lief. Die übrigen, die ich bisher in Lithauen getroffen habe, bestanden aus zwey Kähnen, über welche Balken oder auch nur Bretter gelegt waren, durch die man in den Strom hinab sehen konnte.
Den 4ten May. Von Przewalk bis Kryniczney, (3 M.) wo ich übernachtete, und von da bis Grodno, (21/2 M.) ist die Landschaft abwechselnd waldigt und flach, aber immer sandig, und bietet wenig Veränderung dar, bis nahe vor Grodno, wo diese alte Stadt allmählig in dem Niementhale sichtbar wird. Der Anblick derselben, von oben herab, ist nicht unangenehm. Mehrere Kirchen mit ihren Thürmen, und eine gute Anzahl, in neuerm Geschmack gebauter, aber sehr zer- streuter, Palläste und Häuser ragen über die schwarzen, hölzernen Hütten hervor, welche die Masse der Stadt eigentlich bilden. Jn einiger Entfernung vor der Stadt fand ich eine beträchtliche Anzahl Stücke aufgefahren, die sämmtlich nach derselben gerichtet waren,
lief. Die uͤbrigen, die ich bisher in Lithauen getroffen habe, beſtanden aus zwey Kaͤhnen, uͤber welche Balken oder auch nur Bretter gelegt waren, durch die man in den Strom hinab ſehen konnte.
Den 4ten May. Von Przewalk bis Kryniczney, (3 M.) wo ich uͤbernachtete, und von da bis Grodno, (2½ M.) iſt die Landſchaft abwechſelnd waldigt und flach, aber immer ſandig, und bietet wenig Veraͤnderung dar, bis nahe vor Grodno, wo dieſe alte Stadt allmaͤhlig in dem Niementhale ſichtbar wird. Der Anblick derſelben, von oben herab, iſt nicht unangenehm. Mehrere Kirchen mit ihren Thuͤrmen, und eine gute Anzahl, in neuerm Geſchmack gebauter, aber ſehr zer- ſtreuter, Pallaͤſte und Haͤuſer ragen uͤber die ſchwarzen, hoͤlzernen Huͤtten hervor, welche die Maſſe der Stadt eigentlich bilden. Jn einiger Entfernung vor der Stadt fand ich eine betraͤchtliche Anzahl Stuͤcke aufgefahren, die ſaͤmmtlich nach derſelben gerichtet waren,
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lief. Die uͤbrigen, die ich bisher in Lithauen
getroffen habe, beſtanden aus zwey Kaͤhnen,
uͤber welche Balken oder auch nur Bretter
gelegt waren, durch die man in den Strom
hinab ſehen konnte.
Den 4ten May. Von Przewalk bis
Kryniczney, (3 M.) wo ich uͤbernachtete,
und von da bis Grodno, (2½ M.) iſt die
Landſchaft abwechſelnd waldigt und flach, aber
immer ſandig, und bietet wenig Veraͤnderung
dar, bis nahe vor Grodno, wo dieſe alte
Stadt allmaͤhlig in dem Niementhale ſichtbar
wird. Der Anblick derſelben, von oben herab,
iſt nicht unangenehm. Mehrere Kirchen mit
ihren Thuͤrmen, und eine gute Anzahl, in
neuerm Geſchmack gebauter, aber ſehr zer-
ſtreuter, Pallaͤſte und Haͤuſer ragen uͤber die
ſchwarzen, hoͤlzernen Huͤtten hervor, welche
die Maſſe der Stadt eigentlich bilden. Jn
einiger Entfernung vor der Stadt fand ich
eine betraͤchtliche Anzahl Stuͤcke aufgefahren,
die ſaͤmmtlich nach derſelben gerichtet waren,
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/57>, abgerufen am 22.07.2024.
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