Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.selbst die Etiquette Unbequemlichkeiten bereitet, da schüttelt sie selbe von sich ab; von den Andern aber fordert sie, daß sie dem alten Cultus treu bleiben. Die Adelsbriefe werden ganz anders geprüft als ehedem, und alte Statuten hervorgezogen, um die sich seit der Regierung Voltaire's Niemand mehr zu kümmern beliebte. Die Parvenus werden's nicht mehr so gut haben wie in der alten Zeit." Bei dem unliebsamen Wort "Parvenu" zuckt Letoriere zusammen. Ohne davon Notiz zu nehmen, taucht der Herzog seinen stechenden Blick in die Augen des jungen Freundes und fragt brüsk: "Sag', wie stehst Du denn eigentlich mit Deiner Julie?" Letoriere runzelt die Stirn - "ich stehe mit ihr wie ein Verlobter mit seiner Braut, die er wie ein Heiligthum hoch hält." Die Mienen des alten Richelieu verrathen das mitleidigste Staunen: "Also ist es wahr, was die Leute sagen" - Richelieu nimmt eine Priese Tabak - "Deine ganzen Errungenschaften belaufen sich, dieser Soissons gegenüber, auf ein selbst die Etiquette Unbequemlichkeiten bereitet, da schüttelt sie selbe von sich ab; von den Andern aber fordert sie, daß sie dem alten Cultus treu bleiben. Die Adelsbriefe werden ganz anders geprüft als ehedem, und alte Statuten hervorgezogen, um die sich seit der Regierung Voltaire’s Niemand mehr zu kümmern beliebte. Die Parvenus werden’s nicht mehr so gut haben wie in der alten Zeit.“ Bei dem unliebsamen Wort „Parvenu“ zuckt Letorière zusammen. Ohne davon Notiz zu nehmen, taucht der Herzog seinen stechenden Blick in die Augen des jungen Freundes und fragt brüsk: „Sag’, wie stehst Du denn eigentlich mit Deiner Julie?“ Letorière runzelt die Stirn – „ich stehe mit ihr wie ein Verlobter mit seiner Braut, die er wie ein Heiligthum hoch hält.“ Die Mienen des alten Richelieu verrathen das mitleidigste Staunen: „Also ist es wahr, was die Leute sagen“ – Richelieu nimmt eine Priese Tabak – „Deine ganzen Errungenschaften belaufen sich, dieser Soissons gegenüber, auf ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="46"/> selbst die Etiquette Unbequemlichkeiten bereitet, da schüttelt sie selbe von sich ab; von den Andern aber fordert sie, daß sie dem alten Cultus treu bleiben. Die Adelsbriefe werden ganz anders geprüft als ehedem, und alte Statuten hervorgezogen, um die sich seit der Regierung Voltaire’s Niemand mehr zu kümmern beliebte. Die Parvenus werden’s nicht mehr so gut haben wie in der alten Zeit.“</p> <p>Bei dem unliebsamen Wort „Parvenu“ zuckt Letorière zusammen. Ohne davon Notiz zu nehmen, taucht der Herzog seinen stechenden Blick in die Augen des jungen Freundes und fragt brüsk: „Sag’, wie stehst Du denn eigentlich mit Deiner Julie?“</p> <p>Letorière runzelt die Stirn – „ich stehe mit ihr wie ein Verlobter mit seiner Braut, die er wie ein Heiligthum hoch hält.“</p> <p>Die Mienen des alten Richelieu verrathen das mitleidigste Staunen: „Also ist es wahr, was die Leute sagen“ – Richelieu nimmt eine Priese Tabak – „Deine ganzen Errungenschaften belaufen sich, dieser Soissons gegenüber, auf ein </p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0046]
selbst die Etiquette Unbequemlichkeiten bereitet, da schüttelt sie selbe von sich ab; von den Andern aber fordert sie, daß sie dem alten Cultus treu bleiben. Die Adelsbriefe werden ganz anders geprüft als ehedem, und alte Statuten hervorgezogen, um die sich seit der Regierung Voltaire’s Niemand mehr zu kümmern beliebte. Die Parvenus werden’s nicht mehr so gut haben wie in der alten Zeit.“
Bei dem unliebsamen Wort „Parvenu“ zuckt Letorière zusammen. Ohne davon Notiz zu nehmen, taucht der Herzog seinen stechenden Blick in die Augen des jungen Freundes und fragt brüsk: „Sag’, wie stehst Du denn eigentlich mit Deiner Julie?“
Letorière runzelt die Stirn – „ich stehe mit ihr wie ein Verlobter mit seiner Braut, die er wie ein Heiligthum hoch hält.“
Die Mienen des alten Richelieu verrathen das mitleidigste Staunen: „Also ist es wahr, was die Leute sagen“ – Richelieu nimmt eine Priese Tabak – „Deine ganzen Errungenschaften belaufen sich, dieser Soissons gegenüber, auf ein
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