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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Damen beklagten sich über die lächerlichsten Lappalien, die sie entbehren mußten. Der einen fehlte ein Saffiankissen, und die andere war in Verzweiflung, daß sie ihren Beichtvater und ihren Canarienvogel nicht bei sich habe; eine gutmüthig aussehende dicke Vicomtesse war trostlos, daß ihr Lieferant von Poudre a la Marechale und Odeurs dem execrablen Dumoulins Zimmer vermiethet habe, und daß sie nun, wenn sie nach einigen Wochen im Gefolge der Armee nach Paris heimkehre, ohne ihr bewährtes Arom sein werde. Nur einige wenige Männer waren da, auf deren Gesichtern der Schatten einer ernsten Trauer lagerte, und auf sie und auf Artois heftete Leonore ihre Blicke, um nicht aus ihren Himmeln zu fallen. Sie ahnte es nicht, wie viel noch in diesem emigrirten Grafen von dem Prinzen von Frankreich steckte, der unter anderen Streichen vor nicht langer Zeit die "Salzmagazine des Königs" hatte öffnen lassen, um mitten im Sommer sich das Vergnügen einer künstlichen Schlittenbahn zu machen, die von Marly bis nach Rambouillet reichte!

Der Graf hob die Tafel auf. Leonore wurde immer unruhiger, weil ihr Bruder nicht kam. Ihre Frage nach ihm schnitt Artois ab, indem er ihr den Arm bot, um sie in den Hof zu führen, wo ein paar angespannte Wagen hielten. Man wollte mit einer Spazierfahrt ins Gebirge die Stunden bis zum Diner am späten Abend hinbringen.

Aber ich darf mich nicht entfernen. Jeden Au-

Damen beklagten sich über die lächerlichsten Lappalien, die sie entbehren mußten. Der einen fehlte ein Saffiankissen, und die andere war in Verzweiflung, daß sie ihren Beichtvater und ihren Canarienvogel nicht bei sich habe; eine gutmüthig aussehende dicke Vicomtesse war trostlos, daß ihr Lieferant von Poudre à la Maréchale und Odeurs dem exécrablen Dumoulins Zimmer vermiethet habe, und daß sie nun, wenn sie nach einigen Wochen im Gefolge der Armee nach Paris heimkehre, ohne ihr bewährtes Arom sein werde. Nur einige wenige Männer waren da, auf deren Gesichtern der Schatten einer ernsten Trauer lagerte, und auf sie und auf Artois heftete Leonore ihre Blicke, um nicht aus ihren Himmeln zu fallen. Sie ahnte es nicht, wie viel noch in diesem emigrirten Grafen von dem Prinzen von Frankreich steckte, der unter anderen Streichen vor nicht langer Zeit die „Salzmagazine des Königs“ hatte öffnen lassen, um mitten im Sommer sich das Vergnügen einer künstlichen Schlittenbahn zu machen, die von Marly bis nach Rambouillet reichte!

Der Graf hob die Tafel auf. Leonore wurde immer unruhiger, weil ihr Bruder nicht kam. Ihre Frage nach ihm schnitt Artois ab, indem er ihr den Arm bot, um sie in den Hof zu führen, wo ein paar angespannte Wagen hielten. Man wollte mit einer Spazierfahrt ins Gebirge die Stunden bis zum Diner am späten Abend hinbringen.

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[0095] Damen beklagten sich über die lächerlichsten Lappalien, die sie entbehren mußten. Der einen fehlte ein Saffiankissen, und die andere war in Verzweiflung, daß sie ihren Beichtvater und ihren Canarienvogel nicht bei sich habe; eine gutmüthig aussehende dicke Vicomtesse war trostlos, daß ihr Lieferant von Poudre à la Maréchale und Odeurs dem exécrablen Dumoulins Zimmer vermiethet habe, und daß sie nun, wenn sie nach einigen Wochen im Gefolge der Armee nach Paris heimkehre, ohne ihr bewährtes Arom sein werde. Nur einige wenige Männer waren da, auf deren Gesichtern der Schatten einer ernsten Trauer lagerte, und auf sie und auf Artois heftete Leonore ihre Blicke, um nicht aus ihren Himmeln zu fallen. Sie ahnte es nicht, wie viel noch in diesem emigrirten Grafen von dem Prinzen von Frankreich steckte, der unter anderen Streichen vor nicht langer Zeit die „Salzmagazine des Königs“ hatte öffnen lassen, um mitten im Sommer sich das Vergnügen einer künstlichen Schlittenbahn zu machen, die von Marly bis nach Rambouillet reichte! Der Graf hob die Tafel auf. Leonore wurde immer unruhiger, weil ihr Bruder nicht kam. Ihre Frage nach ihm schnitt Artois ab, indem er ihr den Arm bot, um sie in den Hof zu führen, wo ein paar angespannte Wagen hielten. Man wollte mit einer Spazierfahrt ins Gebirge die Stunden bis zum Diner am späten Abend hinbringen. Aber ich darf mich nicht entfernen. Jeden Au-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:53:40Z)

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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/95>, abgerufen am 24.11.2024.