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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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In der Mitte dieses Kirchhofes steht sein
artiges Bethaus, und der freye Raum um
dasselbe ist mit Gräbern gemeiner -- Todten
bedeckt, die ein mehr oder weniger einfaches
Kreutz bezeichnet.

Ich ging durch die Kirche in die Linzer
Gasse zurück und kam von da, dem steinernen
Auftritte zum vorhin erwähnten Kapuzinerklo-
ster gegenüber, durch ein enges Gäßchen, an
der linken Seite einer der prächtigsten Anlagen
in Salzburg vorbey, auf den Dreyfaltig-
keitsplatz
, der freylich nur so groß seyn kann,
als ihn die gepreßte Lage der Stadt gewähret,
der aber mit manchem ansehnlichen und einem
wirklich fürstlichen Gebäude besetzt ist. Man
könnte Letzteres den Dreyfaltigkeitspallast nen-
nen. Es ist eine viereckigte Anlage, die zwey
Erziehungs- und Lehranstalten und eine präch-
tige Kirche einschließt. Der Anblick des Gan-
zen überraschte mich sehr angenehm, denn Ge-
schmack, Leichtigkeit und Heiterkeit stellten sich
mir in einer musterhaften Verbindung dar.

In der Mitte dieſes Kirchhofes ſteht ſein
artiges Bethaus, und der freye Raum um
daſſelbe iſt mit Graͤbern gemeiner — Todten
bedeckt, die ein mehr oder weniger einfaches
Kreutz bezeichnet.

Ich ging durch die Kirche in die Linzer
Gaſſe zuruͤck und kam von da, dem ſteinernen
Auftritte zum vorhin erwaͤhnten Kapuzinerklo-
ſter gegenuͤber, durch ein enges Gaͤßchen, an
der linken Seite einer der praͤchtigſten Anlagen
in Salzburg vorbey, auf den Dreyfaltig-
keitsplatz
, der freylich nur ſo groß ſeyn kann,
als ihn die gepreßte Lage der Stadt gewaͤhret,
der aber mit manchem anſehnlichen und einem
wirklich fuͤrſtlichen Gebaͤude beſetzt iſt. Man
koͤnnte Letzteres den Dreyfaltigkeitspallaſt nen-
nen. Es iſt eine viereckigte Anlage, die zwey
Erziehungs- und Lehranſtalten und eine praͤch-
tige Kirche einſchließt. Der Anblick des Gan-
zen uͤberraſchte mich ſehr angenehm, denn Ge-
ſchmack, Leichtigkeit und Heiterkeit ſtellten ſich
mir in einer muſterhaften Verbindung dar.

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[30/0302] In der Mitte dieſes Kirchhofes ſteht ſein artiges Bethaus, und der freye Raum um daſſelbe iſt mit Graͤbern gemeiner — Todten bedeckt, die ein mehr oder weniger einfaches Kreutz bezeichnet. Ich ging durch die Kirche in die Linzer Gaſſe zuruͤck und kam von da, dem ſteinernen Auftritte zum vorhin erwaͤhnten Kapuzinerklo- ſter gegenuͤber, durch ein enges Gaͤßchen, an der linken Seite einer der praͤchtigſten Anlagen in Salzburg vorbey, auf den Dreyfaltig- keitsplatz, der freylich nur ſo groß ſeyn kann, als ihn die gepreßte Lage der Stadt gewaͤhret, der aber mit manchem anſehnlichen und einem wirklich fuͤrſtlichen Gebaͤude beſetzt iſt. Man koͤnnte Letzteres den Dreyfaltigkeitspallaſt nen- nen. Es iſt eine viereckigte Anlage, die zwey Erziehungs- und Lehranſtalten und eine praͤch- tige Kirche einſchließt. Der Anblick des Gan- zen uͤberraſchte mich ſehr angenehm, denn Ge- ſchmack, Leichtigkeit und Heiterkeit ſtellten ſich mir in einer muſterhaften Verbindung dar.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/302>, abgerufen am 12.05.2024.