rufen, sich über jeden unkirchlichen Gegenstand zu unterhalten u. s. w. Dieser Auftritt wird in mehreren Kirchen wiederholt, und so hat man die andächtige Handlung des Grabbesu- chens begangen.
Aergerlicher sind die Absichten der öffentli- chen Mädchen und der männlichen Jugend bey diesen Besuchen. Jene kommen, um, nach ihrer Art, neue Eroberungen zu machen; die- se kömmt, um neue Gegenstände zu suchen, von denen sie sich erobern lassen kann. Der Ausgang aus den Kirchen, der Weg von einer zu der andern, die Dämmerung in den Kirchen selbst begünstigen die nöthigen Unterhandlungen, und die Runde endigt sich, wie man errathen mag. Es ist abermals nur das Volk, das seine An- dacht, nach der oben bezeichneten Weise, da- bey verrichtet.
Eben so ist die große Wallfahrt nach Bie- lano (einem Kloster, das ungefähr drey Vier- telstunden von Warschau liegt) die alljährlich am Pfingsttage vor sich geht, nichts, als eine
rufen, ſich uͤber jeden unkirchlichen Gegenſtand zu unterhalten u. ſ. w. Dieſer Auftritt wird in mehreren Kirchen wiederholt, und ſo hat man die andaͤchtige Handlung des Grabbeſu- chens begangen.
Aergerlicher ſind die Abſichten der oͤffentli- chen Maͤdchen und der maͤnnlichen Jugend bey dieſen Beſuchen. Jene kommen, um, nach ihrer Art, neue Eroberungen zu machen; die- ſe koͤmmt, um neue Gegenſtaͤnde zu ſuchen, von denen ſie ſich erobern laſſen kann. Der Ausgang aus den Kirchen, der Weg von einer zu der andern, die Daͤmmerung in den Kirchen ſelbſt beguͤnſtigen die noͤthigen Unterhandlungen, und die Runde endigt ſich, wie man errathen mag. Es iſt abermals nur das Volk, das ſeine An- dacht, nach der oben bezeichneten Weiſe, da- bey verrichtet.
Eben ſo iſt die große Wallfahrt nach Bie- lano (einem Kloſter, das ungefaͤhr drey Vier- telſtunden von Warſchau liegt) die alljaͤhrlich am Pfingſttage vor ſich geht, nichts, als eine
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rufen, ſich uͤber jeden unkirchlichen Gegenſtand
zu unterhalten u. ſ. w. Dieſer Auftritt wird
in mehreren Kirchen wiederholt, und ſo hat
man die andaͤchtige Handlung des Grabbeſu-
chens begangen.
Aergerlicher ſind die Abſichten der oͤffentli-
chen Maͤdchen und der maͤnnlichen Jugend bey
dieſen Beſuchen. Jene kommen, um, nach
ihrer Art, neue Eroberungen zu machen; die-
ſe koͤmmt, um neue Gegenſtaͤnde zu ſuchen, von
denen ſie ſich erobern laſſen kann. Der Ausgang
aus den Kirchen, der Weg von einer zu der
andern, die Daͤmmerung in den Kirchen ſelbſt
beguͤnſtigen die noͤthigen Unterhandlungen, und
die Runde endigt ſich, wie man errathen mag.
Es iſt abermals nur das Volk, das ſeine An-
dacht, nach der oben bezeichneten Weiſe, da-
bey verrichtet.
Eben ſo iſt die große Wallfahrt nach Bie-
lano (einem Kloſter, das ungefaͤhr drey Vier-
telſtunden von Warſchau liegt) die alljaͤhrlich
am Pfingſttage vor ſich geht, nichts, als eine
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/92>, abgerufen am 16.02.2025.
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