Neue Straße verliert, von daher aber bestän- dig zu dieser Stelle zurückkömmt. Die Nähe jener Straße vermehrt überhaupt die Lebhaf- tigkeit des Platzes Bra, weil die Korsofahrer immer ein Stück desselben berühren; wer in das Theater fährt oder geht, kömmt gewöhn- lich auch über diesen Platz, weil es unmittel- bar an denselben stößt.
Jn der Mitte dieses Platzes steht ein Denkmal, welches die Vereinigung der Adige und Venedigs, mithin die Unterwerfung von Verona an diesen Freystaat, vorstellt, das aber weder ansehnlich genug ist, um diesen Platz zu zieren, noch gut genug gearbeitet, um den Kenner anzulocken und zu fesseln. Als eine Schmeicheley für Venedig ist es zu schwach, als ein Kunstwerk für Verona zu schlecht.
Die Zierde, die das alte Amphitheater die- sem Platze verschafft, muß ein wenig durch Gelehrsamkeit, Einbildungskraft und Liebha- berey heraus gehoben werden, wenn sie nicht
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Neue Straße verliert, von daher aber beſtaͤn- dig zu dieſer Stelle zuruͤckkoͤmmt. Die Naͤhe jener Straße vermehrt uͤberhaupt die Lebhaf- tigkeit des Platzes Bra, weil die Korſofahrer immer ein Stuͤck deſſelben beruͤhren; wer in das Theater faͤhrt oder geht, koͤmmt gewoͤhn- lich auch uͤber dieſen Platz, weil es unmittel- bar an denſelben ſtoͤßt.
Jn der Mitte dieſes Platzes ſteht ein Denkmal, welches die Vereinigung der Adige und Venedigs, mithin die Unterwerfung von Verona an dieſen Freyſtaat, vorſtellt, das aber weder anſehnlich genug iſt, um dieſen Platz zu zieren, noch gut genug gearbeitet, um den Kenner anzulocken und zu feſſeln. Als eine Schmeicheley fuͤr Venedig iſt es zu ſchwach, als ein Kunſtwerk fuͤr Verona zu ſchlecht.
Die Zierde, die das alte Amphitheater die- ſem Platze verſchafft, muß ein wenig durch Gelehrſamkeit, Einbildungskraft und Liebha- berey heraus gehoben werden, wenn ſie nicht
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Neue Straße verliert, von daher aber beſtaͤn-
dig zu dieſer Stelle zuruͤckkoͤmmt. Die Naͤhe
jener Straße vermehrt uͤberhaupt die Lebhaf-
tigkeit des Platzes Bra, weil die Korſofahrer
immer ein Stuͤck deſſelben beruͤhren; wer in
das Theater faͤhrt oder geht, koͤmmt gewoͤhn-
lich auch uͤber dieſen Platz, weil es unmittel-
bar an denſelben ſtoͤßt.
Jn der Mitte dieſes Platzes ſteht ein
Denkmal, welches die Vereinigung der Adige
und Venedigs, mithin die Unterwerfung von
Verona an dieſen Freyſtaat, vorſtellt, das
aber weder anſehnlich genug iſt, um dieſen
Platz zu zieren, noch gut genug gearbeitet,
um den Kenner anzulocken und zu feſſeln.
Als eine Schmeicheley fuͤr Venedig iſt es zu
ſchwach, als ein Kunſtwerk fuͤr Verona zu
ſchlecht.
Die Zierde, die das alte Amphitheater die-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/107>, abgerufen am 16.02.2025.
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