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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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bloß für den Verbrauch von Warschau, sind
gestempelt worden.

Spatzierfahrten an schönen Sommer-
und Winter-Tagen gehöhren auch zu den Er-
holungen der großen Welt in Warschau. Wer
an andern Orten Wagen und Pferde für seine
Bequemlichkeit hält, fährt auch mit denselben
spatzieren; aber hier bedarf es zu diesem Be-
hufe noch eines eigenen Fuhrwerks und eigner
Pferde. Der Prinz Joseph Poniatowski,
den man als vortreflichen Tänzer kennt, ist
ein eben so vortreflicher Reiter und Fuhrmann.
Er war einer der ersten, der die leichten, of-
fenen, hochhangenden Wagen (in Deuschland
Whisky, hier Kabriolets genannt) in War-
schau zur Mode machte. Anfangs legte er vier
Pferde davor, nach der Zeit acht, wovon er
jedesmal vier nebeneinander spannte, die er
sämtlich vom Wagen herab und stehend re-
gierte, was einen überaus malerischen Anblick
gab, und den Zuschauer in die Zeiten der al-
ten Wagenrenner zurück versetzte. Seine

bloß fuͤr den Verbrauch von Warſchau, ſind
geſtempelt worden.

Spatzierfahrten an ſchoͤnen Sommer-
und Winter-Tagen gehoͤhren auch zu den Er-
holungen der großen Welt in Warſchau. Wer
an andern Orten Wagen und Pferde fuͤr ſeine
Bequemlichkeit haͤlt, faͤhrt auch mit denſelben
ſpatzieren; aber hier bedarf es zu dieſem Be-
hufe noch eines eigenen Fuhrwerks und eigner
Pferde. Der Prinz Joſeph Poniatowski,
den man als vortreflichen Taͤnzer kennt, iſt
ein eben ſo vortreflicher Reiter und Fuhrmann.
Er war einer der erſten, der die leichten, of-
fenen, hochhangenden Wagen (in Deuſchland
Whisky, hier Kabriolets genannt) in War-
ſchau zur Mode machte. Anfangs legte er vier
Pferde davor, nach der Zeit acht, wovon er
jedesmal vier nebeneinander ſpannte, die er
ſaͤmtlich vom Wagen herab und ſtehend re-
gierte, was einen uͤberaus maleriſchen Anblick
gab, und den Zuſchauer in die Zeiten der al-
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[21/0031] bloß fuͤr den Verbrauch von Warſchau, ſind geſtempelt worden. Spatzierfahrten an ſchoͤnen Sommer- und Winter-Tagen gehoͤhren auch zu den Er- holungen der großen Welt in Warſchau. Wer an andern Orten Wagen und Pferde fuͤr ſeine Bequemlichkeit haͤlt, faͤhrt auch mit denſelben ſpatzieren; aber hier bedarf es zu dieſem Be- hufe noch eines eigenen Fuhrwerks und eigner Pferde. Der Prinz Joſeph Poniatowski, den man als vortreflichen Taͤnzer kennt, iſt ein eben ſo vortreflicher Reiter und Fuhrmann. Er war einer der erſten, der die leichten, of- fenen, hochhangenden Wagen (in Deuſchland Whisky, hier Kabriolets genannt) in War- ſchau zur Mode machte. Anfangs legte er vier Pferde davor, nach der Zeit acht, wovon er jedesmal vier nebeneinander ſpannte, die er ſaͤmtlich vom Wagen herab und ſtehend re- gierte, was einen uͤberaus maleriſchen Anblick gab, und den Zuſchauer in die Zeiten der al- ten Wagenrenner zuruͤck verſetzte. Seine

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/31>, abgerufen am 16.04.2024.