Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

ich kann mich in den hieher gehörigen Lithaui-
schen Maßstab noch nicht finden; aber So-
kolk
ist ansehnlicher und gehört unter die
Klasse von Janiszek und Schadow. Beson-
ders zeichnet sich der Marktplatz aus, der mit
Fabrikgebäuden und Fabrikantenhäusern besetzt
ist, lauter Anstalten des erwähnten Tyßenhau-
sen, die durch seinen Tod in Verfall gerathen
sind. Die oben erwähnte Tuchmanufaktur in
Grodno, die eine Weile gedeihen zu wollen
schien, und deren Anlage ebenfalls sein Werk
war, geräth täglich mehr in Verfall und es
wird nicht lange dauern, so dürfte das Anden-
ken an diesen unternehmenden Mann in Schutt
zerfallen. Jn Grodno versicherte mir ein
Mann, den er als Aufseher der Manufaktur
aus der Schweiz verschrieben hatte: Tyßen-
hausens größester Fehler sey gewesen, daß er
nie Geduld gehabt, den Erfolg der einen Un-
ternehmung abzuwarten, ehe er eine zweyte
anfing. Dies verursachte Unordnung in seinen
Geschäften und endlich den gänzlichen Still-

ich kann mich in den hieher gehoͤrigen Lithaui-
ſchen Maßſtab noch nicht finden; aber So-
kolk
iſt anſehnlicher und gehoͤrt unter die
Klaſſe von Janiszek und Schadow. Beſon-
ders zeichnet ſich der Marktplatz aus, der mit
Fabrikgebaͤuden und Fabrikantenhaͤuſern beſetzt
iſt, lauter Anſtalten des erwaͤhnten Tyßenhau-
ſen, die durch ſeinen Tod in Verfall gerathen
ſind. Die oben erwaͤhnte Tuchmanufaktur in
Grodno, die eine Weile gedeihen zu wollen
ſchien, und deren Anlage ebenfalls ſein Werk
war, geraͤth taͤglich mehr in Verfall und es
wird nicht lange dauern, ſo duͤrfte das Anden-
ken an dieſen unternehmenden Mann in Schutt
zerfallen. Jn Grodno verſicherte mir ein
Mann, den er als Aufſeher der Manufaktur
aus der Schweiz verſchrieben hatte: Tyßen-
hauſens groͤßeſter Fehler ſey geweſen, daß er
nie Geduld gehabt, den Erfolg der einen Un-
ternehmung abzuwarten, ehe er eine zweyte
anfing. Dies verurſachte Unordnung in ſeinen
Geſchaͤften und endlich den gaͤnzlichen Still-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0062" n="44"/>
ich kann mich in den hieher geho&#x0364;rigen Lithaui-<lb/>
&#x017F;chen Maß&#x017F;tab noch nicht finden; aber <hi rendition="#g">So-<lb/>
kolk</hi> i&#x017F;t an&#x017F;ehnlicher und geho&#x0364;rt unter die<lb/>
Kla&#x017F;&#x017F;e von Janiszek und Schadow. Be&#x017F;on-<lb/>
ders zeichnet &#x017F;ich der Marktplatz aus, der mit<lb/>
Fabrikgeba&#x0364;uden und Fabrikantenha&#x0364;u&#x017F;ern be&#x017F;etzt<lb/>
i&#x017F;t, lauter An&#x017F;talten des erwa&#x0364;hnten Tyßenhau-<lb/>
&#x017F;en, die durch &#x017F;einen Tod in Verfall gerathen<lb/>
&#x017F;ind. Die oben erwa&#x0364;hnte Tuchmanufaktur in<lb/>
Grodno, die eine Weile gedeihen zu wollen<lb/>
&#x017F;chien, und deren Anlage ebenfalls &#x017F;ein Werk<lb/>
war, gera&#x0364;th ta&#x0364;glich mehr in Verfall und es<lb/>
wird nicht lange dauern, &#x017F;o du&#x0364;rfte das Anden-<lb/>
ken an die&#x017F;en unternehmenden Mann in Schutt<lb/>
zerfallen. Jn Grodno ver&#x017F;icherte mir ein<lb/>
Mann, den er als Auf&#x017F;eher der Manufaktur<lb/>
aus der Schweiz ver&#x017F;chrieben hatte: Tyßen-<lb/>
hau&#x017F;ens gro&#x0364;ße&#x017F;ter Fehler &#x017F;ey gewe&#x017F;en, daß er<lb/>
nie Geduld gehabt, den Erfolg der einen Un-<lb/>
ternehmung abzuwarten, ehe er eine zweyte<lb/>
anfing. Dies verur&#x017F;achte Unordnung in &#x017F;einen<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ften und endlich den ga&#x0364;nzlichen Still-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0062] ich kann mich in den hieher gehoͤrigen Lithaui- ſchen Maßſtab noch nicht finden; aber So- kolk iſt anſehnlicher und gehoͤrt unter die Klaſſe von Janiszek und Schadow. Beſon- ders zeichnet ſich der Marktplatz aus, der mit Fabrikgebaͤuden und Fabrikantenhaͤuſern beſetzt iſt, lauter Anſtalten des erwaͤhnten Tyßenhau- ſen, die durch ſeinen Tod in Verfall gerathen ſind. Die oben erwaͤhnte Tuchmanufaktur in Grodno, die eine Weile gedeihen zu wollen ſchien, und deren Anlage ebenfalls ſein Werk war, geraͤth taͤglich mehr in Verfall und es wird nicht lange dauern, ſo duͤrfte das Anden- ken an dieſen unternehmenden Mann in Schutt zerfallen. Jn Grodno verſicherte mir ein Mann, den er als Aufſeher der Manufaktur aus der Schweiz verſchrieben hatte: Tyßen- hauſens groͤßeſter Fehler ſey geweſen, daß er nie Geduld gehabt, den Erfolg der einen Un- ternehmung abzuwarten, ehe er eine zweyte anfing. Dies verurſachte Unordnung in ſeinen Geſchaͤften und endlich den gaͤnzlichen Still-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/62
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/62>, abgerufen am 23.11.2024.