Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

der That Lusthölzchen ähnlich sehen. Kem-
pen
selbst ist kein unangenehmes Städtchen;
die Eingänge dazu sind ziemlich reinlich, der
Marktplatz ist geräumig und mit saubern Häu-
sern besetzt, dergleichen sich mehrere, auch noch
außerhalb des Marktes, finden. Sie sind
zwar nur von Backsteinen erbauet, aber auch
diese Art zu bauen fällt einem auf, wenn man
Lithauen und Polen durchstreift ist und nichts
als hölzerne Hütten gesehen hat.

Wir sind hier in der Nachbarschaft der
schlesischen Gränze, und wenn die Gegenden,
die Wälder, Felder und Städtchen besser be-
wirthschaftet, sorgfältiger bestellt, und reinli-
cher und besser gebauet hier herum erscheinen,
so ist es allerdings dem Einflusse jener Nach-
barschaft zuzuschreiben. Wir haben übrigens
gesehen, daß von Warschau aus bis hieher,
die Fläche, über die wir kamen, mehr Sand
und andre leichte Erdarten zeigte, als schwar-
ze und schwere. Das Getreide gedeihet aber
darum doch fast in allen Gegenden vortrefflich.

Viertes Heft. O

der That Luſthoͤlzchen aͤhnlich ſehen. Kem-
pen
ſelbſt iſt kein unangenehmes Staͤdtchen;
die Eingaͤnge dazu ſind ziemlich reinlich, der
Marktplatz iſt geraͤumig und mit ſaubern Haͤu-
ſern beſetzt, dergleichen ſich mehrere, auch noch
außerhalb des Marktes, finden. Sie ſind
zwar nur von Backſteinen erbauet, aber auch
dieſe Art zu bauen faͤllt einem auf, wenn man
Lithauen und Polen durchſtreift iſt und nichts
als hoͤlzerne Huͤtten geſehen hat.

Wir ſind hier in der Nachbarſchaft der
ſchleſiſchen Graͤnze, und wenn die Gegenden,
die Waͤlder, Felder und Staͤdtchen beſſer be-
wirthſchaftet, ſorgfaͤltiger beſtellt, und reinli-
cher und beſſer gebauet hier herum erſcheinen,
ſo iſt es allerdings dem Einfluſſe jener Nach-
barſchaft zuzuſchreiben. Wir haben uͤbrigens
geſehen, daß von Warſchau aus bis hieher,
die Flaͤche, uͤber die wir kamen, mehr Sand
und andre leichte Erdarten zeigte, als ſchwar-
ze und ſchwere. Das Getreide gedeihet aber
darum doch faſt in allen Gegenden vortrefflich.

Viertes Heft. O
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0219" n="209"/>
der That Lu&#x017F;tho&#x0364;lzchen a&#x0364;hnlich &#x017F;ehen. <hi rendition="#g">Kem-<lb/>
pen</hi> &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t kein unangenehmes Sta&#x0364;dtchen;<lb/>
die Einga&#x0364;nge dazu &#x017F;ind ziemlich reinlich, der<lb/>
Marktplatz i&#x017F;t gera&#x0364;umig und mit &#x017F;aubern Ha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;ern be&#x017F;etzt, dergleichen &#x017F;ich mehrere, auch noch<lb/>
außerhalb des Marktes, finden. Sie &#x017F;ind<lb/>
zwar nur von Back&#x017F;teinen erbauet, aber auch<lb/>
die&#x017F;e Art zu bauen fa&#x0364;llt einem auf, wenn man<lb/>
Lithauen und Polen durch&#x017F;treift i&#x017F;t und nichts<lb/>
als ho&#x0364;lzerne Hu&#x0364;tten ge&#x017F;ehen hat.</p><lb/>
        <p>Wir &#x017F;ind hier in der Nachbar&#x017F;chaft der<lb/>
&#x017F;chle&#x017F;i&#x017F;chen Gra&#x0364;nze, und wenn die Gegenden,<lb/>
die Wa&#x0364;lder, Felder und Sta&#x0364;dtchen be&#x017F;&#x017F;er be-<lb/>
wirth&#x017F;chaftet, &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger be&#x017F;tellt, und reinli-<lb/>
cher und be&#x017F;&#x017F;er gebauet hier herum er&#x017F;cheinen,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es allerdings dem Einflu&#x017F;&#x017F;e jener Nach-<lb/>
bar&#x017F;chaft zuzu&#x017F;chreiben. Wir haben u&#x0364;brigens<lb/>
ge&#x017F;ehen, daß von War&#x017F;chau aus bis hieher,<lb/>
die Fla&#x0364;che, u&#x0364;ber die wir kamen, mehr Sand<lb/>
und andre leichte Erdarten zeigte, als &#x017F;chwar-<lb/>
ze und &#x017F;chwere. Das Getreide gedeihet aber<lb/>
darum doch fa&#x017F;t in allen Gegenden vortrefflich.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Viertes Heft. O</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0219] der That Luſthoͤlzchen aͤhnlich ſehen. Kem- pen ſelbſt iſt kein unangenehmes Staͤdtchen; die Eingaͤnge dazu ſind ziemlich reinlich, der Marktplatz iſt geraͤumig und mit ſaubern Haͤu- ſern beſetzt, dergleichen ſich mehrere, auch noch außerhalb des Marktes, finden. Sie ſind zwar nur von Backſteinen erbauet, aber auch dieſe Art zu bauen faͤllt einem auf, wenn man Lithauen und Polen durchſtreift iſt und nichts als hoͤlzerne Huͤtten geſehen hat. Wir ſind hier in der Nachbarſchaft der ſchleſiſchen Graͤnze, und wenn die Gegenden, die Waͤlder, Felder und Staͤdtchen beſſer be- wirthſchaftet, ſorgfaͤltiger beſtellt, und reinli- cher und beſſer gebauet hier herum erſcheinen, ſo iſt es allerdings dem Einfluſſe jener Nach- barſchaft zuzuſchreiben. Wir haben uͤbrigens geſehen, daß von Warſchau aus bis hieher, die Flaͤche, uͤber die wir kamen, mehr Sand und andre leichte Erdarten zeigte, als ſchwar- ze und ſchwere. Das Getreide gedeihet aber darum doch faſt in allen Gegenden vortrefflich. Viertes Heft. O

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/219
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/219>, abgerufen am 21.11.2024.