Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

- verzeihen Sie, Herr Oberst - ich sagte ja. So einen armen Hascher stößt man doch nicht vor den Kopf!"

"Natürlich," erwiderte der Oberst, "Sie haben ganz recht gethan, Swoyschin." Er war sehr gutmütig, der Oberst von Stahl, und ein Gentleman vom Scheitel bis zur Zehe. Aber sehr schlau war er nicht.

Bärenburg kratzte sich ein wenig an seinem kleinen, eng am Kopf anliegenden Ohr. "Hm, Zdenko, siehst du die Swoboda so oft, daß du von ihr in ihren häuslichen Angelegenheiten zu Rate gezogen wirst?"

Swoyschin runzelte ungeduldig die Stirn. "Ich musiziere manchmal mit ihr, sie spielt wunderhübsch Klavier."

"Ach, meine Begleitung genügt Ihnen nicht mehr, Swoyschin!" beklagte sich gutmütig der Oberst. "Sie hatten Angst, mich zu kränken, darum beichteten Sie mir nie, wo Sie Ihre Zeit außer dem Hause verbrachten. Na, mir ist's lieber so. Ich hatte Ihnen schon allerhand Schwerenötereien zugemutet. Die kleine Swoboda wird Ihnen nicht gefährlich werden."

"Das glaube ich auch," erklärte mit etwas feierlicher Betonung Bärenburg, dabei suchte er den Blick des Obersten, ohne ihn jedoch finden zu können. Der Oberst sah gerade aus dem Fenster und ärgerte sich über ein Dragonerpferd, das vorübergeführt wurde

– verzeihen Sie, Herr Oberst – ich sagte ja. So einen armen Hascher stößt man doch nicht vor den Kopf!“

„Natürlich,“ erwiderte der Oberst, „Sie haben ganz recht gethan, Swoyschin.“ Er war sehr gutmütig, der Oberst von Stahl, und ein Gentleman vom Scheitel bis zur Zehe. Aber sehr schlau war er nicht.

Bärenburg kratzte sich ein wenig an seinem kleinen, eng am Kopf anliegenden Ohr. „Hm, Zdenko, siehst du die Swoboda so oft, daß du von ihr in ihren häuslichen Angelegenheiten zu Rate gezogen wirst?“

Swoyschin runzelte ungeduldig die Stirn. „Ich musiziere manchmal mit ihr, sie spielt wunderhübsch Klavier.“

„Ach, meine Begleitung genügt Ihnen nicht mehr, Swoyschin!“ beklagte sich gutmütig der Oberst. „Sie hatten Angst, mich zu kränken, darum beichteten Sie mir nie, wo Sie Ihre Zeit außer dem Hause verbrachten. Na, mir ist’s lieber so. Ich hatte Ihnen schon allerhand Schwerenötereien zugemutet. Die kleine Swoboda wird Ihnen nicht gefährlich werden.“

„Das glaube ich auch,“ erklärte mit etwas feierlicher Betonung Bärenburg, dabei suchte er den Blick des Obersten, ohne ihn jedoch finden zu können. Der Oberst sah gerade aus dem Fenster und ärgerte sich über ein Dragonerpferd, das vorübergeführt wurde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="40"/>
&#x2013; verzeihen Sie, Herr Oberst &#x2013; ich sagte ja. So einen armen Hascher stößt man doch nicht vor den Kopf!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Natürlich,&#x201C; erwiderte der Oberst, &#x201E;Sie haben ganz recht gethan, Swoyschin.&#x201C; Er war sehr gutmütig, der Oberst von Stahl, und ein Gentleman vom Scheitel bis zur Zehe. Aber sehr schlau war er nicht.</p>
        <p>Bärenburg kratzte sich ein wenig an seinem kleinen, eng am Kopf anliegenden Ohr. &#x201E;Hm, Zdenko, siehst du die Swoboda so oft, daß du von ihr in ihren häuslichen Angelegenheiten zu Rate gezogen wirst?&#x201C;</p>
        <p>Swoyschin runzelte ungeduldig die Stirn. &#x201E;Ich musiziere manchmal mit ihr, sie spielt wunderhübsch Klavier.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ach, meine Begleitung genügt Ihnen nicht mehr, Swoyschin!&#x201C; beklagte sich gutmütig der Oberst. &#x201E;Sie hatten Angst, mich zu kränken, darum beichteten Sie mir nie, wo Sie Ihre Zeit außer dem Hause verbrachten. Na, mir ist&#x2019;s lieber so. Ich hatte Ihnen schon allerhand Schwerenötereien zugemutet. Die kleine Swoboda wird Ihnen nicht gefährlich werden.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Das glaube ich auch,&#x201C; erklärte mit etwas feierlicher Betonung Bärenburg, dabei suchte er den Blick des Obersten, ohne ihn jedoch finden zu können. Der Oberst sah gerade aus dem Fenster und ärgerte sich über ein Dragonerpferd, das vorübergeführt wurde
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0041] – verzeihen Sie, Herr Oberst – ich sagte ja. So einen armen Hascher stößt man doch nicht vor den Kopf!“ „Natürlich,“ erwiderte der Oberst, „Sie haben ganz recht gethan, Swoyschin.“ Er war sehr gutmütig, der Oberst von Stahl, und ein Gentleman vom Scheitel bis zur Zehe. Aber sehr schlau war er nicht. Bärenburg kratzte sich ein wenig an seinem kleinen, eng am Kopf anliegenden Ohr. „Hm, Zdenko, siehst du die Swoboda so oft, daß du von ihr in ihren häuslichen Angelegenheiten zu Rate gezogen wirst?“ Swoyschin runzelte ungeduldig die Stirn. „Ich musiziere manchmal mit ihr, sie spielt wunderhübsch Klavier.“ „Ach, meine Begleitung genügt Ihnen nicht mehr, Swoyschin!“ beklagte sich gutmütig der Oberst. „Sie hatten Angst, mich zu kränken, darum beichteten Sie mir nie, wo Sie Ihre Zeit außer dem Hause verbrachten. Na, mir ist’s lieber so. Ich hatte Ihnen schon allerhand Schwerenötereien zugemutet. Die kleine Swoboda wird Ihnen nicht gefährlich werden.“ „Das glaube ich auch,“ erklärte mit etwas feierlicher Betonung Bärenburg, dabei suchte er den Blick des Obersten, ohne ihn jedoch finden zu können. Der Oberst sah gerade aus dem Fenster und ärgerte sich über ein Dragonerpferd, das vorübergeführt wurde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/41
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/41>, abgerufen am 06.05.2024.