Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Links vom Hochaltar findet man eine
neuere kleine Kapelle, die sehr zierlich und
geschmackvoll, und von einem römischen Bau-
meister angegeben, aber auch, wie die bey
Mantua erwähnte, mit bunten Farben, Ver-
goldungen und Schnörkeleyen überladen ist.

Jch bestieg auch den oben erwähnten ein-
zelnen Thurm, der nur sechs oder acht Schritt
von der Domkirche entfernt steht, um der
Ansicht der Stadt und ihrer Gegenden in ih-
rem ganzen Umfange zu genießen. Die Kre-
moneser halten ihn mit für den höchsten in
der Welt und ich lasse ihnen willig diese
Freude; aber der Wahrheit zur Steuer muß
ich anführen, daß ich nur 500 Stufen, jede
kaum einen halben Fuß hoch, zu steigen hatte.
Er ist, bis zu seinem ersten Geländer, von
lauter Backstein, von jenem dunkelrothen und
festen erbauet, den man in jenen Zeiten so
fein, so leicht und so genau auf einander,
man möchte sagen, zu kütten nicht zu mauern,
verstand, daß das Ganze sich wie ein gestreifter

Links vom Hochaltar findet man eine
neuere kleine Kapelle, die ſehr zierlich und
geſchmackvoll, und von einem roͤmiſchen Bau-
meiſter angegeben, aber auch, wie die bey
Mantua erwaͤhnte, mit bunten Farben, Ver-
goldungen und Schnoͤrkeleyen uͤberladen iſt.

Jch beſtieg auch den oben erwaͤhnten ein-
zelnen Thurm, der nur ſechs oder acht Schritt
von der Domkirche entfernt ſteht, um der
Anſicht der Stadt und ihrer Gegenden in ih-
rem ganzen Umfange zu genießen. Die Kre-
moneſer halten ihn mit fuͤr den hoͤchſten in
der Welt und ich laſſe ihnen willig dieſe
Freude; aber der Wahrheit zur Steuer muß
ich anfuͤhren, daß ich nur 500 Stufen, jede
kaum einen halben Fuß hoch, zu ſteigen hatte.
Er iſt, bis zu ſeinem erſten Gelaͤnder, von
lauter Backſtein, von jenem dunkelrothen und
feſten erbauet, den man in jenen Zeiten ſo
fein, ſo leicht und ſo genau auf einander,
man moͤchte ſagen, zu kuͤtten nicht zu mauern,
verſtand, daß das Ganze ſich wie ein geſtreifter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0253" n="245"/>
          <p>Links vom Hochaltar findet man eine<lb/>
neuere kleine Kapelle, die &#x017F;ehr zierlich und<lb/>
ge&#x017F;chmackvoll, und von einem ro&#x0364;mi&#x017F;chen Bau-<lb/>
mei&#x017F;ter angegeben, aber auch, wie die bey<lb/>
Mantua erwa&#x0364;hnte, mit bunten Farben, Ver-<lb/>
goldungen und Schno&#x0364;rkeleyen u&#x0364;berladen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Jch be&#x017F;tieg auch den oben erwa&#x0364;hnten ein-<lb/>
zelnen Thurm, der nur &#x017F;echs oder acht Schritt<lb/>
von der Domkirche entfernt &#x017F;teht, um der<lb/>
An&#x017F;icht der Stadt und ihrer Gegenden in ih-<lb/>
rem ganzen Umfange zu genießen. Die Kre-<lb/>
mone&#x017F;er halten ihn mit fu&#x0364;r den ho&#x0364;ch&#x017F;ten in<lb/>
der Welt und ich la&#x017F;&#x017F;e ihnen willig die&#x017F;e<lb/>
Freude; aber der Wahrheit zur Steuer muß<lb/>
ich anfu&#x0364;hren, daß ich nur 500 Stufen, jede<lb/>
kaum einen halben Fuß hoch, zu &#x017F;teigen hatte.<lb/>
Er i&#x017F;t, bis zu &#x017F;einem er&#x017F;ten Gela&#x0364;nder, von<lb/>
lauter Back&#x017F;tein, von jenem dunkelrothen und<lb/>
fe&#x017F;ten erbauet, den man in jenen Zeiten &#x017F;o<lb/>
fein, &#x017F;o leicht und &#x017F;o genau auf einander,<lb/>
man mo&#x0364;chte &#x017F;agen, zu ku&#x0364;tten nicht zu mauern,<lb/>
ver&#x017F;tand, daß das Ganze &#x017F;ich wie ein ge&#x017F;treifter<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0253] Links vom Hochaltar findet man eine neuere kleine Kapelle, die ſehr zierlich und geſchmackvoll, und von einem roͤmiſchen Bau- meiſter angegeben, aber auch, wie die bey Mantua erwaͤhnte, mit bunten Farben, Ver- goldungen und Schnoͤrkeleyen uͤberladen iſt. Jch beſtieg auch den oben erwaͤhnten ein- zelnen Thurm, der nur ſechs oder acht Schritt von der Domkirche entfernt ſteht, um der Anſicht der Stadt und ihrer Gegenden in ih- rem ganzen Umfange zu genießen. Die Kre- moneſer halten ihn mit fuͤr den hoͤchſten in der Welt und ich laſſe ihnen willig dieſe Freude; aber der Wahrheit zur Steuer muß ich anfuͤhren, daß ich nur 500 Stufen, jede kaum einen halben Fuß hoch, zu ſteigen hatte. Er iſt, bis zu ſeinem erſten Gelaͤnder, von lauter Backſtein, von jenem dunkelrothen und feſten erbauet, den man in jenen Zeiten ſo fein, ſo leicht und ſo genau auf einander, man moͤchte ſagen, zu kuͤtten nicht zu mauern, verſtand, daß das Ganze ſich wie ein geſtreifter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/253
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/253>, abgerufen am 21.11.2024.