hört dem Könige, der diese schöne Anlage ganz nach eignem Geschmacke hat ausführen lassen. Sie nimmt ein längliches Viereck ein, das auf der nördlichen Seite etwas schmaler ist, als auf der südlichen. Ein Kanal läuft der Länge nach hindurch und bildet, fast in der Mitte desselben, ein viereckigtes Becken, in welchem das Hauptgebäude des Gartens, ein Lust- schloß, auf einer Erhöhung steht, die vom Wasser umgeben und durch zwey Brücken, die angezogen werden können, auf zwey Seiten mit dem Lande verbunden wird. Das Schloß selbst fällt höchst anmuthig in die Augen, weil es in einem sehr heitern und leichten Geschmack erbauet ist. Bey Mondenschein gesehen, be- sonders von der Brücke her, die über den Ka- nal führt, scheinen dessen schlanke Säulen leicht auf der Oberfläche des Wassers zu ruhen und, wenn der Wind den Wasserspiegel bewegt, unter der hellbeglänzten Masse, die sie empor- tragen, sanft zu erzittern. Die schwarzen Gruppen von Nadelholz, die auf beyden Sei-
hoͤrt dem Koͤnige, der dieſe ſchoͤne Anlage ganz nach eignem Geſchmacke hat ausfuͤhren laſſen. Sie nimmt ein laͤngliches Viereck ein, das auf der noͤrdlichen Seite etwaſ ſchmaler iſt, als auf der ſuͤdlichen. Ein Kanal laͤuft der Laͤnge nach hindurch und bildet, faſt in der Mitte deſſelben, ein viereckigtes Becken, in welchem das Hauptgebaͤude des Gartens, ein Luſt- ſchloß, auf einer Erhoͤhung ſteht, die vom Waſſer umgeben und durch zwey Bruͤcken, die angezogen werden koͤnnen, auf zwey Seiten mit dem Lande verbunden wird. Das Schloß ſelbſt faͤllt hoͤchſt anmuthig in die Augen, weil es in einem ſehr heitern und leichten Geſchmack erbauet iſt. Bey Mondenſchein geſehen, be- ſonders von der Bruͤcke her, die uͤber den Ka- nal fuͤhrt, ſcheinen deſſen ſchlanke Saͤulen leicht auf der Oberflaͤche des Waſſers zu ruhen und, wenn der Wind den Waſſerſpiegel bewegt, unter der hellbeglaͤnzten Maſſe, die ſie empor- tragen, ſanft zu erzittern. Die ſchwarzen Gruppen von Nadelholz, die auf beyden Sei-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0095"n="85"/>
hoͤrt dem Koͤnige, der dieſe ſchoͤne Anlage ganz<lb/>
nach eignem Geſchmacke hat ausfuͤhren laſſen.<lb/>
Sie nimmt ein laͤngliches Viereck ein, das auf<lb/>
der noͤrdlichen Seite etwaſſchmaler iſt, als<lb/>
auf der ſuͤdlichen. Ein Kanal laͤuft der Laͤnge<lb/>
nach hindurch und bildet, faſt in der Mitte<lb/>
deſſelben, ein viereckigtes Becken, in welchem<lb/>
das Hauptgebaͤude des Gartens, ein Luſt-<lb/>ſchloß, auf einer Erhoͤhung ſteht, die vom<lb/>
Waſſer umgeben und durch zwey Bruͤcken, die<lb/>
angezogen werden koͤnnen, auf zwey Seiten<lb/>
mit dem Lande verbunden wird. Das Schloß<lb/>ſelbſt faͤllt hoͤchſt anmuthig in die Augen, weil<lb/>
es in einem ſehr heitern und leichten Geſchmack<lb/>
erbauet iſt. Bey Mondenſchein geſehen, be-<lb/>ſonders von der Bruͤcke her, die uͤber den Ka-<lb/>
nal fuͤhrt, ſcheinen deſſen ſchlanke Saͤulen leicht<lb/>
auf der Oberflaͤche des Waſſers zu ruhen und,<lb/>
wenn der Wind den Waſſerſpiegel bewegt,<lb/>
unter der hellbeglaͤnzten Maſſe, die ſie empor-<lb/>
tragen, ſanft zu erzittern. Die ſchwarzen<lb/>
Gruppen von Nadelholz, die auf beyden Sei-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[85/0095]
hoͤrt dem Koͤnige, der dieſe ſchoͤne Anlage ganz
nach eignem Geſchmacke hat ausfuͤhren laſſen.
Sie nimmt ein laͤngliches Viereck ein, das auf
der noͤrdlichen Seite etwaſ ſchmaler iſt, als
auf der ſuͤdlichen. Ein Kanal laͤuft der Laͤnge
nach hindurch und bildet, faſt in der Mitte
deſſelben, ein viereckigtes Becken, in welchem
das Hauptgebaͤude des Gartens, ein Luſt-
ſchloß, auf einer Erhoͤhung ſteht, die vom
Waſſer umgeben und durch zwey Bruͤcken, die
angezogen werden koͤnnen, auf zwey Seiten
mit dem Lande verbunden wird. Das Schloß
ſelbſt faͤllt hoͤchſt anmuthig in die Augen, weil
es in einem ſehr heitern und leichten Geſchmack
erbauet iſt. Bey Mondenſchein geſehen, be-
ſonders von der Bruͤcke her, die uͤber den Ka-
nal fuͤhrt, ſcheinen deſſen ſchlanke Saͤulen leicht
auf der Oberflaͤche des Waſſers zu ruhen und,
wenn der Wind den Waſſerſpiegel bewegt,
unter der hellbeglaͤnzten Maſſe, die ſie empor-
tragen, ſanft zu erzittern. Die ſchwarzen
Gruppen von Nadelholz, die auf beyden Sei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/95>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.