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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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rem Lande, das an der Sucht nach ausländi-
schen Dingen kränker liegt, als vielleicht ir-
gend ein anderes in der Welt. Fremde Aerz-
te und Wundärzte dürfen dagegen nur ein paar
glückliche Heilungen vollbracht haben, so reißt
man sich (besonders ist dies der Fall in der
großen Welt) um sie, und wiegt ihre Augen-
blicke mit Dukaten auf. Oft sind diese geprie-
senen Aerzte Abentheurer, die alles studiert
haben, nur nicht die Arzneykunde; oder die
in ihrem Vaterlande schlechter Kuren und
schlechter Streiche wegen nicht aufkommen
konnten; oder die von den Großen, auf gut
Glück, verschrieben, oder von ihnen auf Rei-
sen angenommen und hieher gebracht worden
sind u. s. w. Daher ist das Heer der Aerzte
in Polen aus allen europäischen Völkern aus-
gehoben, und Engländer, Jtaliener, Franzo-
sen, besonders aber Deutsche, aus allen Krei-
sen des Reichs, arbeiten hier bunt durch ein-
ander, oft genug ohne Lehr- und Meister-
brief. Manche blühen ein paar Jahre und

rem Lande, das an der Sucht nach auslaͤndi-
ſchen Dingen kraͤnker liegt, als vielleicht ir-
gend ein anderes in der Welt. Fremde Aerz-
te und Wundaͤrzte duͤrfen dagegen nur ein paar
gluͤckliche Heilungen vollbracht haben, ſo reißt
man ſich (beſonders iſt dies der Fall in der
großen Welt) um ſie, und wiegt ihre Augen-
blicke mit Dukaten auf. Oft ſind dieſe geprie-
ſenen Aerzte Abentheurer, die alles ſtudiert
haben, nur nicht die Arzneykunde; oder die
in ihrem Vaterlande ſchlechter Kuren und
ſchlechter Streiche wegen nicht aufkommen
konnten; oder die von den Großen, auf gut
Gluͤck, verſchrieben, oder von ihnen auf Rei-
ſen angenommen und hieher gebracht worden
ſind u. ſ. w. Daher iſt das Heer der Aerzte
in Polen aus allen europaͤiſchen Voͤlkern aus-
gehoben, und Englaͤnder, Jtaliener, Franzo-
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[25/0035] rem Lande, das an der Sucht nach auslaͤndi- ſchen Dingen kraͤnker liegt, als vielleicht ir- gend ein anderes in der Welt. Fremde Aerz- te und Wundaͤrzte duͤrfen dagegen nur ein paar gluͤckliche Heilungen vollbracht haben, ſo reißt man ſich (beſonders iſt dies der Fall in der großen Welt) um ſie, und wiegt ihre Augen- blicke mit Dukaten auf. Oft ſind dieſe geprie- ſenen Aerzte Abentheurer, die alles ſtudiert haben, nur nicht die Arzneykunde; oder die in ihrem Vaterlande ſchlechter Kuren und ſchlechter Streiche wegen nicht aufkommen konnten; oder die von den Großen, auf gut Gluͤck, verſchrieben, oder von ihnen auf Rei- ſen angenommen und hieher gebracht worden ſind u. ſ. w. Daher iſt das Heer der Aerzte in Polen aus allen europaͤiſchen Voͤlkern aus- gehoben, und Englaͤnder, Jtaliener, Franzo- ſen, beſonders aber Deutſche, aus allen Krei- ſen des Reichs, arbeiten hier bunt durch ein- ander, oft genug ohne Lehr- und Meiſter- brief. Manche bluͤhen ein paar Jahre und

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/35>, abgerufen am 24.11.2024.