Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

der niedern, bürgerlich-gebornen Geistlichkeit,
denn die höhere, adelich-geborne, ist, als Ver-
treterin der todten Hand, die in Polen
Güter besitzen darf, Landbesitzerin, also auch
Mitbeherrscherin von Polen, gehört zur Klasse
der Edelleute, und stellt nicht nur die Aebte,
Konventualen und Kanonikos der Stiffter,
sondern sogar die vordersten Mitglieder des
Senatorenstandes, und aus diesen den Fürsten-
Primas, nach dem Könige die erste Person
im Staate. Die bürgerlichen Geistlichen sind
und bleiben Pfarrer, Klosterbrüder oder Welt-
priester, die in den Schulen und in den Fa-
milien Unterricht geben, oder sich in den
größern Häusern zu Schreibern, Rathgebern,
Freunden, auch wohl zu -- schlechtern Dien-
sten brauchen lassen. Diese Geistliche sind
freie Leute, haben auch, für einige Fälle, ihre
eigene Gerichtsbarkeit; aber in den meisten
bürgerlichen Sachen stehen sie unter den ge-
wöhnlichen Gerichten. Machen sie sich eines

der niedern, buͤrgerlich-gebornen Geiſtlichkeit,
denn die hoͤhere, adelich-geborne, iſt, als Ver-
treterin der todten Hand, die in Polen
Guͤter beſitzen darf, Landbeſitzerin, alſo auch
Mitbeherrſcherin von Polen, gehoͤrt zur Klaſſe
der Edelleute, und ſtellt nicht nur die Aebte,
Konventualen und Kanonikos der Stiffter,
ſondern ſogar die vorderſten Mitglieder des
Senatorenſtandes, und aus dieſen den Fuͤrſten-
Primas, nach dem Koͤnige die erſte Perſon
im Staate. Die buͤrgerlichen Geiſtlichen ſind
und bleiben Pfarrer, Kloſterbruͤder oder Welt-
prieſter, die in den Schulen und in den Fa-
milien Unterricht geben, oder ſich in den
groͤßern Haͤuſern zu Schreibern, Rathgebern,
Freunden, auch wohl zu — ſchlechtern Dien-
ſten brauchen laſſen. Dieſe Geiſtliche ſind
freie Leute, haben auch, fuͤr einige Faͤlle, ihre
eigene Gerichtsbarkeit; aber in den meiſten
buͤrgerlichen Sachen ſtehen ſie unter den ge-
woͤhnlichen Gerichten. Machen ſie ſich eines

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0119" n="109"/>
der niedern, bu&#x0364;rgerlich-gebornen Gei&#x017F;tlichkeit,<lb/>
denn die ho&#x0364;here, adelich-geborne, i&#x017F;t, als Ver-<lb/>
treterin der <hi rendition="#g">todten Hand</hi>, die in Polen<lb/>
Gu&#x0364;ter be&#x017F;itzen darf, Landbe&#x017F;itzerin, al&#x017F;o auch<lb/>
Mitbeherr&#x017F;cherin von Polen, geho&#x0364;rt zur Kla&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der Edelleute, und &#x017F;tellt nicht nur die Aebte,<lb/>
Konventualen und Kanonikos der Stiffter,<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ogar die vorder&#x017F;ten Mitglieder des<lb/>
Senatoren&#x017F;tandes, und aus die&#x017F;en den Fu&#x0364;r&#x017F;ten-<lb/>
Primas, nach dem Ko&#x0364;nige die er&#x017F;te Per&#x017F;on<lb/>
im Staate. Die bu&#x0364;rgerlichen Gei&#x017F;tlichen &#x017F;ind<lb/>
und bleiben Pfarrer, Klo&#x017F;terbru&#x0364;der oder Welt-<lb/>
prie&#x017F;ter, die in den Schulen und in den Fa-<lb/>
milien Unterricht geben, oder &#x017F;ich in den<lb/>
gro&#x0364;ßern Ha&#x0364;u&#x017F;ern zu Schreibern, Rathgebern,<lb/>
Freunden, auch wohl zu &#x2014; &#x017F;chlechtern Dien-<lb/>
&#x017F;ten brauchen la&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;e Gei&#x017F;tliche &#x017F;ind<lb/>
freie Leute, haben auch, fu&#x0364;r einige Fa&#x0364;lle, ihre<lb/>
eigene Gerichtsbarkeit; aber in den mei&#x017F;ten<lb/>
bu&#x0364;rgerlichen Sachen &#x017F;tehen &#x017F;ie unter den ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen Gerichten. Machen &#x017F;ie &#x017F;ich eines<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0119] der niedern, buͤrgerlich-gebornen Geiſtlichkeit, denn die hoͤhere, adelich-geborne, iſt, als Ver- treterin der todten Hand, die in Polen Guͤter beſitzen darf, Landbeſitzerin, alſo auch Mitbeherrſcherin von Polen, gehoͤrt zur Klaſſe der Edelleute, und ſtellt nicht nur die Aebte, Konventualen und Kanonikos der Stiffter, ſondern ſogar die vorderſten Mitglieder des Senatorenſtandes, und aus dieſen den Fuͤrſten- Primas, nach dem Koͤnige die erſte Perſon im Staate. Die buͤrgerlichen Geiſtlichen ſind und bleiben Pfarrer, Kloſterbruͤder oder Welt- prieſter, die in den Schulen und in den Fa- milien Unterricht geben, oder ſich in den groͤßern Haͤuſern zu Schreibern, Rathgebern, Freunden, auch wohl zu — ſchlechtern Dien- ſten brauchen laſſen. Dieſe Geiſtliche ſind freie Leute, haben auch, fuͤr einige Faͤlle, ihre eigene Gerichtsbarkeit; aber in den meiſten buͤrgerlichen Sachen ſtehen ſie unter den ge- woͤhnlichen Gerichten. Machen ſie ſich eines

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/119
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/119>, abgerufen am 21.11.2024.