Knaben und Mädchen;) die Mendel'sche und Landauer'sche Stiftung; zwey Pil- grimsspitäler zu St. Martha und zum Heil. Kreutz; und vier sogenannte Siech- köbel (Armenhäuser) vor der Stadt vorhan- den, deren Verwaltung, so einfach und ge- ring sie auch ist, ebenfalls von mehreren Rathsgliedern und Gehülfen besorgt wird. Diese Vervielfältigung der Aemter ohne Noth, die fast bey allen Stellen statt findet, ist eine der Beschwerden der Bürgerschaft gegen das Patriziat, das dergleichen über die Gebühr ge- schaffen hat, um seine Kinder und Verwand- ten unterzubringen; und diese Beschwerde scheint mir dadurch desto bündiger zu werden, da diese Aemter, wie alle übrige, die das Pa- triziat besetzt, nur dem Rathe Rechenschaft ablegen, der seinerseits das Vorrecht zu haben behauptet, der Bürgerschaft keine Rechenschaft ablegen zu dürfen.
Die Anstalten, die von den verschiedenen Verpflegungsfonds unterhalten werden, sind
mancher-
Knaben und Maͤdchen;) die Mendel'ſche und Landauer'ſche Stiftung; zwey Pil- grimsſpitaͤler zu St. Martha und zum Heil. Kreutz; und vier ſogenannte Siech- koͤbel (Armenhaͤuſer) vor der Stadt vorhan- den, deren Verwaltung, ſo einfach und ge- ring ſie auch iſt, ebenfalls von mehreren Rathsgliedern und Gehuͤlfen beſorgt wird. Dieſe Vervielfaͤltigung der Aemter ohne Noth, die faſt bey allen Stellen ſtatt findet, iſt eine der Beſchwerden der Buͤrgerſchaft gegen das Patriziat, das dergleichen uͤber die Gebuͤhr ge- ſchaffen hat, um ſeine Kinder und Verwand- ten unterzubringen; und dieſe Beſchwerde ſcheint mir dadurch deſto buͤndiger zu werden, da dieſe Aemter, wie alle uͤbrige, die das Pa- triziat beſetzt, nur dem Rathe Rechenſchaft ablegen, der ſeinerſeits das Vorrecht zu haben behauptet, der Buͤrgerſchaft keine Rechenſchaft ablegen zu duͤrfen.
Die Anſtalten, die von den verſchiedenen Verpflegungsfonds unterhalten werden, ſind
mancher-
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0152"n="144"/>
Knaben und Maͤdchen;) die <hirendition="#g">Mendel'ſche</hi><lb/>
und <hirendition="#g">Landauer'ſche</hi> Stiftung; <hirendition="#g">zwey Pil-<lb/>
grimsſpitaͤler</hi> zu <hirendition="#g">St. Martha</hi> und zum<lb/><hirendition="#g">Heil. Kreutz;</hi> und vier ſogenannte <hirendition="#g">Siech-<lb/>
koͤbel</hi> (Armenhaͤuſer) vor der Stadt vorhan-<lb/>
den, deren Verwaltung, ſo einfach und ge-<lb/>
ring ſie auch iſt, ebenfalls von mehreren<lb/>
Rathsgliedern und Gehuͤlfen beſorgt wird.<lb/>
Dieſe Vervielfaͤltigung der Aemter ohne Noth,<lb/>
die faſt bey allen Stellen ſtatt findet, iſt eine<lb/>
der Beſchwerden der Buͤrgerſchaft gegen das<lb/>
Patriziat, das dergleichen uͤber die Gebuͤhr ge-<lb/>ſchaffen hat, um ſeine Kinder und Verwand-<lb/>
ten unterzubringen; und dieſe Beſchwerde<lb/>ſcheint mir dadurch deſto buͤndiger zu werden,<lb/>
da dieſe Aemter, wie alle uͤbrige, die das Pa-<lb/>
triziat beſetzt, nur dem Rathe Rechenſchaft<lb/>
ablegen, der ſeinerſeits das Vorrecht zu haben<lb/>
behauptet, der Buͤrgerſchaft keine Rechenſchaft<lb/>
ablegen zu duͤrfen.</p><lb/><p>Die Anſtalten, die von den verſchiedenen<lb/>
Verpflegungsfonds unterhalten werden, ſind<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mancher-</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[144/0152]
Knaben und Maͤdchen;) die Mendel'ſche
und Landauer'ſche Stiftung; zwey Pil-
grimsſpitaͤler zu St. Martha und zum
Heil. Kreutz; und vier ſogenannte Siech-
koͤbel (Armenhaͤuſer) vor der Stadt vorhan-
den, deren Verwaltung, ſo einfach und ge-
ring ſie auch iſt, ebenfalls von mehreren
Rathsgliedern und Gehuͤlfen beſorgt wird.
Dieſe Vervielfaͤltigung der Aemter ohne Noth,
die faſt bey allen Stellen ſtatt findet, iſt eine
der Beſchwerden der Buͤrgerſchaft gegen das
Patriziat, das dergleichen uͤber die Gebuͤhr ge-
ſchaffen hat, um ſeine Kinder und Verwand-
ten unterzubringen; und dieſe Beſchwerde
ſcheint mir dadurch deſto buͤndiger zu werden,
da dieſe Aemter, wie alle uͤbrige, die das Pa-
triziat beſetzt, nur dem Rathe Rechenſchaft
ablegen, der ſeinerſeits das Vorrecht zu haben
behauptet, der Buͤrgerſchaft keine Rechenſchaft
ablegen zu duͤrfen.
Die Anſtalten, die von den verſchiedenen
Verpflegungsfonds unterhalten werden, ſind
mancher-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/152>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.