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Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.

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Conseiller Cherin es selbst meinem Vater mitgetheilt, daß die Ahnenproben des Herrn von Letoriere so gut wie illusorisch, und seine Einladungen zu Hof geradezu ein Gewaltstreich gewesen sind."

"Der König hat ihn zum Marquis d'Olbreuse gemacht," ereifert sich Julie.

"Als ob er darum adeliger wäre als früher, weil er das Recht hat, sich eine Marquisenkrone auf seinen Wagenschlag malen zu lassen! Papa sagte noch neulich, da irgend so ein hergelaufener Wicht durch des Königs Willkür mit einem Adelspatent versehen wurde: er begreife nicht recht, was das eigentlich bedeute; daß die Edelleute einen König machen könnten, davon wiese die Geschichte verschiedene Beispiele auf, daß ein König es jedoch vermöchte, einen Edelmann zu schaffen, davon wisse er nichts."

Julie schweigt trotzig und auch etwas betroffen; plötzlich hebt sie den Kopf: "Wie wagst Du, mir etwas Abfälliges zu sagen über die Familie Lancelot's! Warst Du nicht verliebt in den Hofmeister Deiner Brüder, einen Sieur Picard?"

Gabrielle zuckt mit den Achseln. "Gewiß,"

Conseiller Chérin es selbst meinem Vater mitgetheilt, daß die Ahnenproben des Herrn von Letorière so gut wie illusorisch, und seine Einladungen zu Hof geradezu ein Gewaltstreich gewesen sind.“

„Der König hat ihn zum Marquis d’Olbreuse gemacht,“ ereifert sich Julie.

„Als ob er darum adeliger wäre als früher, weil er das Recht hat, sich eine Marquisenkrone auf seinen Wagenschlag malen zu lassen! Papa sagte noch neulich, da irgend so ein hergelaufener Wicht durch des Königs Willkür mit einem Adelspatent versehen wurde: er begreife nicht recht, was das eigentlich bedeute; daß die Edelleute einen König machen könnten, davon wiese die Geschichte verschiedene Beispiele auf, daß ein König es jedoch vermöchte, einen Edelmann zu schaffen, davon wisse er nichts.“

Julie schweigt trotzig und auch etwas betroffen; plötzlich hebt sie den Kopf: „Wie wagst Du, mir etwas Abfälliges zu sagen über die Familie Lancelot’s! Warst Du nicht verliebt in den Hofmeister Deiner Brüder, einen Sieur Picard?“

Gabrielle zuckt mit den Achseln. „Gewiß,“

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[68/0068] Conseiller Chérin es selbst meinem Vater mitgetheilt, daß die Ahnenproben des Herrn von Letorière so gut wie illusorisch, und seine Einladungen zu Hof geradezu ein Gewaltstreich gewesen sind.“ „Der König hat ihn zum Marquis d’Olbreuse gemacht,“ ereifert sich Julie. „Als ob er darum adeliger wäre als früher, weil er das Recht hat, sich eine Marquisenkrone auf seinen Wagenschlag malen zu lassen! Papa sagte noch neulich, da irgend so ein hergelaufener Wicht durch des Königs Willkür mit einem Adelspatent versehen wurde: er begreife nicht recht, was das eigentlich bedeute; daß die Edelleute einen König machen könnten, davon wiese die Geschichte verschiedene Beispiele auf, daß ein König es jedoch vermöchte, einen Edelmann zu schaffen, davon wisse er nichts.“ Julie schweigt trotzig und auch etwas betroffen; plötzlich hebt sie den Kopf: „Wie wagst Du, mir etwas Abfälliges zu sagen über die Familie Lancelot’s! Warst Du nicht verliebt in den Hofmeister Deiner Brüder, einen Sieur Picard?“ Gabrielle zuckt mit den Achseln. „Gewiß,“

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Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/68>, abgerufen am 24.11.2024.