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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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weibern und Kohlenträgern hatte absprechen
können. Das Hauptstück war ein Trauer-
spiel, das Nachspiel eine Goldonische Posse,
mit Arlechino, Pantalone, Kolom-
bina
und Gesellschaft, im bekannten Kostume.

Diese Bude hatte aber auch Logen und
sie waren mit Herren vom hohen Adel besetzt.
Der Eintritt dazu kostete zwanzig Soldi.
Aus dem ersten Parterre, das funfzehn Soldi
kostete, sahen auch Geistliche, mit andern
rechtlichen Leuten, fleißig durch ihre Gläser
nach den Schauspielerinnen, die übrigens,
wie die Schauspieler, eben dieselben waren,
die in dem großen Theater auftraten. Man
sieht wohl, daß hier die Signoria abermals
im Spiel ist, und daß sie ihrem unbeschäftig-
ten Pöbel, neben der belobten Freyheit, auch
Vergnügungen um einen Spottpreis ver-
schafft. Charakteristisch ist es endlich noch,
daß die Zöglinge der Armen- und Fündlings-
Anstalten in dies Schauspiel geführt werden,
wie man sie in England und Deutschland

weibern und Kohlentraͤgern hatte abſprechen
koͤnnen. Das Hauptſtuͤck war ein Trauer-
ſpiel, das Nachſpiel eine Goldoniſche Poſſe,
mit Arlechino, Pantalone, Kolom-
bina
und Geſellſchaft, im bekannten Koſtume.

Dieſe Bude hatte aber auch Logen und
ſie waren mit Herren vom hohen Adel beſetzt.
Der Eintritt dazu koſtete zwanzig Soldi.
Aus dem erſten Parterre, das funfzehn Soldi
koſtete, ſahen auch Geiſtliche, mit andern
rechtlichen Leuten, fleißig durch ihre Glaͤſer
nach den Schauſpielerinnen, die uͤbrigens,
wie die Schauſpieler, eben dieſelben waren,
die in dem großen Theater auftraten. Man
ſieht wohl, daß hier die Signoria abermals
im Spiel iſt, und daß ſie ihrem unbeſchaͤftig-
ten Poͤbel, neben der belobten Freyheit, auch
Vergnuͤgungen um einen Spottpreis ver-
ſchafft. Charakteriſtiſch iſt es endlich noch,
daß die Zoͤglinge der Armen- und Fuͤndlings-
Anſtalten in dies Schauſpiel gefuͤhrt werden,
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[185/0193] weibern und Kohlentraͤgern hatte abſprechen koͤnnen. Das Hauptſtuͤck war ein Trauer- ſpiel, das Nachſpiel eine Goldoniſche Poſſe, mit Arlechino, Pantalone, Kolom- bina und Geſellſchaft, im bekannten Koſtume. Dieſe Bude hatte aber auch Logen und ſie waren mit Herren vom hohen Adel beſetzt. Der Eintritt dazu koſtete zwanzig Soldi. Aus dem erſten Parterre, das funfzehn Soldi koſtete, ſahen auch Geiſtliche, mit andern rechtlichen Leuten, fleißig durch ihre Glaͤſer nach den Schauſpielerinnen, die uͤbrigens, wie die Schauſpieler, eben dieſelben waren, die in dem großen Theater auftraten. Man ſieht wohl, daß hier die Signoria abermals im Spiel iſt, und daß ſie ihrem unbeſchaͤftig- ten Poͤbel, neben der belobten Freyheit, auch Vergnuͤgungen um einen Spottpreis ver- ſchafft. Charakteriſtiſch iſt es endlich noch, daß die Zoͤglinge der Armen- und Fuͤndlings- Anſtalten in dies Schauſpiel gefuͤhrt werden, wie man ſie in England und Deutſchland

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/193>, abgerufen am 21.11.2024.