Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899."Auf das Wohl der jungen Frau!" rief der Feldmarschalllieutenant. "Herzlichen Dank," entgegnete Swoyschin und hielt sein Glas hin. Mit einemmal wurde er aschfahl, das Glas fiel ihm aus der Hand und zerschellte in tausend Splitter. Er sprang auf. "Wer ist das?" rief er, auf einen bestimmten Punkt hindeutend. "Fort! hinaus!" Da plötzlich wurde es stockfinster, und durch die Finsternis antwortete das Echo in dem großen, kahlen Zimmer: "Fort! hinaus!" Baron Stahl fühlte seine schwere, kalte Hand auf seinem Arm, die sich wie in Todesangst an ihn klammerte, die Hand Swoyschins. Die Finsternis war dicht und drückend, nur ein schmaler Streifen Mondlicht zog sich, durch die geschlossenen Fensterläden dringend, über das Parkett. Bärenburg war der erste, welcher sich zurechtfand. Er tastete nach der Kerze, welche den Freunden zum Anzünden ihrer Cigaretten gedient hatte und zugleich mit der elektrischen Beleuchtung ausgegangen war, und zündete sie mittels der Zündhölzer, die er bei sich hatte, an. Die Flamme malte eine kleinwinzige Lichtinsel in die Dunkelheit des großen Zimmers, aber wenigstens genügte das bißchen Helligkeit, die Stelle zu finden, wo die Schelle „Auf das Wohl der jungen Frau!“ rief der Feldmarschalllieutenant. „Herzlichen Dank,“ entgegnete Swoyschin und hielt sein Glas hin. Mit einemmal wurde er aschfahl, das Glas fiel ihm aus der Hand und zerschellte in tausend Splitter. Er sprang auf. „Wer ist das?“ rief er, auf einen bestimmten Punkt hindeutend. „Fort! hinaus!“ Da plötzlich wurde es stockfinster, und durch die Finsternis antwortete das Echo in dem großen, kahlen Zimmer: „Fort! hinaus!“ Baron Stahl fühlte seine schwere, kalte Hand auf seinem Arm, die sich wie in Todesangst an ihn klammerte, die Hand Swoyschins. Die Finsternis war dicht und drückend, nur ein schmaler Streifen Mondlicht zog sich, durch die geschlossenen Fensterläden dringend, über das Parkett. Bärenburg war der erste, welcher sich zurechtfand. Er tastete nach der Kerze, welche den Freunden zum Anzünden ihrer Cigaretten gedient hatte und zugleich mit der elektrischen Beleuchtung ausgegangen war, und zündete sie mittels der Zündhölzer, die er bei sich hatte, an. Die Flamme malte eine kleinwinzige Lichtinsel in die Dunkelheit des großen Zimmers, aber wenigstens genügte das bißchen Helligkeit, die Stelle zu finden, wo die Schelle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0151" n="151"/> <p>„Auf das Wohl der jungen Frau!“ rief der Feldmarschalllieutenant.</p> <p>„Herzlichen Dank,“ entgegnete Swoyschin und hielt sein Glas hin. Mit einemmal wurde er aschfahl, das Glas fiel ihm aus der Hand und zerschellte in tausend Splitter. Er sprang auf. „Wer ist das?“ rief er, auf einen bestimmten Punkt hindeutend. „Fort! hinaus!“</p> <p>Da plötzlich wurde es stockfinster, und durch die Finsternis antwortete das Echo in dem großen, kahlen Zimmer: „Fort! hinaus!“</p> <p>Baron Stahl fühlte seine schwere, kalte Hand auf seinem Arm, die sich wie in Todesangst an ihn klammerte, die Hand Swoyschins.</p> <p>Die Finsternis war dicht und drückend, nur ein schmaler Streifen Mondlicht zog sich, durch die geschlossenen Fensterläden dringend, über das Parkett.</p> <p>Bärenburg war der erste, welcher sich zurechtfand. Er tastete nach der Kerze, welche den Freunden zum Anzünden ihrer Cigaretten gedient hatte und zugleich mit der elektrischen Beleuchtung ausgegangen war, und zündete sie mittels der Zündhölzer, die er bei sich hatte, an. Die Flamme malte eine kleinwinzige Lichtinsel in die Dunkelheit des großen Zimmers, aber wenigstens genügte das bißchen Helligkeit, die Stelle zu finden, wo die Schelle </p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0151]
„Auf das Wohl der jungen Frau!“ rief der Feldmarschalllieutenant.
„Herzlichen Dank,“ entgegnete Swoyschin und hielt sein Glas hin. Mit einemmal wurde er aschfahl, das Glas fiel ihm aus der Hand und zerschellte in tausend Splitter. Er sprang auf. „Wer ist das?“ rief er, auf einen bestimmten Punkt hindeutend. „Fort! hinaus!“
Da plötzlich wurde es stockfinster, und durch die Finsternis antwortete das Echo in dem großen, kahlen Zimmer: „Fort! hinaus!“
Baron Stahl fühlte seine schwere, kalte Hand auf seinem Arm, die sich wie in Todesangst an ihn klammerte, die Hand Swoyschins.
Die Finsternis war dicht und drückend, nur ein schmaler Streifen Mondlicht zog sich, durch die geschlossenen Fensterläden dringend, über das Parkett.
Bärenburg war der erste, welcher sich zurechtfand. Er tastete nach der Kerze, welche den Freunden zum Anzünden ihrer Cigaretten gedient hatte und zugleich mit der elektrischen Beleuchtung ausgegangen war, und zündete sie mittels der Zündhölzer, die er bei sich hatte, an. Die Flamme malte eine kleinwinzige Lichtinsel in die Dunkelheit des großen Zimmers, aber wenigstens genügte das bißchen Helligkeit, die Stelle zu finden, wo die Schelle
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Zitationshilfe: | Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/151>, abgerufen am 16.02.2025. |