Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.aber es ist doch Zeit, daß wir endlich auf den Exerzierplatz kommen." Swoyschin fuhr auf: neben ihm stand der Oberst wohlwollend lächelnd, die Cigarette in der Hand, was bedeutete, daß er schon gefrühstückt hatte. "Zu Befehl, Herr Oberst!" Der Adjutant rieb sich schlaftrunken die Augen. "Es ist die höchste Zeit. Ihr Diener meldete mir soeben, daß er trotz aller Anstrenung Sie nicht habe wecken können," sagte der Oberst. Swoyschin griff sich an die Stirn. "Gleich, gleich, Herr Oberst - nein, wie ich so verschlafen konnte! Ihre Bowle hat mir's angethan. Ich hab' so sonderbar geträumt! Zu merkwürdig!" "Von Annie?" fragte der Oberst schlau. "Ja ... nein! ... Ach, verzeihen Sie, Herr Oberst, wie hat doch Tapsch diese rätselhafte Ginori beschrieben? Rothaarig, junonisch, nicht wahr?" "So gut ich mich erinnere ..." "Ja, die Sirene in der Kunstausstellung einer Provinzhauptstadt. Das stimmt entschieden nicht!" "Stimmt nicht - womit?" "Ich werd's Ihnen später einmal erzählen, Herr Oberst." Swoyschin hatte indessen summarisch Toilette gemacht und bereitete sich vor, mit nüchternem Magen sein Pferd zu besteigen. Schon im Weggehen wandte aber es ist doch Zeit, daß wir endlich auf den Exerzierplatz kommen.“ Swoyschin fuhr auf: neben ihm stand der Oberst wohlwollend lächelnd, die Cigarette in der Hand, was bedeutete, daß er schon gefrühstückt hatte. „Zu Befehl, Herr Oberst!“ Der Adjutant rieb sich schlaftrunken die Augen. „Es ist die höchste Zeit. Ihr Diener meldete mir soeben, daß er trotz aller Anstrenung Sie nicht habe wecken können,“ sagte der Oberst. Swoyschin griff sich an die Stirn. „Gleich, gleich, Herr Oberst – nein, wie ich so verschlafen konnte! Ihre Bowle hat mir’s angethan. Ich hab’ so sonderbar geträumt! Zu merkwürdig!“ „Von Annie?“ fragte der Oberst schlau. „Ja … nein! … Ach, verzeihen Sie, Herr Oberst, wie hat doch Tapsch diese rätselhafte Ginori beschrieben? Rothaarig, junonisch, nicht wahr?“ „So gut ich mich erinnere …“ „Ja, die Sirene in der Kunstausstellung einer Provinzhauptstadt. Das stimmt entschieden nicht!“ „Stimmt nicht – womit?“ „Ich werd’s Ihnen später einmal erzählen, Herr Oberst.“ Swoyschin hatte indessen summarisch Toilette gemacht und bereitete sich vor, mit nüchternem Magen sein Pferd zu besteigen. Schon im Weggehen wandte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0104" n="103"/> aber es ist doch Zeit, daß wir endlich auf den Exerzierplatz kommen.“</p> <p>Swoyschin fuhr auf: neben ihm stand der Oberst wohlwollend lächelnd, die Cigarette in der Hand, was bedeutete, daß er schon gefrühstückt hatte.</p> <p>„Zu Befehl, Herr Oberst!“ Der Adjutant rieb sich schlaftrunken die Augen.</p> <p>„Es ist die höchste Zeit. Ihr Diener meldete mir soeben, daß er trotz aller Anstrenung Sie nicht habe wecken können,“ sagte der Oberst.</p> <p>Swoyschin griff sich an die Stirn. „Gleich, gleich, Herr Oberst – nein, wie ich so verschlafen konnte! Ihre Bowle hat mir’s angethan. Ich hab’ so sonderbar geträumt! Zu merkwürdig!“</p> <p>„Von Annie?“ fragte der Oberst schlau.</p> <p>„Ja … nein! … Ach, verzeihen Sie, Herr Oberst, wie hat doch Tapsch diese rätselhafte Ginori beschrieben? Rothaarig, junonisch, nicht wahr?“</p> <p>„So gut ich mich erinnere …“</p> <p>„Ja, die Sirene in der Kunstausstellung einer Provinzhauptstadt. Das stimmt entschieden nicht!“</p> <p>„Stimmt nicht – womit?“</p> <p>„Ich werd’s Ihnen später einmal erzählen, Herr Oberst.“</p> <p>Swoyschin hatte indessen summarisch Toilette gemacht und bereitete sich vor, mit nüchternem Magen sein Pferd zu besteigen. Schon im Weggehen wandte </p> </div> </body> </text> </TEI> [103/0104]
aber es ist doch Zeit, daß wir endlich auf den Exerzierplatz kommen.“
Swoyschin fuhr auf: neben ihm stand der Oberst wohlwollend lächelnd, die Cigarette in der Hand, was bedeutete, daß er schon gefrühstückt hatte.
„Zu Befehl, Herr Oberst!“ Der Adjutant rieb sich schlaftrunken die Augen.
„Es ist die höchste Zeit. Ihr Diener meldete mir soeben, daß er trotz aller Anstrenung Sie nicht habe wecken können,“ sagte der Oberst.
Swoyschin griff sich an die Stirn. „Gleich, gleich, Herr Oberst – nein, wie ich so verschlafen konnte! Ihre Bowle hat mir’s angethan. Ich hab’ so sonderbar geträumt! Zu merkwürdig!“
„Von Annie?“ fragte der Oberst schlau.
„Ja … nein! … Ach, verzeihen Sie, Herr Oberst, wie hat doch Tapsch diese rätselhafte Ginori beschrieben? Rothaarig, junonisch, nicht wahr?“
„So gut ich mich erinnere …“
„Ja, die Sirene in der Kunstausstellung einer Provinzhauptstadt. Das stimmt entschieden nicht!“
„Stimmt nicht – womit?“
„Ich werd’s Ihnen später einmal erzählen, Herr Oberst.“
Swoyschin hatte indessen summarisch Toilette gemacht und bereitete sich vor, mit nüchternem Magen sein Pferd zu besteigen. Schon im Weggehen wandte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/104 |
Zitationshilfe: | Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/104>, abgerufen am 02.03.2025. |