bloß für den Verbrauch von Warschau, sind gestempelt worden.
Spatzierfahrten an schönen Sommer- und Winter-Tagen gehöhren auch zu den Er- holungen der großen Welt in Warschau. Wer an andern Orten Wagen und Pferde für seine Bequemlichkeit hält, fährt auch mit denselben spatzieren; aber hier bedarf es zu diesem Be- hufe noch eines eigenen Fuhrwerks und eigner Pferde. Der Prinz Joseph Poniatowski, den man als vortreflichen Tänzer kennt, ist ein eben so vortreflicher Reiter und Fuhrmann. Er war einer der ersten, der die leichten, of- fenen, hochhangenden Wagen (in Deuschland Whisky, hier Kabriolets genannt) in War- schau zur Mode machte. Anfangs legte er vier Pferde davor, nach der Zeit acht, wovon er jedesmal vier nebeneinander spannte, die er sämtlich vom Wagen herab und stehend re- gierte, was einen überaus malerischen Anblick gab, und den Zuschauer in die Zeiten der al- ten Wagenrenner zurück versetzte. Seine
bloß fuͤr den Verbrauch von Warſchau, ſind geſtempelt worden.
Spatzierfahrten an ſchoͤnen Sommer- und Winter-Tagen gehoͤhren auch zu den Er- holungen der großen Welt in Warſchau. Wer an andern Orten Wagen und Pferde fuͤr ſeine Bequemlichkeit haͤlt, faͤhrt auch mit denſelben ſpatzieren; aber hier bedarf es zu dieſem Be- hufe noch eines eigenen Fuhrwerks und eigner Pferde. Der Prinz Joſeph Poniatowski, den man als vortreflichen Taͤnzer kennt, iſt ein eben ſo vortreflicher Reiter und Fuhrmann. Er war einer der erſten, der die leichten, of- fenen, hochhangenden Wagen (in Deuſchland Whisky, hier Kabriolets genannt) in War- ſchau zur Mode machte. Anfangs legte er vier Pferde davor, nach der Zeit acht, wovon er jedesmal vier nebeneinander ſpannte, die er ſaͤmtlich vom Wagen herab und ſtehend re- gierte, was einen uͤberaus maleriſchen Anblick gab, und den Zuſchauer in die Zeiten der al- ten Wagenrenner zuruͤck verſetzte. Seine
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0031"n="21"/>
bloß fuͤr den Verbrauch von Warſchau, ſind<lb/>
geſtempelt worden.</p><lb/><p><hirendition="#g">Spatzierfahrten</hi> an ſchoͤnen Sommer-<lb/>
und Winter-Tagen gehoͤhren auch zu den Er-<lb/>
holungen der großen Welt in Warſchau. Wer<lb/>
an andern Orten Wagen und Pferde fuͤr ſeine<lb/>
Bequemlichkeit haͤlt, faͤhrt auch mit denſelben<lb/>ſpatzieren; aber hier bedarf es zu dieſem Be-<lb/>
hufe noch eines eigenen Fuhrwerks und eigner<lb/>
Pferde. Der Prinz Joſeph Poniatowski,<lb/>
den man als vortreflichen Taͤnzer kennt, iſt<lb/>
ein eben ſo vortreflicher Reiter und Fuhrmann.<lb/>
Er war einer der erſten, der die leichten, of-<lb/>
fenen, hochhangenden Wagen (in Deuſchland<lb/>
Whisky, hier Kabriolets genannt) in War-<lb/>ſchau zur Mode machte. Anfangs legte er vier<lb/>
Pferde davor, nach der Zeit acht, wovon er<lb/>
jedesmal vier nebeneinander ſpannte, die er<lb/>ſaͤmtlich vom Wagen herab und ſtehend re-<lb/>
gierte, was einen uͤberaus maleriſchen Anblick<lb/>
gab, und den Zuſchauer in die Zeiten der al-<lb/>
ten Wagenrenner zuruͤck verſetzte. Seine<lb/></p></div></body></text></TEI>
[21/0031]
bloß fuͤr den Verbrauch von Warſchau, ſind
geſtempelt worden.
Spatzierfahrten an ſchoͤnen Sommer-
und Winter-Tagen gehoͤhren auch zu den Er-
holungen der großen Welt in Warſchau. Wer
an andern Orten Wagen und Pferde fuͤr ſeine
Bequemlichkeit haͤlt, faͤhrt auch mit denſelben
ſpatzieren; aber hier bedarf es zu dieſem Be-
hufe noch eines eigenen Fuhrwerks und eigner
Pferde. Der Prinz Joſeph Poniatowski,
den man als vortreflichen Taͤnzer kennt, iſt
ein eben ſo vortreflicher Reiter und Fuhrmann.
Er war einer der erſten, der die leichten, of-
fenen, hochhangenden Wagen (in Deuſchland
Whisky, hier Kabriolets genannt) in War-
ſchau zur Mode machte. Anfangs legte er vier
Pferde davor, nach der Zeit acht, wovon er
jedesmal vier nebeneinander ſpannte, die er
ſaͤmtlich vom Wagen herab und ſtehend re-
gierte, was einen uͤberaus maleriſchen Anblick
gab, und den Zuſchauer in die Zeiten der al-
ten Wagenrenner zuruͤck verſetzte. Seine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/31>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.