Gewohnheit gewordene erfinderische Thätigkeit als Nationaltugend davon zu tragen. Ueberdieß war auch nicht Alles verloren, was für jene Schuldenlast erkauft worden war; es ist großen- theils noch da, es wirkt immer noch fort, es hat die Nation selbst zu der ehrenvollen Stufe erho ben, die sie unter den Gemeinden deutscher Zunge einnimmt. Sie hat eine Hauptstadt, die eine kostbare Niederlage von nützlichen und angeneh- men Dingen enthält, welche manche Kaiser- und Königsstadt entbehren muß: für die Kunst hat sie eine in ihrer Art einzige Gallerie von Gemähl- den, eine namhafte Sammlung von Antiken; für die Wissenschaften eine der vollständig- sten Bibliotheken in der Welt; für die Pracht und die Noth eine der kostbarsten Samm- lungen in Europa, das grüne Gewölbe ge- nannt; für die Erhöhung und Erweite- rung des menschlichen Geistes große öffentliche Werke, Brücken, Gärten, Kirchen Palläste; für die Verfeinerung der Sit- ten, des Geschmacks, des Lebensge-
Fünftes Heft. B
Gewohnheit gewordene erfinderiſche Thaͤtigkeit als Nationaltugend davon zu tragen. Ueberdieß war auch nicht Alles verloren, was fuͤr jene Schuldenlaſt erkauft worden war; es iſt großen- theils noch da, es wirkt immer noch fort, es hat die Nation ſelbſt zu der ehrenvollen Stufe erho ben, die ſie unter den Gemeinden deutſcher Zunge einnimmt. Sie hat eine Hauptſtadt, die eine koſtbare Niederlage von nuͤtzlichen und angeneh- men Dingen enthaͤlt, welche manche Kaiſer- und Koͤnigsſtadt entbehren muß: fuͤr die Kunſt hat ſie eine in ihrer Art einzige Gallerie von Gemaͤhl- den, eine namhafte Sammlung von Antiken; fuͤr die Wiſſenſchaften eine der vollſtaͤndig- ſten Bibliotheken in der Welt; fuͤr die Pracht und die Noth eine der koſtbarſten Samm- lungen in Europa, das gruͤne Gewoͤlbe ge- nannt; fuͤr die Erhoͤhung und Erweite- rung des menſchlichen Geiſtes große oͤffentliche Werke, Bruͤcken, Gaͤrten, Kirchen Pallaͤſte; fuͤr die Verfeinerung der Sit- ten, des Geſchmacks, des Lebensge-
Fuͤnftes Heft. B
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Gewohnheit gewordene erfinderiſche Thaͤtigkeit
als Nationaltugend davon zu tragen. Ueberdieß
war auch nicht Alles verloren, was fuͤr jene
Schuldenlaſt erkauft worden war; es iſt großen-
theils noch da, es wirkt immer noch fort, es
hat die Nation ſelbſt zu der ehrenvollen Stufe erho
ben, die ſie unter den Gemeinden deutſcher Zunge
einnimmt. Sie hat eine Hauptſtadt, die eine
koſtbare Niederlage von nuͤtzlichen und angeneh-
men Dingen enthaͤlt, welche manche Kaiſer- und
Koͤnigsſtadt entbehren muß: fuͤr die Kunſt hat
ſie eine in ihrer Art einzige Gallerie von Gemaͤhl-
den, eine namhafte Sammlung von Antiken;
fuͤr die Wiſſenſchaften eine der vollſtaͤndig-
ſten Bibliotheken in der Welt; fuͤr die Pracht
und die Noth eine der koſtbarſten Samm-
lungen in Europa, das gruͤne Gewoͤlbe ge-
nannt; fuͤr die Erhoͤhung und Erweite-
rung des menſchlichen Geiſtes große
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/25>, abgerufen am 24.11.2024.
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