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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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Warschau hat, nach einem Plane *), den
man für den besten hält, weil er der neueste
ist, in allem Einhundert und zwey und neun-
zig Straßen, wovon vielleicht nur zehn einen
glänzenden, funfzig einen erträglichen und die
übrigen einen unangenehmen Anblick geben.
Die meisten dieser Straßen sind, wo nicht
ganz, doch in der Mitte, gepflastert, aber das
Pflaster ist schlecht unterhalten. Wenn es reg-
net, so erscheinen sie von Unrath überschwemmt
und die Anstalten, die man macht, um sie zu
reinigen, sind nicht der Rede werth. Doch hat
man den Trost, daß man hier umsonst in Pfüz-
zen herum waden kann, statt daß man anders-
wo der Polizey dafür bezahlt, daß sie diesel-
ben -- stehen läßt. So sieht man, z.B. in
Berlin, bey nassem Wetter, auf allen Straßen,

*) Plan Ichnographique de la Ville
de Varfovie,
Refidence des Rois de Pologne,
gezeichnet von
dem Major Hennequin und zu haben bey Michael
Groll 1779. Er ist nur 16 Zoll lang und breit
und zeigt deßhalb die Gegenstände unangenehm zu-
sammen gedrängt.

Warſchau hat, nach einem Plane *), den
man fuͤr den beſten haͤlt, weil er der neueſte
iſt, in allem Einhundert und zwey und neun-
zig Straßen, wovon vielleicht nur zehn einen
glaͤnzenden, funfzig einen ertraͤglichen und die
uͤbrigen einen unangenehmen Anblick geben.
Die meiſten dieſer Straßen ſind, wo nicht
ganz, doch in der Mitte, gepflaſtert, aber das
Pflaſter iſt ſchlecht unterhalten. Wenn es reg-
net, ſo erſcheinen ſie von Unrath uͤberſchwemmt
und die Anſtalten, die man macht, um ſie zu
reinigen, ſind nicht der Rede werth. Doch hat
man den Troſt, daß man hier umſonſt in Pfuͤz-
zen herum waden kann, ſtatt daß man anders-
wo der Polizey dafuͤr bezahlt, daß ſie dieſel-
ben — ſtehen laͤßt. So ſieht man, z.B. in
Berlin, bey naſſem Wetter, auf allen Straßen,

*) Plan Ichnographique de la Ville
de Varfovie,
Refidence des Rois de Pologne,
gezeichnet von
dem Major Hennequin und zu haben bey Michael
Groll 1779. Er iſt nur 16 Zoll lang und breit
und zeigt deßhalb die Gegenſtaͤnde unangenehm zu-
ſammen gedraͤngt.
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[87/0105] Warſchau hat, nach einem Plane *), den man fuͤr den beſten haͤlt, weil er der neueſte iſt, in allem Einhundert und zwey und neun- zig Straßen, wovon vielleicht nur zehn einen glaͤnzenden, funfzig einen ertraͤglichen und die uͤbrigen einen unangenehmen Anblick geben. Die meiſten dieſer Straßen ſind, wo nicht ganz, doch in der Mitte, gepflaſtert, aber das Pflaſter iſt ſchlecht unterhalten. Wenn es reg- net, ſo erſcheinen ſie von Unrath uͤberſchwemmt und die Anſtalten, die man macht, um ſie zu reinigen, ſind nicht der Rede werth. Doch hat man den Troſt, daß man hier umſonſt in Pfuͤz- zen herum waden kann, ſtatt daß man anders- wo der Polizey dafuͤr bezahlt, daß ſie dieſel- ben — ſtehen laͤßt. So ſieht man, z.B. in Berlin, bey naſſem Wetter, auf allen Straßen, *) Plan Ichnographique de la Ville de Varfovie, Refidence des Rois de Pologne, gezeichnet von dem Major Hennequin und zu haben bey Michael Groll 1779. Er iſt nur 16 Zoll lang und breit und zeigt deßhalb die Gegenſtaͤnde unangenehm zu- ſammen gedraͤngt.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/105>, abgerufen am 27.04.2024.