Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Jn einer Stadt, deren Nahrungszweige
die angezeigten sind, deren Erhaltung nicht aus
inländischem Fleiße hervorgeht, und deren Zeh-
rer nicht mit vaterländischen Erzeugnissen zu-
frieden sind, kann es nicht anders, als theuer
seyn. Jn der That sind es hier selbst die er-
sten Bedürfnisse, die der Aermste nicht entbeh-
ren kann, und die er so hoch bezahlen muß,
als der Reichste. Brot, Fleisch, Salz, Holz,
Bier, Licht und Wohnung gehören dahin.

Ein Land, das andre Provinzen mit Brot
so reichlich versieht, sollte es seinen Kindern fast
umsonst geben können; aber grade das Gegen-
theil: es giebt es ihnen so theuer, oft theurer,
als jenen. Jn den unfruchtbarsten Ländern
der Preußischen Monarchie ist das Brot grö-
ßer und besser, als hier in dem Mittelpunkte
sehr fruchtbarer Gegenden. Die Ursachen fal-
len in die Augen. Es ist Mangel an Aufsicht
über die gesammte Ausfuhr, über einzelne
Kornwucherer und über die Bäcker.

Jn einer Stadt, deren Nahrungszweige
die angezeigten ſind, deren Erhaltung nicht aus
inlaͤndiſchem Fleiße hervorgeht, und deren Zeh-
rer nicht mit vaterlaͤndiſchen Erzeugniſſen zu-
frieden ſind, kann es nicht anders, als theuer
ſeyn. Jn der That ſind es hier ſelbſt die er-
ſten Beduͤrfniſſe, die der Aermſte nicht entbeh-
ren kann, und die er ſo hoch bezahlen muß,
als der Reichſte. Brot, Fleiſch, Salz, Holz,
Bier, Licht und Wohnung gehoͤren dahin.

Ein Land, das andre Provinzen mit Brot
ſo reichlich verſieht, ſollte es ſeinen Kindern faſt
umſonſt geben koͤnnen; aber grade das Gegen-
theil: es giebt es ihnen ſo theuer, oft theurer,
als jenen. Jn den unfruchtbarſten Laͤndern
der Preußiſchen Monarchie iſt das Brot groͤ-
ßer und beſſer, als hier in dem Mittelpunkte
ſehr fruchtbarer Gegenden. Die Urſachen fal-
len in die Augen. Es iſt Mangel an Aufſicht
uͤber die geſammte Ausfuhr, uͤber einzelne
Kornwucherer und uͤber die Baͤcker.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0153" n="135"/>
          <p>Jn einer Stadt, deren Nahrungszweige<lb/>
die angezeigten &#x017F;ind, deren Erhaltung nicht aus<lb/>
inla&#x0364;ndi&#x017F;chem Fleiße hervorgeht, und deren Zeh-<lb/>
rer nicht mit vaterla&#x0364;ndi&#x017F;chen Erzeugni&#x017F;&#x017F;en zu-<lb/>
frieden &#x017F;ind, kann es nicht anders, als theuer<lb/>
&#x017F;eyn. Jn der That &#x017F;ind es hier &#x017F;elb&#x017F;t die er-<lb/>
&#x017F;ten Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e, die der Aerm&#x017F;te nicht entbeh-<lb/>
ren kann, und die er &#x017F;o hoch bezahlen muß,<lb/>
als der Reich&#x017F;te. Brot, Flei&#x017F;ch, Salz, Holz,<lb/>
Bier, Licht und Wohnung geho&#x0364;ren dahin.</p><lb/>
          <p>Ein Land, das andre Provinzen mit Brot<lb/>
&#x017F;o reichlich ver&#x017F;ieht, &#x017F;ollte es &#x017F;einen Kindern fa&#x017F;t<lb/>
um&#x017F;on&#x017F;t geben ko&#x0364;nnen; aber grade das Gegen-<lb/>
theil: es giebt es ihnen &#x017F;o theuer, oft theurer,<lb/>
als jenen. Jn den unfruchtbar&#x017F;ten La&#x0364;ndern<lb/>
der Preußi&#x017F;chen Monarchie i&#x017F;t das Brot gro&#x0364;-<lb/>
ßer und be&#x017F;&#x017F;er, als hier in dem Mittelpunkte<lb/>
&#x017F;ehr fruchtbarer Gegenden. Die Ur&#x017F;achen fal-<lb/>
len in die Augen. Es i&#x017F;t Mangel an Auf&#x017F;icht<lb/>
u&#x0364;ber die ge&#x017F;ammte Ausfuhr, u&#x0364;ber einzelne<lb/>
Kornwucherer und u&#x0364;ber die Ba&#x0364;cker.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0153] Jn einer Stadt, deren Nahrungszweige die angezeigten ſind, deren Erhaltung nicht aus inlaͤndiſchem Fleiße hervorgeht, und deren Zeh- rer nicht mit vaterlaͤndiſchen Erzeugniſſen zu- frieden ſind, kann es nicht anders, als theuer ſeyn. Jn der That ſind es hier ſelbſt die er- ſten Beduͤrfniſſe, die der Aermſte nicht entbeh- ren kann, und die er ſo hoch bezahlen muß, als der Reichſte. Brot, Fleiſch, Salz, Holz, Bier, Licht und Wohnung gehoͤren dahin. Ein Land, das andre Provinzen mit Brot ſo reichlich verſieht, ſollte es ſeinen Kindern faſt umſonſt geben koͤnnen; aber grade das Gegen- theil: es giebt es ihnen ſo theuer, oft theurer, als jenen. Jn den unfruchtbarſten Laͤndern der Preußiſchen Monarchie iſt das Brot groͤ- ßer und beſſer, als hier in dem Mittelpunkte ſehr fruchtbarer Gegenden. Die Urſachen fal- len in die Augen. Es iſt Mangel an Aufſicht uͤber die geſammte Ausfuhr, uͤber einzelne Kornwucherer und uͤber die Baͤcker.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/153
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/153>, abgerufen am 27.04.2024.