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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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hört dem Könige, der diese schöne Anlage ganz
nach eignem Geschmacke hat ausführen lassen.
Sie nimmt ein längliches Viereck ein, das auf
der nördlichen Seite etwas schmaler ist, als
auf der südlichen. Ein Kanal läuft der Länge
nach hindurch und bildet, fast in der Mitte
desselben, ein viereckigtes Becken, in welchem
das Hauptgebäude des Gartens, ein Lust-
schloß, auf einer Erhöhung steht, die vom
Wasser umgeben und durch zwey Brücken, die
angezogen werden können, auf zwey Seiten
mit dem Lande verbunden wird. Das Schloß
selbst fällt höchst anmuthig in die Augen, weil
es in einem sehr heitern und leichten Geschmack
erbauet ist. Bey Mondenschein gesehen, be-
sonders von der Brücke her, die über den Ka-
nal führt, scheinen dessen schlanke Säulen leicht
auf der Oberfläche des Wassers zu ruhen und,
wenn der Wind den Wasserspiegel bewegt,
unter der hellbeglänzten Masse, die sie empor-
tragen, sanft zu erzittern. Die schwarzen
Gruppen von Nadelholz, die auf beyden Sei-

hoͤrt dem Koͤnige, der dieſe ſchoͤne Anlage ganz
nach eignem Geſchmacke hat ausfuͤhren laſſen.
Sie nimmt ein laͤngliches Viereck ein, das auf
der noͤrdlichen Seite etwaſ ſchmaler iſt, als
auf der ſuͤdlichen. Ein Kanal laͤuft der Laͤnge
nach hindurch und bildet, faſt in der Mitte
deſſelben, ein viereckigtes Becken, in welchem
das Hauptgebaͤude des Gartens, ein Luſt-
ſchloß, auf einer Erhoͤhung ſteht, die vom
Waſſer umgeben und durch zwey Bruͤcken, die
angezogen werden koͤnnen, auf zwey Seiten
mit dem Lande verbunden wird. Das Schloß
ſelbſt faͤllt hoͤchſt anmuthig in die Augen, weil
es in einem ſehr heitern und leichten Geſchmack
erbauet iſt. Bey Mondenſchein geſehen, be-
ſonders von der Bruͤcke her, die uͤber den Ka-
nal fuͤhrt, ſcheinen deſſen ſchlanke Saͤulen leicht
auf der Oberflaͤche des Waſſers zu ruhen und,
wenn der Wind den Waſſerſpiegel bewegt,
unter der hellbeglaͤnzten Maſſe, die ſie empor-
tragen, ſanft zu erzittern. Die ſchwarzen
Gruppen von Nadelholz, die auf beyden Sei-

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[85/0095] hoͤrt dem Koͤnige, der dieſe ſchoͤne Anlage ganz nach eignem Geſchmacke hat ausfuͤhren laſſen. Sie nimmt ein laͤngliches Viereck ein, das auf der noͤrdlichen Seite etwaſ ſchmaler iſt, als auf der ſuͤdlichen. Ein Kanal laͤuft der Laͤnge nach hindurch und bildet, faſt in der Mitte deſſelben, ein viereckigtes Becken, in welchem das Hauptgebaͤude des Gartens, ein Luſt- ſchloß, auf einer Erhoͤhung ſteht, die vom Waſſer umgeben und durch zwey Bruͤcken, die angezogen werden koͤnnen, auf zwey Seiten mit dem Lande verbunden wird. Das Schloß ſelbſt faͤllt hoͤchſt anmuthig in die Augen, weil es in einem ſehr heitern und leichten Geſchmack erbauet iſt. Bey Mondenſchein geſehen, be- ſonders von der Bruͤcke her, die uͤber den Ka- nal fuͤhrt, ſcheinen deſſen ſchlanke Saͤulen leicht auf der Oberflaͤche des Waſſers zu ruhen und, wenn der Wind den Waſſerſpiegel bewegt, unter der hellbeglaͤnzten Maſſe, die ſie empor- tragen, ſanft zu erzittern. Die ſchwarzen Gruppen von Nadelholz, die auf beyden Sei-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/95>, abgerufen am 07.05.2024.