig muͤde wuͤrde. Ich fand ihn aber voͤllig unnoͤthig, da der Weg weder zu lang, noch zu ſteil, noch zu rauh war. Die Reiſe ſelbſt wird durch die große Ab- wechslung, die der Weg dem Auge gewaͤhrt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/381
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/381>, abgerufen am 12.05.2024.