die Seite gelehnt sind, aber unzerrissen und dicht auf einander gepreßt, wie eine ungeheure graue Mosaik, da liegen. Der Weg läuft am Abhange hin, und nichts erquickt das Auge auf dieser todten Kruste.
Daß diese Kruste nur durch die letzte Schwingung einer großen Kraft ihre Bildung erhielt, zeigt sich da, wo sie aufhört, ganz deutlich. Denn wenn sie der Ueberrest Eines bloß zusammen gesunkenen Felsen ist, so steht man nun vor den Trümmern um und um ge- kehrter, aus ihren Wurzeln gerissener, von ih- rem Standplatz hinweg geschleuderter Alpen. Felsenblöcke, Hunderte von Zentnern schwer, liegen hier wie Kiesel verstreuet, die Anhöhe hinan, das Thal herab. Unordentlich erschei- nen sie bald auf einander gethürmt, bald ne- ben einander gelagert, bald einzeln auf ihren scharfen Ecken empor gerichtet. Um, zwischen und neben ihnen sieht man gleichsam Güsse von kleinern Steinen, die theils die Klüfte ausfüllen, theils die Fläche überschwemmen.
die Seite gelehnt ſind, aber unzerriſſen und dicht auf einander gepreßt, wie eine ungeheure graue Moſaik, da liegen. Der Weg laͤuft am Abhange hin, und nichts erquickt das Auge auf dieſer todten Kruſte.
Daß dieſe Kruſte nur durch die letzte Schwingung einer großen Kraft ihre Bildung erhielt, zeigt ſich da, wo ſie aufhoͤrt, ganz deutlich. Denn wenn ſie der Ueberreſt Eines bloß zuſammen geſunkenen Felſen iſt, ſo ſteht man nun vor den Truͤmmern um und um ge- kehrter, aus ihren Wurzeln geriſſener, von ih- rem Standplatz hinweg geſchleuderter Alpen. Felſenbloͤcke, Hunderte von Zentnern ſchwer, liegen hier wie Kieſel verſtreuet, die Anhoͤhe hinan, das Thal herab. Unordentlich erſchei- nen ſie bald auf einander gethuͤrmt, bald ne- ben einander gelagert, bald einzeln auf ihren ſcharfen Ecken empor gerichtet. Um, zwiſchen und neben ihnen ſieht man gleichſam Guͤſſe von kleinern Steinen, die theils die Kluͤfte ausfuͤllen, theils die Flaͤche uͤberſchwemmen.
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die Seite gelehnt ſind, aber unzerriſſen und
dicht auf einander gepreßt, wie eine ungeheure
graue Moſaik, da liegen. Der Weg laͤuft am
Abhange hin, und nichts erquickt das Auge
auf dieſer todten Kruſte.
Daß dieſe Kruſte nur durch die letzte
Schwingung einer großen Kraft ihre Bildung
erhielt, zeigt ſich da, wo ſie aufhoͤrt, ganz
deutlich. Denn wenn ſie der Ueberreſt Eines
bloß zuſammen geſunkenen Felſen iſt, ſo ſteht
man nun vor den Truͤmmern um und um ge-
kehrter, aus ihren Wurzeln geriſſener, von ih-
rem Standplatz hinweg geſchleuderter Alpen.
Felſenbloͤcke, Hunderte von Zentnern ſchwer,
liegen hier wie Kieſel verſtreuet, die Anhoͤhe
hinan, das Thal herab. Unordentlich erſchei-
nen ſie bald auf einander gethuͤrmt, bald ne-
ben einander gelagert, bald einzeln auf ihren
ſcharfen Ecken empor gerichtet. Um, zwiſchen
und neben ihnen ſieht man gleichſam Guͤſſe
von kleinern Steinen, die theils die Kluͤfte
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/53>, abgerufen am 16.02.2025.
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