Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899."Was denn?" "Schwarzen Kaffee, starken, schwarzen Kaffee; ich werde Sie gar nicht belästigen, ich will mir ihn selber brauen." Er erhob sich, der Oberst hielt ihn am Handgelenk fest. "Gehen Sie mir zum Teufel mit Ihrem schwarzen Kaffee!" rief er, "um zehn Uhr in der Nacht." "Aber ich will, ich muß ... Schließlich bin ich ein erwachsener, zurechnungsfähiger Mensch, der vorläufig zum wenigsten noch nicht unter ärztlicher Kuratel steht." Er starrte den alten Freund an, als wolle er ihm an die Kehle springen. Der Oberst dachte bei sich, daß es eigentlich recht gut wäre, ihn unter vernünftige ärztliche Vormundschaft zu stellen, ins Gesicht sagte er ihm das jedoch nicht, sondern nur: "Swoyschin, wenn Sie sich vor dem Einschlafen fürchten, so will ich recht gern die Nacht mit Ihnen wachbleiben. Ich will Sie auch für morgen Ihres Dienstes entbinden, damit Sie bei Tag ausschlafen können. Spielen Sie eine Partie Schach mit mir. Wenn Sie das zu sehr anstrengt, so spielen wir Trick-Track oder bauen Kartenhäuser zusammen, mir ist's einerlei, aber den schwarzen Kaffee trinken Sie nicht." So spielten sie denn Trick-Track miteinander, eine Partie nach der andern, bis gegen Mitternacht. „Was denn?“ „Schwarzen Kaffee, starken, schwarzen Kaffee; ich werde Sie gar nicht belästigen, ich will mir ihn selber brauen.“ Er erhob sich, der Oberst hielt ihn am Handgelenk fest. „Gehen Sie mir zum Teufel mit Ihrem schwarzen Kaffee!“ rief er, „um zehn Uhr in der Nacht.“ „Aber ich will, ich muß … Schließlich bin ich ein erwachsener, zurechnungsfähiger Mensch, der vorläufig zum wenigsten noch nicht unter ärztlicher Kuratel steht.“ Er starrte den alten Freund an, als wolle er ihm an die Kehle springen. Der Oberst dachte bei sich, daß es eigentlich recht gut wäre, ihn unter vernünftige ärztliche Vormundschaft zu stellen, ins Gesicht sagte er ihm das jedoch nicht, sondern nur: „Swoyschin, wenn Sie sich vor dem Einschlafen fürchten, so will ich recht gern die Nacht mit Ihnen wachbleiben. Ich will Sie auch für morgen Ihres Dienstes entbinden, damit Sie bei Tag ausschlafen können. Spielen Sie eine Partie Schach mit mir. Wenn Sie das zu sehr anstrengt, so spielen wir Trick-Track oder bauen Kartenhäuser zusammen, mir ist’s einerlei, aber den schwarzen Kaffee trinken Sie nicht.“ So spielten sie denn Trick-Track miteinander, eine Partie nach der andern, bis gegen Mitternacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0067" n="67"/> <p>„Was denn?“</p> <p>„Schwarzen Kaffee, starken, schwarzen Kaffee; ich werde Sie gar nicht belästigen, ich will mir ihn selber brauen.“</p> <p>Er erhob sich, der Oberst hielt ihn am Handgelenk fest. „Gehen Sie mir zum Teufel mit Ihrem schwarzen Kaffee!“ rief er, „um zehn Uhr in der Nacht.“</p> <p>„Aber ich will, ich muß … Schließlich bin ich ein erwachsener, zurechnungsfähiger Mensch, der vorläufig zum wenigsten noch nicht unter ärztlicher Kuratel steht.“ Er starrte den alten Freund an, als wolle er ihm an die Kehle springen.</p> <p>Der Oberst dachte bei sich, daß es eigentlich recht gut wäre, ihn unter vernünftige ärztliche Vormundschaft zu stellen, ins Gesicht sagte er ihm das jedoch nicht, sondern nur: „Swoyschin, wenn Sie sich vor dem Einschlafen fürchten, so will ich recht gern die Nacht mit Ihnen wachbleiben. Ich will Sie auch für morgen Ihres Dienstes entbinden, damit Sie bei Tag ausschlafen können. Spielen Sie eine Partie Schach mit mir. Wenn Sie das zu sehr anstrengt, so spielen wir Trick-Track oder bauen Kartenhäuser zusammen, mir ist’s einerlei, aber den schwarzen Kaffee trinken Sie nicht.“</p> <p>So spielten sie denn Trick-Track miteinander, eine Partie nach der andern, bis gegen Mitternacht.</p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0067]
„Was denn?“
„Schwarzen Kaffee, starken, schwarzen Kaffee; ich werde Sie gar nicht belästigen, ich will mir ihn selber brauen.“
Er erhob sich, der Oberst hielt ihn am Handgelenk fest. „Gehen Sie mir zum Teufel mit Ihrem schwarzen Kaffee!“ rief er, „um zehn Uhr in der Nacht.“
„Aber ich will, ich muß … Schließlich bin ich ein erwachsener, zurechnungsfähiger Mensch, der vorläufig zum wenigsten noch nicht unter ärztlicher Kuratel steht.“ Er starrte den alten Freund an, als wolle er ihm an die Kehle springen.
Der Oberst dachte bei sich, daß es eigentlich recht gut wäre, ihn unter vernünftige ärztliche Vormundschaft zu stellen, ins Gesicht sagte er ihm das jedoch nicht, sondern nur: „Swoyschin, wenn Sie sich vor dem Einschlafen fürchten, so will ich recht gern die Nacht mit Ihnen wachbleiben. Ich will Sie auch für morgen Ihres Dienstes entbinden, damit Sie bei Tag ausschlafen können. Spielen Sie eine Partie Schach mit mir. Wenn Sie das zu sehr anstrengt, so spielen wir Trick-Track oder bauen Kartenhäuser zusammen, mir ist’s einerlei, aber den schwarzen Kaffee trinken Sie nicht.“
So spielten sie denn Trick-Track miteinander, eine Partie nach der andern, bis gegen Mitternacht.
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Zitationshilfe: | Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/67>, abgerufen am 22.07.2024. |