Jm erstern sah ich zuerst die unbeschreibliche Nachläßigkeit im Forstwesen, oder vielmehr ich sah, daß gar keine Waldaufsicht da war. Wei- ter unten werde ich einige Bemerkungen darü- ber machen, die vielleicht den Einwohnern in Frankfurt am Mayn, Dresden und Leipzig Thränen auspressen dürften. Der Weg ist zwar nicht eigentlich gemacht, aber doch findet man an beyden Seiten Graben gezogen. Ue- brigens ist Szadow eine Stadt, wie ungefähr alle, durch die ich bisher gekommen war. Der Hauptstock der Einwohner sind abermahls Ju- den, und durch ihre Hände gehen auch hier die Kaufmannsgeschäfte aller Art. Auf den meisten Häusern sind keine Schornsteine; die Steuereinnehmer müssen also wohl diese Häu- ser selbst für Rauchfänge nehmen.
Von Szadow nach Beysagoly (2 Meilen) wird der Weg Sand, der aber nicht die Tiefe und Feinheit hat, wie der Potsdammer und Berliner. Abwechselnd fuhr ich über Hügel und durch Wald. Die Bäume,
Jm erſtern ſah ich zuerſt die unbeſchreibliche Nachlaͤßigkeit im Forſtweſen, oder vielmehr ich ſah, daß gar keine Waldaufſicht da war. Wei- ter unten werde ich einige Bemerkungen daruͤ- ber machen, die vielleicht den Einwohnern in Frankfurt am Mayn, Dresden und Leipzig Thraͤnen auspreſſen duͤrften. Der Weg iſt zwar nicht eigentlich gemacht, aber doch findet man an beyden Seiten Graben gezogen. Ue- brigens iſt Szadow eine Stadt, wie ungefaͤhr alle, durch die ich bisher gekommen war. Der Hauptſtock der Einwohner ſind abermahls Ju- den, und durch ihre Haͤnde gehen auch hier die Kaufmannsgeſchaͤfte aller Art. Auf den meiſten Haͤuſern ſind keine Schornſteine; die Steuereinnehmer muͤſſen alſo wohl dieſe Haͤu- ſer ſelbſt fuͤr Rauchfaͤnge nehmen.
Von Szadow nach Beyſagoly (2 Meilen) wird der Weg Sand, der aber nicht die Tiefe und Feinheit hat, wie der Potsdammer und Berliner. Abwechſelnd fuhr ich uͤber Huͤgel und durch Wald. Die Baͤume,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0033"n="15"/>
Jm erſtern ſah ich zuerſt die unbeſchreibliche<lb/>
Nachlaͤßigkeit im Forſtweſen, oder vielmehr ich<lb/>ſah, daß gar keine Waldaufſicht da war. Wei-<lb/>
ter unten werde ich einige Bemerkungen daruͤ-<lb/>
ber machen, die vielleicht den Einwohnern in<lb/>
Frankfurt am Mayn, Dresden und Leipzig<lb/>
Thraͤnen auspreſſen duͤrften. Der Weg iſt<lb/>
zwar nicht eigentlich gemacht, aber doch findet<lb/>
man an beyden Seiten Graben gezogen. Ue-<lb/>
brigens iſt Szadow eine Stadt, wie ungefaͤhr<lb/>
alle, durch die ich bisher gekommen war. Der<lb/>
Hauptſtock der Einwohner ſind abermahls Ju-<lb/>
den, und durch ihre Haͤnde gehen auch hier<lb/>
die Kaufmannsgeſchaͤfte aller Art. Auf den<lb/>
meiſten Haͤuſern ſind keine Schornſteine; die<lb/>
Steuereinnehmer muͤſſen alſo wohl dieſe Haͤu-<lb/>ſer ſelbſt fuͤr Rauchfaͤnge nehmen.</p><lb/><p>Von <hirendition="#g">Szadow</hi> nach <hirendition="#g">Beyſagoly</hi><lb/>
(2 Meilen) wird der Weg Sand, der aber<lb/>
nicht die Tiefe und Feinheit hat, wie der<lb/>
Potsdammer und Berliner. Abwechſelnd fuhr<lb/>
ich uͤber Huͤgel und durch Wald. Die Baͤume,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[15/0033]
Jm erſtern ſah ich zuerſt die unbeſchreibliche
Nachlaͤßigkeit im Forſtweſen, oder vielmehr ich
ſah, daß gar keine Waldaufſicht da war. Wei-
ter unten werde ich einige Bemerkungen daruͤ-
ber machen, die vielleicht den Einwohnern in
Frankfurt am Mayn, Dresden und Leipzig
Thraͤnen auspreſſen duͤrften. Der Weg iſt
zwar nicht eigentlich gemacht, aber doch findet
man an beyden Seiten Graben gezogen. Ue-
brigens iſt Szadow eine Stadt, wie ungefaͤhr
alle, durch die ich bisher gekommen war. Der
Hauptſtock der Einwohner ſind abermahls Ju-
den, und durch ihre Haͤnde gehen auch hier
die Kaufmannsgeſchaͤfte aller Art. Auf den
meiſten Haͤuſern ſind keine Schornſteine; die
Steuereinnehmer muͤſſen alſo wohl dieſe Haͤu-
ſer ſelbſt fuͤr Rauchfaͤnge nehmen.
Von Szadow nach Beyſagoly
(2 Meilen) wird der Weg Sand, der aber
nicht die Tiefe und Feinheit hat, wie der
Potsdammer und Berliner. Abwechſelnd fuhr
ich uͤber Huͤgel und durch Wald. Die Baͤume,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/33>, abgerufen am 03.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.