brunnen selbst, der drey Viertelstunden davon entfernt liegt. Wenn man die böhmische Sorg- losigkeit nicht kennte, so müßte man sich wun- dern, wie dieser heilsame Quell eine Anstalt zur Seite haben kann, die in der That alles übertrifft, was man sich an Schmutzigkeit, elender Bedienung, unsaubern Betten etc. nur denken kann. Das Brunnenhaus ist klein und enge, und steht einzeln, ohne von einem Bau- me beschattet zu seyn, im freyen Felde. Seit langen Jahren hat man es so stehen lassen, und jetzt erst fängt man langsam an, den Brunnen selbst mit einem Pavillon zu über- bauen, und ein paar schmale Wege mit Sand zu bestreuen und mit Bäumen zu einem Spa- tziergange zu bepflanzen. Auch hat man, ober- halb dem Kurhause, den Grund zu Wohnhäusern gelegt, und den Raum zu Alleen und zu einem kleinen Lustgehölze abgesteckt; und so fangen denn die Egerer endlich an, das Geschenk zu erkennen, das ihnen die Natur mit dieser Quelle gemacht hat. Sie gehört nemlich der
brunnen ſelbſt, der drey Viertelſtunden davon entfernt liegt. Wenn man die boͤhmiſche Sorg- loſigkeit nicht kennte, ſo muͤßte man ſich wun- dern, wie dieſer heilſame Quell eine Anſtalt zur Seite haben kann, die in der That alles uͤbertrifft, was man ſich an Schmutzigkeit, elender Bedienung, unſaubern Betten ꝛc. nur denken kann. Das Brunnenhaus iſt klein und enge, und ſteht einzeln, ohne von einem Bau- me beſchattet zu ſeyn, im freyen Felde. Seit langen Jahren hat man es ſo ſtehen laſſen, und jetzt erſt faͤngt man langſam an, den Brunnen ſelbſt mit einem Pavillon zu uͤber- bauen, und ein paar ſchmale Wege mit Sand zu beſtreuen und mit Baͤumen zu einem Spa- tziergange zu bepflanzen. Auch hat man, ober- halb dem Kurhauſe, den Grund zu Wohnhaͤuſern gelegt, und den Raum zu Alleen und zu einem kleinen Luſtgehoͤlze abgeſteckt; und ſo fangen denn die Egerer endlich an, das Geſchenk zu erkennen, das ihnen die Natur mit dieſer Quelle gemacht hat. Sie gehoͤrt nemlich der
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[105/0113]
brunnen ſelbſt, der drey Viertelſtunden davon
entfernt liegt. Wenn man die boͤhmiſche Sorg-
loſigkeit nicht kennte, ſo muͤßte man ſich wun-
dern, wie dieſer heilſame Quell eine Anſtalt
zur Seite haben kann, die in der That alles
uͤbertrifft, was man ſich an Schmutzigkeit,
elender Bedienung, unſaubern Betten ꝛc. nur
denken kann. Das Brunnenhaus iſt klein und
enge, und ſteht einzeln, ohne von einem Bau-
me beſchattet zu ſeyn, im freyen Felde. Seit
langen Jahren hat man es ſo ſtehen laſſen,
und jetzt erſt faͤngt man langſam an, den
Brunnen ſelbſt mit einem Pavillon zu uͤber-
bauen, und ein paar ſchmale Wege mit Sand
zu beſtreuen und mit Baͤumen zu einem Spa-
tziergange zu bepflanzen. Auch hat man, ober-
halb dem Kurhauſe, den Grund zu Wohnhaͤuſern
gelegt, und den Raum zu Alleen und zu einem
kleinen Luſtgehoͤlze abgeſteckt; und ſo fangen
denn die Egerer endlich an, das Geſchenk zu
erkennen, das ihnen die Natur mit dieſer
Quelle gemacht hat. Sie gehoͤrt nemlich der
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/113>, abgerufen am 22.11.2024.
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