den geringeren Bürger, ist das Ballspiel und das Kugelspiel.
Wie der Korso in Verona ist, so kömmt er in allen, selbst den unbeträchtlichsten Städ- ten Jtaliens, wenn sie nur einige Wagen aufbringen können, wieder vor. Es ist be- kanntlich ein trockenes Herumfahren in gewis- sen Straßen, oder vor gewissen Thoren, oder auf den Wällen, oder am Hafen, je nachdem eine Stadt geräumige Straßen, oder andere dazu bequeme Plätze, besitzt. Das Vergnü- gen selbst ist insoferne nüchtern, als keine ge- sellschaftliche Annäherung und Unterhaltung dabey Statt findet; insoferne aber anziehend, als Männer und Weiber dabey Gelegenheit finden, ihre Pracht in Kleidung, Fuhrwerk und Gespann, und in einem Gefolge und Vortrabe von Bedienten und Läufern zu zei- gen. Da die besseren Klassen wenig Gele- genheiten haben, sich für Gesellschaften anzu- kleiden, so kleiden sie sich hier für das ganze Publikum, und sie sind sicher, von ihren
den geringeren Buͤrger, iſt das Ballſpiel und das Kugelſpiel.
Wie der Korſo in Verona iſt, ſo koͤmmt er in allen, ſelbſt den unbetraͤchtlichſten Staͤd- ten Jtaliens, wenn ſie nur einige Wagen aufbringen koͤnnen, wieder vor. Es iſt be- kanntlich ein trockenes Herumfahren in gewiſ- ſen Straßen, oder vor gewiſſen Thoren, oder auf den Waͤllen, oder am Hafen, je nachdem eine Stadt geraͤumige Straßen, oder andere dazu bequeme Plaͤtze, beſitzt. Das Vergnuͤ- gen ſelbſt iſt inſoferne nuͤchtern, als keine ge- ſellſchaftliche Annaͤherung und Unterhaltung dabey Statt findet; inſoferne aber anziehend, als Maͤnner und Weiber dabey Gelegenheit finden, ihre Pracht in Kleidung, Fuhrwerk und Geſpann, und in einem Gefolge und Vortrabe von Bedienten und Laͤufern zu zei- gen. Da die beſſeren Klaſſen wenig Gele- genheiten haben, ſich fuͤr Geſellſchaften anzu- kleiden, ſo kleiden ſie ſich hier fuͤr das ganze Publikum, und ſie ſind ſicher, von ihren
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den geringeren Buͤrger, iſt das Ballſpiel
und das Kugelſpiel.
Wie der Korſo in Verona iſt, ſo koͤmmt
er in allen, ſelbſt den unbetraͤchtlichſten Staͤd-
ten Jtaliens, wenn ſie nur einige Wagen
aufbringen koͤnnen, wieder vor. Es iſt be-
kanntlich ein trockenes Herumfahren in gewiſ-
ſen Straßen, oder vor gewiſſen Thoren, oder
auf den Waͤllen, oder am Hafen, je nachdem
eine Stadt geraͤumige Straßen, oder andere
dazu bequeme Plaͤtze, beſitzt. Das Vergnuͤ-
gen ſelbſt iſt inſoferne nuͤchtern, als keine ge-
ſellſchaftliche Annaͤherung und Unterhaltung
dabey Statt findet; inſoferne aber anziehend,
als Maͤnner und Weiber dabey Gelegenheit
finden, ihre Pracht in Kleidung, Fuhrwerk
und Geſpann, und in einem Gefolge und
Vortrabe von Bedienten und Laͤufern zu zei-
gen. Da die beſſeren Klaſſen wenig Gele-
genheiten haben, ſich fuͤr Geſellſchaften anzu-
kleiden, ſo kleiden ſie ſich hier fuͤr das ganze
Publikum, und ſie ſind ſicher, von ihren
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Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/181>, abgerufen am 16.02.2025.
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