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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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schaffte, und vorzüglich den Einfluß der Mön-
che auf die Gemüther der Schwachen jedes
Standes, so wie ihre Anzahl, verminderte.
Sein Hirtenbrief vom Jahre 1782, dessen
Verfasser der Oberkonsistorialkanzler, Hr. Bö-
nike
, ist, steht in den aufgeklärtern Theilen
von Deutschland noch im besten Andenken, und
hat auch auf die weniger aufgeklärten, die ihn
anfangs verketzerten, gleichsam heimlich gewirkt,
wie manche, auch dort vorgenommene, Verän-
derung beweiset. Seit jener Zeit sind Gewis-
sens- Denk- und Preßfreyheit in Salzburg
so emporgekommen, daß diese Stadt mehrere
größere Residenzen in Deutschland darin be-
schämt. Die Wissenschaften haben einen frey-
ern Schwung genommen, und das Verzeichniß
Salzburgischer Schriftsteller, die in ihren Fä-
chern gut oder vortreflich gearbeitet haben, ist,
wie das Verzeichniß von Künstlern, sehr zahl-
reich. Bey der immer mehr steigenden Liebe
zu den Wissenschaften und Künsten vermehrt
sich auch die Anzahl von Sammlungen aller

G 2

ſchaffte, und vorzuͤglich den Einfluß der Moͤn-
che auf die Gemuͤther der Schwachen jedes
Standes, ſo wie ihre Anzahl, verminderte.
Sein Hirtenbrief vom Jahre 1782, deſſen
Verfaſſer der Oberkonſiſtorialkanzler, Hr. Boͤ-
nike
, iſt, ſteht in den aufgeklaͤrtern Theilen
von Deutſchland noch im beſten Andenken, und
hat auch auf die weniger aufgeklaͤrten, die ihn
anfangs verketzerten, gleichſam heimlich gewirkt,
wie manche, auch dort vorgenommene, Veraͤn-
derung beweiſet. Seit jener Zeit ſind Gewiſ-
ſens- Denk- und Preßfreyheit in Salzburg
ſo emporgekommen, daß dieſe Stadt mehrere
groͤßere Reſidenzen in Deutſchland darin be-
ſchaͤmt. Die Wiſſenſchaften haben einen frey-
ern Schwung genommen, und das Verzeichniß
Salzburgiſcher Schriftſteller, die in ihren Faͤ-
chern gut oder vortreflich gearbeitet haben, iſt,
wie das Verzeichniß von Kuͤnſtlern, ſehr zahl-
reich. Bey der immer mehr ſteigenden Liebe
zu den Wiſſenſchaften und Kuͤnſten vermehrt
ſich auch die Anzahl von Sammlungen aller

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[99/0371] ſchaffte, und vorzuͤglich den Einfluß der Moͤn- che auf die Gemuͤther der Schwachen jedes Standes, ſo wie ihre Anzahl, verminderte. Sein Hirtenbrief vom Jahre 1782, deſſen Verfaſſer der Oberkonſiſtorialkanzler, Hr. Boͤ- nike, iſt, ſteht in den aufgeklaͤrtern Theilen von Deutſchland noch im beſten Andenken, und hat auch auf die weniger aufgeklaͤrten, die ihn anfangs verketzerten, gleichſam heimlich gewirkt, wie manche, auch dort vorgenommene, Veraͤn- derung beweiſet. Seit jener Zeit ſind Gewiſ- ſens- Denk- und Preßfreyheit in Salzburg ſo emporgekommen, daß dieſe Stadt mehrere groͤßere Reſidenzen in Deutſchland darin be- ſchaͤmt. Die Wiſſenſchaften haben einen frey- ern Schwung genommen, und das Verzeichniß Salzburgiſcher Schriftſteller, die in ihren Faͤ- chern gut oder vortreflich gearbeitet haben, iſt, wie das Verzeichniß von Kuͤnſtlern, ſehr zahl- reich. Bey der immer mehr ſteigenden Liebe zu den Wiſſenſchaften und Kuͤnſten vermehrt ſich auch die Anzahl von Sammlungen aller G 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/371>, abgerufen am 13.05.2024.