Nachgiebigkeit und Verträglichkeit zu ermun- tern.
Da Grodno für seine gegenwärtige Volksmenge nicht geräumig, und die Land- schaft umher nicht ergiebig genug ist, so herrsch- te eine außerordentliche Theurung in Wohnun- gen und Zehrung. Ein Stübchen mit einem Bette kostete täglich einen, zwey auch drey Dukaten, und ein erträgliches Mittagsessen, acht bis zwölf Polnische Gulden. Ein Fuder Heu, von einem Pferde gezogen, mußte mit drey und vier Dukaten bezahlt werden. Nach diesem Maßstab alles übrige.
Jch hatte nicht Zeit, die Trümmer der Wollenmanufaktur, die der König vor Jah- ren hier anlegte, und die Chirurgische Akade- mie nebst ihrem Pflanzengarten, zu sehen. Bey meiner Zurückkunft werde ich beydes nach- holen.
Hinter Grodno mußte ich noch einmal über die Niemen, und sodann eine beträchtli- che Anhöhe hinauf, die sich in eine weite
Nachgiebigkeit und Vertraͤglichkeit zu ermun- tern.
Da Grodno fuͤr ſeine gegenwaͤrtige Volksmenge nicht geraͤumig, und die Land- ſchaft umher nicht ergiebig genug iſt, ſo herrſch- te eine außerordentliche Theurung in Wohnun- gen und Zehrung. Ein Stuͤbchen mit einem Bette koſtete taͤglich einen, zwey auch drey Dukaten, und ein ertraͤgliches Mittagseſſen, acht bis zwoͤlf Polniſche Gulden. Ein Fuder Heu, von einem Pferde gezogen, mußte mit drey und vier Dukaten bezahlt werden. Nach dieſem Maßſtab alles uͤbrige.
Jch hatte nicht Zeit, die Truͤmmer der Wollenmanufaktur, die der Koͤnig vor Jah- ren hier anlegte, und die Chirurgiſche Akade- mie nebſt ihrem Pflanzengarten, zu ſehen. Bey meiner Zuruͤckkunft werde ich beydes nach- holen.
Hinter Grodno mußte ich noch einmal uͤber die Niemen, und ſodann eine betraͤchtli- che Anhoͤhe hinauf, die ſich in eine weite
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0060"n="42"/>
Nachgiebigkeit und Vertraͤglichkeit zu ermun-<lb/>
tern.</p><lb/><p>Da <hirendition="#g">Grodno</hi> fuͤr ſeine gegenwaͤrtige<lb/>
Volksmenge nicht geraͤumig, und die Land-<lb/>ſchaft umher nicht ergiebig genug iſt, ſo herrſch-<lb/>
te eine außerordentliche Theurung in Wohnun-<lb/>
gen und Zehrung. Ein Stuͤbchen mit einem<lb/>
Bette koſtete taͤglich einen, zwey auch drey<lb/>
Dukaten, und ein ertraͤgliches Mittagseſſen,<lb/>
acht bis zwoͤlf Polniſche Gulden. Ein Fuder<lb/>
Heu, von einem Pferde gezogen, mußte mit<lb/>
drey und vier Dukaten bezahlt werden. Nach<lb/>
dieſem Maßſtab alles uͤbrige.</p><lb/><p>Jch hatte nicht Zeit, die Truͤmmer der<lb/>
Wollenmanufaktur, die der Koͤnig vor Jah-<lb/>
ren hier anlegte, und die Chirurgiſche Akade-<lb/>
mie nebſt ihrem Pflanzengarten, zu ſehen.<lb/>
Bey meiner Zuruͤckkunft werde ich beydes nach-<lb/>
holen.</p><lb/><p>Hinter <hirendition="#g">Grodno</hi> mußte ich noch einmal<lb/>
uͤber die Niemen, und ſodann eine betraͤchtli-<lb/>
che Anhoͤhe hinauf, die ſich in eine weite<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[42/0060]
Nachgiebigkeit und Vertraͤglichkeit zu ermun-
tern.
Da Grodno fuͤr ſeine gegenwaͤrtige
Volksmenge nicht geraͤumig, und die Land-
ſchaft umher nicht ergiebig genug iſt, ſo herrſch-
te eine außerordentliche Theurung in Wohnun-
gen und Zehrung. Ein Stuͤbchen mit einem
Bette koſtete taͤglich einen, zwey auch drey
Dukaten, und ein ertraͤgliches Mittagseſſen,
acht bis zwoͤlf Polniſche Gulden. Ein Fuder
Heu, von einem Pferde gezogen, mußte mit
drey und vier Dukaten bezahlt werden. Nach
dieſem Maßſtab alles uͤbrige.
Jch hatte nicht Zeit, die Truͤmmer der
Wollenmanufaktur, die der Koͤnig vor Jah-
ren hier anlegte, und die Chirurgiſche Akade-
mie nebſt ihrem Pflanzengarten, zu ſehen.
Bey meiner Zuruͤckkunft werde ich beydes nach-
holen.
Hinter Grodno mußte ich noch einmal
uͤber die Niemen, und ſodann eine betraͤchtli-
che Anhoͤhe hinauf, die ſich in eine weite
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/60>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.