Das hiesige Kollegium der Advokaten grün- det auf diese Jnschrift sein Alterthum und seine Gerechtigkeitsliebe; der Adel sein Ehr- gefühl; die Gelehrten und Künstler ihren schon früh erkannten Eifer für Gelehrsamkeit und Kunst; und alle wiederholen dem Frem- den gern diese kurze Charakteristik ihrer Stadt, die, was wenigstens den letzten Zug derselben betrifft, in der That noch jetzt passend ist. Wie man aber mit dem ersteren das wunder- liche Vorrecht reimen will, das eine benach- barte, noch stehende, oben mit einem Löwen besetzte, Säule hatte, vermöge dessen ein Schuldner, der sie berührte, vor allen Verfol- gungen seiner Gläubiger sicher war, sehe ich nicht wohl ein; und Verona mag sich mit Padua und Neapel, die ähnliche Jnstitute
haben,
*) Gerechtigkeit übt diese Stadt, Nach Ehr' sie groß Gelüsten hat.
Est iusti latrix Urbs haec, et laudis amatrix.*)
Das hieſige Kollegium der Advokaten gruͤn- det auf dieſe Jnſchrift ſein Alterthum und ſeine Gerechtigkeitsliebe; der Adel ſein Ehr- gefuͤhl; die Gelehrten und Kuͤnſtler ihren ſchon fruͤh erkannten Eifer fuͤr Gelehrſamkeit und Kunſt; und alle wiederholen dem Frem- den gern dieſe kurze Charakteriſtik ihrer Stadt, die, was wenigſtens den letzten Zug derſelben betrifft, in der That noch jetzt paſſend iſt. Wie man aber mit dem erſteren das wunder- liche Vorrecht reimen will, das eine benach- barte, noch ſtehende, oben mit einem Loͤwen beſetzte, Saͤule hatte, vermoͤge deſſen ein Schuldner, der ſie beruͤhrte, vor allen Verfol- gungen ſeiner Glaͤubiger ſicher war, ſehe ich nicht wohl ein; und Verona mag ſich mit Padua und Neapel, die aͤhnliche Jnſtitute
haben,
*) Gerechtigkeit übt dieſe Stadt, Nach Ehr’ ſie groß Gelüſten hat.
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Est iusti latrix
Urbs haec, et laudis amatrix. *)
Das hieſige Kollegium der Advokaten gruͤn-
det auf dieſe Jnſchrift ſein Alterthum und
ſeine Gerechtigkeitsliebe; der Adel ſein Ehr-
gefuͤhl; die Gelehrten und Kuͤnſtler ihren
ſchon fruͤh erkannten Eifer fuͤr Gelehrſamkeit
und Kunſt; und alle wiederholen dem Frem-
den gern dieſe kurze Charakteriſtik ihrer Stadt,
die, was wenigſtens den letzten Zug derſelben
betrifft, in der That noch jetzt paſſend iſt.
Wie man aber mit dem erſteren das wunder-
liche Vorrecht reimen will, das eine benach-
barte, noch ſtehende, oben mit einem Loͤwen
beſetzte, Saͤule hatte, vermoͤge deſſen ein
Schuldner, der ſie beruͤhrte, vor allen Verfol-
gungen ſeiner Glaͤubiger ſicher war, ſehe ich
nicht wohl ein; und Verona mag ſich mit
Padua und Neapel, die aͤhnliche Jnſtitute
haben,
*) Gerechtigkeit übt dieſe Stadt,
Nach Ehr’ ſie groß Gelüſten hat.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/104>, abgerufen am 16.02.2025.
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