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Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.

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des Hauses bilden, so möcht' ich wohl wissen, wer sie ausmacht?" fragte Swoyschin.

"Ach, wie soll ich das sagen," meinte Bärenburg. "Die Hauptsache ... die Hauptsache ist das Haus selbst, die Art, wie es geführt wird, die Luft, die man darin atmet, die Umgebung. Jetzt hat sich übrigens noch ein ganz besonderer Magnet dort festgesiedelt, eine Verwandte der Zells, die schöne Gina Ginori!"

"So? Es soll ein interessantes Mädchen sein," bemerkte Oberlieutenant von Zewusky, ein Pole, der es auf eine gute Partie abgesehen hatte.

"Ja, interessant ist die schöne Gina, aber unheimlich," erklärte Bärenburg.

"Wieso unheimlich?" fragte einer von jenen, die nicht eingeladen gewesen waren.

"Ach, sie hat so Zustände!" Bärenburg, der für gewöhnlich durch seine gesunden Nerven gegen alle Unheimlichkeiten der Welt gefeit war, schüttelte sich ein wenig.

"Was für Zustände?" fragte man.

"Ach, sie soll manchmal plötzlich zum Scheintod erstarren. Wenn sie dann erwacht, erzählt sie die sonderbarsten Dinge, die sich, wer weiß wo, zugetragen haben an Orten, von denen sie unmöglich eine Nachricht erreicht haben konnte. Es scheint, daß, solang der kataleptisch-hysterisch-magnetisch-mysterische Schlaf

des Hauses bilden, so möcht’ ich wohl wissen, wer sie ausmacht?“ fragte Swoyschin.

„Ach, wie soll ich das sagen,“ meinte Bärenburg. „Die Hauptsache … die Hauptsache ist das Haus selbst, die Art, wie es geführt wird, die Luft, die man darin atmet, die Umgebung. Jetzt hat sich übrigens noch ein ganz besonderer Magnet dort festgesiedelt, eine Verwandte der Zells, die schöne Gina Ginori!“

„So? Es soll ein interessantes Mädchen sein,“ bemerkte Oberlieutenant von Zewusky, ein Pole, der es auf eine gute Partie abgesehen hatte.

„Ja, interessant ist die schöne Gina, aber unheimlich,“ erklärte Bärenburg.

„Wieso unheimlich?“ fragte einer von jenen, die nicht eingeladen gewesen waren.

„Ach, sie hat so Zustände!“ Bärenburg, der für gewöhnlich durch seine gesunden Nerven gegen alle Unheimlichkeiten der Welt gefeit war, schüttelte sich ein wenig.

„Was für Zustände?“ fragte man.

„Ach, sie soll manchmal plötzlich zum Scheintod erstarren. Wenn sie dann erwacht, erzählt sie die sonderbarsten Dinge, die sich, wer weiß wo, zugetragen haben an Orten, von denen sie unmöglich eine Nachricht erreicht haben konnte. Es scheint, daß, solang der kataleptisch-hysterisch-magnetisch-mysterische Schlaf

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[96/0097] des Hauses bilden, so möcht’ ich wohl wissen, wer sie ausmacht?“ fragte Swoyschin. „Ach, wie soll ich das sagen,“ meinte Bärenburg. „Die Hauptsache … die Hauptsache ist das Haus selbst, die Art, wie es geführt wird, die Luft, die man darin atmet, die Umgebung. Jetzt hat sich übrigens noch ein ganz besonderer Magnet dort festgesiedelt, eine Verwandte der Zells, die schöne Gina Ginori!“ „So? Es soll ein interessantes Mädchen sein,“ bemerkte Oberlieutenant von Zewusky, ein Pole, der es auf eine gute Partie abgesehen hatte. „Ja, interessant ist die schöne Gina, aber unheimlich,“ erklärte Bärenburg. „Wieso unheimlich?“ fragte einer von jenen, die nicht eingeladen gewesen waren. „Ach, sie hat so Zustände!“ Bärenburg, der für gewöhnlich durch seine gesunden Nerven gegen alle Unheimlichkeiten der Welt gefeit war, schüttelte sich ein wenig. „Was für Zustände?“ fragte man. „Ach, sie soll manchmal plötzlich zum Scheintod erstarren. Wenn sie dann erwacht, erzählt sie die sonderbarsten Dinge, die sich, wer weiß wo, zugetragen haben an Orten, von denen sie unmöglich eine Nachricht erreicht haben konnte. Es scheint, daß, solang der kataleptisch-hysterisch-magnetisch-mysterische Schlaf

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Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/97>, abgerufen am 19.05.2024.