Schuchardt, Hugo: Ueber die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker. Berlin, 1885.der Einwirkung begrifflicher Associationen. Von diesen Die Frage nach der äusseren Beziehung, der Einwirkung begrifflicher Associationen. Von diesen Die Frage nach der äusseren Beziehung, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="4"/> der Einwirkung begrifflicher Associationen. Von diesen<lb/> drei Factoren erheischt der erste für unseren Zweck<lb/> keine nähere Prüfung, der zweite wird eine solche<lb/> gelegentlich der örtlichen Begrenztheit finden, der<lb/> dritte sofort. Er steht im Vordergrund der jung-<lb/> grammatischen Ausführungen, man bringt ihn geradezu<lb/> in Antithese zu der lautlichen Gesetzmässigkeit, als<lb/> den „psychologischen" zum „physiologischen“ Factor.</p><lb/> <p>Die Frage nach der <hi rendition="#g">äusseren Beziehung</hi>,<lb/> dem Rangverhältniss der beiden Factoren zueinander<lb/> hat schon <hi rendition="#g">Tobler<hi rendition="#sub">2</hi></hi> aufgeworfen und die Schwierig-<lb/> keiten der Beantwortung mit feinstem Verständniss<lb/> dargethan. Es besteht zunächst die Möglichkeit der<lb/> Unterordnung: der eine Factor ist der constitutive<lb/> oder normale, der andere der störende oder anomale.<lb/> Man hat dann als den letzteren den psychologischen<lb/> gedacht. Allein wenn man sich hierbei auf den äusseren<lb/> Anschein beruft, so frägt es sich ob nicht Fälle nach-<lb/> zuweisen sind — <hi rendition="#g">Tobler<hi rendition="#sub">2</hi></hi> weiss Nichts davon — in<lb/> denen grosse analogische Gruppen durch vereinzelte<lb/> Wirkungen von Lautgesetzen beeinträchtigt erscheinen.<lb/> Im Spanischen und Portugiesischen gehen sämmtliche<lb/> alten Participien auf -<hi rendition="#i">udo</hi> jetzt auf -<hi rendition="#i">ido</hi> aus; konnte<lb/> nicht eines oder das andere aus rein lautlichem Grunde<lb/> bleiben, etwa <hi rendition="#i">sabudo</hi> wegen des dem <hi rendition="#i">u</hi> verwandten <hi rendition="#i">b</hi>?<lb/> Und haben nicht vielleicht wirklich solche „mecha-<lb/> nischen“ Ursachen im Verlauf dieses Processes einen<lb/> retardirenden Einfluss geübt? Zu dergleichen beson-<lb/> deren Betrachtungen tritt nun noch das allgemeine<lb/> Bedenken den Eingriff einer Art Caprice in eine feste<lb/> Ordnung zuzugeben, und so werden wir von allen<lb/> Seiten zu der Erkenntniss gedrängt dass Gesetzmässig-<lb/> keit dem psychologischen wie dem physiologischen<lb/><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0016]
der Einwirkung begrifflicher Associationen. Von diesen
drei Factoren erheischt der erste für unseren Zweck
keine nähere Prüfung, der zweite wird eine solche
gelegentlich der örtlichen Begrenztheit finden, der
dritte sofort. Er steht im Vordergrund der jung-
grammatischen Ausführungen, man bringt ihn geradezu
in Antithese zu der lautlichen Gesetzmässigkeit, als
den „psychologischen" zum „physiologischen“ Factor.
Die Frage nach der äusseren Beziehung,
dem Rangverhältniss der beiden Factoren zueinander
hat schon Tobler2 aufgeworfen und die Schwierig-
keiten der Beantwortung mit feinstem Verständniss
dargethan. Es besteht zunächst die Möglichkeit der
Unterordnung: der eine Factor ist der constitutive
oder normale, der andere der störende oder anomale.
Man hat dann als den letzteren den psychologischen
gedacht. Allein wenn man sich hierbei auf den äusseren
Anschein beruft, so frägt es sich ob nicht Fälle nach-
zuweisen sind — Tobler2 weiss Nichts davon — in
denen grosse analogische Gruppen durch vereinzelte
Wirkungen von Lautgesetzen beeinträchtigt erscheinen.
Im Spanischen und Portugiesischen gehen sämmtliche
alten Participien auf -udo jetzt auf -ido aus; konnte
nicht eines oder das andere aus rein lautlichem Grunde
bleiben, etwa sabudo wegen des dem u verwandten b?
Und haben nicht vielleicht wirklich solche „mecha-
nischen“ Ursachen im Verlauf dieses Processes einen
retardirenden Einfluss geübt? Zu dergleichen beson-
deren Betrachtungen tritt nun noch das allgemeine
Bedenken den Eingriff einer Art Caprice in eine feste
Ordnung zuzugeben, und so werden wir von allen
Seiten zu der Erkenntniss gedrängt dass Gesetzmässig-
keit dem psychologischen wie dem physiologischen
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