So verschwendet Einer gewöhnlich für den Andern, und die Folgen, die daraus oft für die Gesundheit beyder entstehen, sind leicht zu errathen. Mit einem Worte alles hierüber zu sagen: die Ausgaben für den Wundarzt neh- men bey der Unterhaltung solch eines Ge- schöpfes eine beträchtliche Stelle ein; und nun erspare man mir die nähere Erwähnung der Greuel, die hierauf Bezug haben, und die ent- weder aus Leichtsinn, oder aus Schadenfreude und Rachsucht begangen werden, und die man oft in den Jahrbüchern der parisischen Sit- tenverderbniß gelesen haben wird.
Die zweyte Klasse öffentlicher Mädchen bil- den solche, die sich auf ihre eigene Hand setzen und von zufälligen Besuchen leben. Sie schla- gen ihren Wohnsitz mehrentheils in der Kra- kauer Vorstadt, und zwar in dem belebtesten Theile derselben, zwischen der Post und dem Eingange des sächsischen Pallastes, auf. Hier befinden sich gewisse Häuser, oder Stockwerke in Häusern, die seit Jahren in Besitz sind,
So verſchwendet Einer gewoͤhnlich fuͤr den Andern, und die Folgen, die daraus oft fuͤr die Geſundheit beyder entſtehen, ſind leicht zu errathen. Mit einem Worte alles hieruͤber zu ſagen: die Ausgaben fuͤr den Wundarzt neh- men bey der Unterhaltung ſolch eines Ge- ſchoͤpfes eine betraͤchtliche Stelle ein; und nun erſpare man mir die naͤhere Erwaͤhnung der Greuel, die hierauf Bezug haben, und die ent- weder aus Leichtſinn, oder aus Schadenfreude und Rachſucht begangen werden, und die man oft in den Jahrbuͤchern der pariſiſchen Sit- tenverderbniß geleſen haben wird.
Die zweyte Klaſſe oͤffentlicher Maͤdchen bil- den ſolche, die ſich auf ihre eigene Hand ſetzen und von zufaͤlligen Beſuchen leben. Sie ſchla- gen ihren Wohnſitz mehrentheils in der Kra- kauer Vorſtadt, und zwar in dem belebteſten Theile derſelben, zwiſchen der Poſt und dem Eingange des ſaͤchſiſchen Pallaſtes, auf. Hier befinden ſich gewiſſe Haͤuſer, oder Stockwerke in Haͤuſern, die ſeit Jahren in Beſitz ſind,
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So verſchwendet Einer gewoͤhnlich fuͤr den
Andern, und die Folgen, die daraus oft fuͤr
die Geſundheit beyder entſtehen, ſind leicht zu
errathen. Mit einem Worte alles hieruͤber zu
ſagen: die Ausgaben fuͤr den Wundarzt neh-
men bey der Unterhaltung ſolch eines Ge-
ſchoͤpfes eine betraͤchtliche Stelle ein; und nun
erſpare man mir die naͤhere Erwaͤhnung der
Greuel, die hierauf Bezug haben, und die ent-
weder aus Leichtſinn, oder aus Schadenfreude
und Rachſucht begangen werden, und die man
oft in den Jahrbuͤchern der pariſiſchen Sit-
tenverderbniß geleſen haben wird.
Die zweyte Klaſſe oͤffentlicher Maͤdchen bil-
den ſolche, die ſich auf ihre eigene Hand ſetzen
und von zufaͤlligen Beſuchen leben. Sie ſchla-
gen ihren Wohnſitz mehrentheils in der Kra-
kauer Vorſtadt, und zwar in dem belebteſten
Theile derſelben, zwiſchen der Poſt und dem
Eingange des ſaͤchſiſchen Pallaſtes, auf. Hier
befinden ſich gewiſſe Haͤuſer, oder Stockwerke
in Haͤuſern, die ſeit Jahren in Beſitz ſind,
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/72>, abgerufen am 16.02.2025.
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