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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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Stadt, bey einem zwar nicht beträchtlichen
Umfange, doch ansehnliche Häuser, Privat-
palläste *) und Kirchen hat. Gleich beym
Eintritt in dieselbe überraschte mich ein an-
genehmer Anblick, den ich mir auf dieser Reise
noch oft zu haben verspreche: der Anblick ei-
nes ganz neuen Pallastes, der, mit einer rei-
zenden Einfalt und in den schönsten Verhält-
nissen, so eben aus den Händen des Baumei-

*) Wenn ich die größeren adelichen Wohnungen in
Trient und Roveredo Palläste nenne, so ist es
nach der Weise der Jtaliener, die freygebiger mit
diesem Namen sind als die Deutschen. Sie wür-
den die Straße unter den Linden in Berlin,
die Moritzstraße in Dresden, Straßen mit
Pallästen besetzt, und Wien selbst, eine Stadt von
lauter Pallästen, nennen. Doch verlangen sie meist
immer, daß solch ein zum Pallast erhobenes, gro-
ßes Haus einen adelichen Besitzer habe.
Eben so verhält es sich mit dem Namen "Ca-
stello"
, das wir nicht mit Festung, sondern
mit Schloß geben müssen, weil diese Kastelle mit
unsern deutschen Festungen nicht verglichen werden
können. Solche Schlösser haben Botzen, Trient,
Roveredo und alle übrige beträchtliche Städte und
wichtige Eingänge in Tyrol; aber sie werden da-
durch nicht zu Festungen.

Stadt, bey einem zwar nicht betraͤchtlichen
Umfange, doch anſehnliche Haͤuſer, Privat-
pallaͤſte *) und Kirchen hat. Gleich beym
Eintritt in dieſelbe uͤberraſchte mich ein an-
genehmer Anblick, den ich mir auf dieſer Reiſe
noch oft zu haben verſpreche: der Anblick ei-
nes ganz neuen Pallaſtes, der, mit einer rei-
zenden Einfalt und in den ſchoͤnſten Verhaͤlt-
niſſen, ſo eben aus den Haͤnden des Baumei-

*) Wenn ich die größeren adelichen Wohnungen in
Trient und Roveredo Palläſte nenne, ſo iſt es
nach der Weiſe der Jtaliener, die freygebiger mit
dieſem Namen ſind als die Deutſchen. Sie wür-
den die Straße unter den Linden in Berlin,
die Moritzſtraße in Dresden, Straßen mit
Palläſten beſetzt, und Wien ſelbſt, eine Stadt von
lauter Palläſten, nennen. Doch verlangen ſie meiſt
immer, daß ſolch ein zum Pallaſt erhobenes, gro-
ßes Haus einen adelichen Beſitzer habe.
Eben ſo verhält es ſich mit dem Namen „Ca-
ſtello“
, das wir nicht mit Feſtung, ſondern
mit Schloß geben müſſen, weil dieſe Kaſtelle mit
unſern deutſchen Feſtungen nicht verglichen werden
können. Solche Schlöſſer haben Botzen, Trient,
Roveredo und alle übrige beträchtliche Städte und
wichtige Eingänge in Tyrol; aber ſie werden da-
durch nicht zu Feſtungen.
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[39/0047] Stadt, bey einem zwar nicht betraͤchtlichen Umfange, doch anſehnliche Haͤuſer, Privat- pallaͤſte *) und Kirchen hat. Gleich beym Eintritt in dieſelbe uͤberraſchte mich ein an- genehmer Anblick, den ich mir auf dieſer Reiſe noch oft zu haben verſpreche: der Anblick ei- nes ganz neuen Pallaſtes, der, mit einer rei- zenden Einfalt und in den ſchoͤnſten Verhaͤlt- niſſen, ſo eben aus den Haͤnden des Baumei- *) Wenn ich die größeren adelichen Wohnungen in Trient und Roveredo Palläſte nenne, ſo iſt es nach der Weiſe der Jtaliener, die freygebiger mit dieſem Namen ſind als die Deutſchen. Sie wür- den die Straße unter den Linden in Berlin, die Moritzſtraße in Dresden, Straßen mit Palläſten beſetzt, und Wien ſelbſt, eine Stadt von lauter Palläſten, nennen. Doch verlangen ſie meiſt immer, daß ſolch ein zum Pallaſt erhobenes, gro- ßes Haus einen adelichen Beſitzer habe. Eben ſo verhält es ſich mit dem Namen „Ca- ſtello“, das wir nicht mit Feſtung, ſondern mit Schloß geben müſſen, weil dieſe Kaſtelle mit unſern deutſchen Feſtungen nicht verglichen werden können. Solche Schlöſſer haben Botzen, Trient, Roveredo und alle übrige beträchtliche Städte und wichtige Eingänge in Tyrol; aber ſie werden da- durch nicht zu Feſtungen.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/47>, abgerufen am 26.04.2024.