Stanislaus Poniatowski, der jetzige König, die meisten Stimmen; und die Familie Czar- toryski hatte ihre Entwürfe, bis auf den letz- ten Augenblick enge verbunden, glücklich durch- gesetzt.
Stanislaus war nicht so bald König, so ward die innere Eifersucht und das Mißver- gnügen unter den Hauptpersonen seiner Par- tey, die gewiß nicht erst am Tage seiner Wahl entstanden, lauter. Er wurde von der Herrsch- sucht des Großkanzlers bedrängt, von dessen Stolze gedrückt, von dessen Kälte und Eigen- sinn in seinen etwas lebhaften Unternehmun- gen behindert. Sein Onkel, der Woiwode von Rußland, und sein Sohn, Fürst Adam, ließen ihn ihren Groll ohne Zwang merken, und be- nahmen sich entweder übermüthig oder mür- risch; genug, man war recht ernstlich mißver- gnügt mit ihm; aber dennoch, (und bloß dieses Umstandes wegen habe ich diese Thatsachen *)
*) Man vergleiche sie mit der Correspondance sur les affaires politiques de Pologne, in Büschings Ma-
Stanislaus Poniatowski, der jetzige Koͤnig, die meiſten Stimmen; und die Familie Czar- toryski hatte ihre Entwuͤrfe, bis auf den letz- ten Augenblick enge verbunden, gluͤcklich durch- geſetzt.
Stanislaus war nicht ſo bald Koͤnig, ſo ward die innere Eiferſucht und das Mißver- gnuͤgen unter den Hauptperſonen ſeiner Par- tey, die gewiß nicht erſt am Tage ſeiner Wahl entſtanden, lauter. Er wurde von der Herrſch- ſucht des Großkanzlers bedraͤngt, von deſſen Stolze gedruͤckt, von deſſen Kaͤlte und Eigen- ſinn in ſeinen etwas lebhaften Unternehmun- gen behindert. Sein Onkel, der Woiwode von Rußland, und ſein Sohn, Fuͤrſt Adam, ließen ihn ihren Groll ohne Zwang merken, und be- nahmen ſich entweder uͤbermuͤthig oder muͤr- riſch; genug, man war recht ernſtlich mißver- gnuͤgt mit ihm; aber dennoch, (und bloß dieſes Umſtandes wegen habe ich dieſe Thatſachen *)
*) Man vergleiche ſie mit der Correspondance sur les affaires politiques de Pologne, in Buͤſchings Ma-
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Stanislaus Poniatowski, der jetzige Koͤnig,
die meiſten Stimmen; und die Familie Czar-
toryski hatte ihre Entwuͤrfe, bis auf den letz-
ten Augenblick enge verbunden, gluͤcklich durch-
geſetzt.
Stanislaus war nicht ſo bald Koͤnig, ſo
ward die innere Eiferſucht und das Mißver-
gnuͤgen unter den Hauptperſonen ſeiner Par-
tey, die gewiß nicht erſt am Tage ſeiner Wahl
entſtanden, lauter. Er wurde von der Herrſch-
ſucht des Großkanzlers bedraͤngt, von deſſen
Stolze gedruͤckt, von deſſen Kaͤlte und Eigen-
ſinn in ſeinen etwas lebhaften Unternehmun-
gen behindert. Sein Onkel, der Woiwode von
Rußland, und ſein Sohn, Fuͤrſt Adam, ließen
ihn ihren Groll ohne Zwang merken, und be-
nahmen ſich entweder uͤbermuͤthig oder muͤr-
riſch; genug, man war recht ernſtlich mißver-
gnuͤgt mit ihm; aber dennoch, (und bloß dieſes
Umſtandes wegen habe ich dieſe Thatſachen *)
*) Man vergleiche ſie mit der Correspondance sur les
affaires politiques de Pologne, in Buͤſchings Ma-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/138>, abgerufen am 16.02.2025.
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