abrechnet, so wird wenig übrig bleiben, was München ausführen könnte. Dagegen zieht es eine große Menge wahrer und eingebildeter Bedürfnisse aus nahen und entfernten Län- dern.
Deshalb sind die Münchener nicht reich, wenn man sie auch wohlhabend nennen kann. Alles, der hier wohnende reiche Adel ausge- nommen, lebt gleichsam von einem Tage zum andern, und Kleider und Nahrung zehren die Einnahme richtig auf. Verhältnißmäßig sind, nach dem hier eingeführten Maaßstabe in der Lebensart, und nach den, wegen ihrer großen Menge, geringen Besoldungen, die Hof- und Landesbeamten die ärmsten, und sie sind gezwungen, um sich standesmäßig zu er- halten, zuzugreifen, und kleine und große Ge- schenke von mancher Art und zu manchem Zweck anzunehmen. Daher Mißbräuche in der Verwaltung der Staatskassen, in der Ausübung der Gerechtigkeit, in Vergebung von Stellen, Jahrgeldern und Begünstigun-
abrechnet, ſo wird wenig uͤbrig bleiben, was Muͤnchen ausfuͤhren koͤnnte. Dagegen zieht es eine große Menge wahrer und eingebildeter Beduͤrfniſſe aus nahen und entfernten Laͤn- dern.
Deshalb ſind die Muͤnchener nicht reich, wenn man ſie auch wohlhabend nennen kann. Alles, der hier wohnende reiche Adel ausge- nommen, lebt gleichſam von einem Tage zum andern, und Kleider und Nahrung zehren die Einnahme richtig auf. Verhaͤltnißmaͤßig ſind, nach dem hier eingefuͤhrten Maaßſtabe in der Lebensart, und nach den, wegen ihrer großen Menge, geringen Beſoldungen, die Hof- und Landesbeamten die aͤrmſten, und ſie ſind gezwungen, um ſich ſtandesmaͤßig zu er- halten, zuzugreifen, und kleine und große Ge- ſchenke von mancher Art und zu manchem Zweck anzunehmen. Daher Mißbraͤuche in der Verwaltung der Staatskaſſen, in der Ausuͤbung der Gerechtigkeit, in Vergebung von Stellen, Jahrgeldern und Beguͤnſtigun-
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abrechnet, ſo wird wenig uͤbrig bleiben, was
Muͤnchen ausfuͤhren koͤnnte. Dagegen zieht
es eine große Menge wahrer und eingebildeter
Beduͤrfniſſe aus nahen und entfernten Laͤn-
dern.
Deshalb ſind die Muͤnchener nicht reich,
wenn man ſie auch wohlhabend nennen kann.
Alles, der hier wohnende reiche Adel ausge-
nommen, lebt gleichſam von einem Tage zum
andern, und Kleider und Nahrung zehren
die Einnahme richtig auf. Verhaͤltnißmaͤßig
ſind, nach dem hier eingefuͤhrten Maaßſtabe
in der Lebensart, und nach den, wegen ihrer
großen Menge, geringen Beſoldungen, die
Hof- und Landesbeamten die aͤrmſten, und ſie
ſind gezwungen, um ſich ſtandesmaͤßig zu er-
halten, zuzugreifen, und kleine und große Ge-
ſchenke von mancher Art und zu manchem
Zweck anzunehmen. Daher Mißbraͤuche in
der Verwaltung der Staatskaſſen, in der
Ausuͤbung der Gerechtigkeit, in Vergebung
von Stellen, Jahrgeldern und Beguͤnſtigun-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/246>, abgerufen am 24.11.2024.
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