Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Reichtum, nur ein Mädel mit einer Million, einer einzigen kleinen Million. Herr Gott, wär' das ein Leben mit einer Schwiegertochter, die die Hypothekarschulden von Radin zurückzahlen könnte."

Annie senkte den Kopf, die Million, die der alte Herr sich zu seiner Schwiegertochter wünschte, besaß sie entschieden nicht, und sie kam sich wie eine Verbrecherin vor, weil sie Zdenko daran hinderte, sich zu einer Millionenbraut zu entschließen.

"Und der Zdenko, der so ein riesiges Glück hat bei allen Frauen," fuhr der Graf fort, "wenn er sie nur zweimal anschaut, sind sie weg, und er kann mir die Freud' nicht machen."

"Aber warum muß es denn gerade Zdenko sein, der dir die Freude machen soll? Konrad könnte es ja ebensogut besorgen!" rief Annie mit einer Lebhaftigkeit, die jeden unbefangeneren Zuhörer als den Grafen stutzig gemacht hätte.

"Ach, Konrad, Konrad! Der hat nicht das Zeug dazu wie Zdenko, der verdreht nun einmal nicht jeder, die ihm in den Weg läuft, den Kopf, drum ist er auch an der einen, die ihm weis gemacht hat, daß sie ihn anbetet, picken geblieben, wie die Fliege am Vogelleim. Mein Gott, der soll machen, was er will. Wenn der gar nicht heiratet, so fällt das Majorat an Zdenko, und da ist es gut aufgehoben. Nur ein bißchen Geld, Geld!"

Reichtum, nur ein Mädel mit einer Million, einer einzigen kleinen Million. Herr Gott, wär’ das ein Leben mit einer Schwiegertochter, die die Hypothekarschulden von Radin zurückzahlen könnte.“

Annie senkte den Kopf, die Million, die der alte Herr sich zu seiner Schwiegertochter wünschte, besaß sie entschieden nicht, und sie kam sich wie eine Verbrecherin vor, weil sie Zdenko daran hinderte, sich zu einer Millionenbraut zu entschließen.

„Und der Zdenko, der so ein riesiges Glück hat bei allen Frauen,“ fuhr der Graf fort, „wenn er sie nur zweimal anschaut, sind sie weg, und er kann mir die Freud’ nicht machen.“

„Aber warum muß es denn gerade Zdenko sein, der dir die Freude machen soll? Konrad könnte es ja ebensogut besorgen!“ rief Annie mit einer Lebhaftigkeit, die jeden unbefangeneren Zuhörer als den Grafen stutzig gemacht hätte.

„Ach, Konrad, Konrad! Der hat nicht das Zeug dazu wie Zdenko, der verdreht nun einmal nicht jeder, die ihm in den Weg läuft, den Kopf, drum ist er auch an der einen, die ihm weis gemacht hat, daß sie ihn anbetet, picken geblieben, wie die Fliege am Vogelleim. Mein Gott, der soll machen, was er will. Wenn der gar nicht heiratet, so fällt das Majorat an Zdenko, und da ist es gut aufgehoben. Nur ein bißchen Geld, Geld!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0078" n="78"/>
Reichtum, nur ein Mädel mit einer Million, einer einzigen kleinen Million. Herr Gott, wär&#x2019; das ein Leben mit einer Schwiegertochter, die die Hypothekarschulden von Radin zurückzahlen könnte.&#x201C;</p>
        <p>Annie senkte den Kopf, die Million, die der alte Herr sich zu seiner Schwiegertochter wünschte, besaß sie entschieden nicht, und sie kam sich wie eine Verbrecherin vor, weil sie Zdenko daran hinderte, sich zu einer Millionenbraut zu entschließen.</p>
        <p>&#x201E;Und der Zdenko, der so ein riesiges Glück hat bei allen Frauen,&#x201C; fuhr der Graf fort, &#x201E;wenn er sie nur zweimal anschaut, sind sie weg, und er kann mir die Freud&#x2019; nicht machen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Aber warum muß es denn gerade Zdenko sein, der dir die Freude machen soll? Konrad könnte es ja ebensogut besorgen!&#x201C; rief Annie mit einer Lebhaftigkeit, die jeden unbefangeneren Zuhörer als den Grafen stutzig gemacht hätte.</p>
        <p>&#x201E;Ach, Konrad, Konrad! Der hat nicht das Zeug dazu wie Zdenko, der verdreht nun einmal nicht jeder, die ihm in den Weg läuft, den Kopf, drum ist er auch an der einen, die ihm weis gemacht hat, daß sie ihn anbetet, picken geblieben, wie die Fliege am Vogelleim. Mein Gott, der soll machen, was er will. Wenn der gar nicht heiratet, so fällt das Majorat an Zdenko, und da ist es gut aufgehoben. Nur ein bißchen Geld, Geld!&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0078] Reichtum, nur ein Mädel mit einer Million, einer einzigen kleinen Million. Herr Gott, wär’ das ein Leben mit einer Schwiegertochter, die die Hypothekarschulden von Radin zurückzahlen könnte.“ Annie senkte den Kopf, die Million, die der alte Herr sich zu seiner Schwiegertochter wünschte, besaß sie entschieden nicht, und sie kam sich wie eine Verbrecherin vor, weil sie Zdenko daran hinderte, sich zu einer Millionenbraut zu entschließen. „Und der Zdenko, der so ein riesiges Glück hat bei allen Frauen,“ fuhr der Graf fort, „wenn er sie nur zweimal anschaut, sind sie weg, und er kann mir die Freud’ nicht machen.“ „Aber warum muß es denn gerade Zdenko sein, der dir die Freude machen soll? Konrad könnte es ja ebensogut besorgen!“ rief Annie mit einer Lebhaftigkeit, die jeden unbefangeneren Zuhörer als den Grafen stutzig gemacht hätte. „Ach, Konrad, Konrad! Der hat nicht das Zeug dazu wie Zdenko, der verdreht nun einmal nicht jeder, die ihm in den Weg läuft, den Kopf, drum ist er auch an der einen, die ihm weis gemacht hat, daß sie ihn anbetet, picken geblieben, wie die Fliege am Vogelleim. Mein Gott, der soll machen, was er will. Wenn der gar nicht heiratet, so fällt das Majorat an Zdenko, und da ist es gut aufgehoben. Nur ein bißchen Geld, Geld!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/78
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/78>, abgerufen am 23.11.2024.