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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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ein feiner Gaum, der genießen und nicht schwel-
gen will, an Produkten der feinern Kochkunst
und der edleren Rebe billigerweise nur verlangen
kann, wird dargeboten, und noch nebenher eine
anständigere, geistreichere, mannichfachere Unter-
haltung, als man an den genannten Orten findet.
Die große Welt in Dresden, männlichen wie
weiblichen Geschlechts, ist unterrichteter und
geistvoller, als in vielen andern Residenzen von
Deutschland, und man braucht nicht blos Pfer-
de- Hunde- und Jagdliebhaber zu seyn, um
in ihren Cirkeln Vergnügen und Belehrung zu
finden. Das weibliche Geschlecht ist besonders
gebildet und angenehm und kennt seine Würde
besser und mißbraucht seine Rechte und Reize
weniger, als die eleganten Weiber zu Warschau
und Wien, deren Ton und Wesen in Dresden
die Decenz beleidigen und ganze Gesellschaften
aus einander sprengen oder doch still machen
würde. Hier giebt es in der That noch häufig
eheliche Liebe und Glückseligkeit in den höhern
Ständen, und der Ton, der unter den beyden

ein feiner Gaum, der genießen und nicht ſchwel-
gen will, an Produkten der feinern Kochkunſt
und der edleren Rebe billigerweiſe nur verlangen
kann, wird dargeboten, und noch nebenher eine
anſtaͤndigere, geiſtreichere, mannichfachere Unter-
haltung, als man an den genannten Orten findet.
Die große Welt in Dresden, maͤnnlichen wie
weiblichen Geſchlechts, iſt unterrichteter und
geiſtvoller, als in vielen andern Reſidenzen von
Deutſchland, und man braucht nicht blos Pfer-
de- Hunde- und Jagdliebhaber zu ſeyn, um
in ihren Cirkeln Vergnuͤgen und Belehrung zu
finden. Das weibliche Geſchlecht iſt beſonders
gebildet und angenehm und kennt ſeine Wuͤrde
beſſer und mißbraucht ſeine Rechte und Reize
weniger, als die eleganten Weiber zu Warſchau
und Wien, deren Ton und Weſen in Dresden
die Decenz beleidigen und ganze Geſellſchaften
aus einander ſprengen oder doch ſtill machen
wuͤrde. Hier giebt es in der That noch haͤufig
eheliche Liebe und Gluͤckſeligkeit in den hoͤhern
Staͤnden, und der Ton, der unter den beyden

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[21/0029] ein feiner Gaum, der genießen und nicht ſchwel- gen will, an Produkten der feinern Kochkunſt und der edleren Rebe billigerweiſe nur verlangen kann, wird dargeboten, und noch nebenher eine anſtaͤndigere, geiſtreichere, mannichfachere Unter- haltung, als man an den genannten Orten findet. Die große Welt in Dresden, maͤnnlichen wie weiblichen Geſchlechts, iſt unterrichteter und geiſtvoller, als in vielen andern Reſidenzen von Deutſchland, und man braucht nicht blos Pfer- de- Hunde- und Jagdliebhaber zu ſeyn, um in ihren Cirkeln Vergnuͤgen und Belehrung zu finden. Das weibliche Geſchlecht iſt beſonders gebildet und angenehm und kennt ſeine Wuͤrde beſſer und mißbraucht ſeine Rechte und Reize weniger, als die eleganten Weiber zu Warſchau und Wien, deren Ton und Weſen in Dresden die Decenz beleidigen und ganze Geſellſchaften aus einander ſprengen oder doch ſtill machen wuͤrde. Hier giebt es in der That noch haͤufig eheliche Liebe und Gluͤckſeligkeit in den hoͤhern Staͤnden, und der Ton, der unter den beyden

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/29>, abgerufen am 24.11.2024.